19/11  Vom rechten Aberglauben

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:27

Übers Wochenede ist mir die Mutter nicht mehr aus dem Kopf gegangen, die am Freitag auf das SAPS-Beratungstelefon angerufen hat. Es ging um ihre Tochter. Diese sei schwer übergewichtig und sollte in ein begleitetes Programm aufgenommen werden. Mit dem Stoffwechsel stimme etwas nicht.

Ob das ein Arzt festgetellt habe, wollte meine Mitarbeiterin wissen. Nein, das könnten die ohnehin nicht feststellen, kam die Antwort. Man habe einen Bluttest machen lassen und dabei festgestellt, dass das Kind keine Kohlenhydrate vertrage. Deshalb habe man mehrere Wochen ganz darauf verzichtet. Dabei habe das Kind auch prächtig abgenommen. Aber dann seien alle Kilos wieder gekommen und jetzt sei das Mädchen schwerer als vorher. Deshalb müsse es nun in ein Gruppenprogramm, wo es die kohlenhydratfreie Diät weiterführen könne.

Wir haben ihr abgeraten, denn kein verantwortungsvoller Therapeut würde ein übergewichtiges Kind einer solch einseitigen Ernährung aussetzen. Vielmehr sei es wichtig, auch zu Hause auf eine fett- und kalorienbewusste, ausgewogene Kost zu achten. – Das komme nicht in Frage, meinte die Mutter, dieses Kind sei das einzige, das ein Stoffwechselproblem habe, die andern seien normalgewichtig und könnten essen, was sie wollten, daher falle es ihr nicht ein, für das eine Kind extra zu Kochen…

Manchmal könnte man verzweifeln. Es kommt einem vor wie zu Gotthelfs Zeiten, als von Irr- und Aberglauben verblendete Mütter ihre Kinder zu Tode quacksalbern liessen… am Schluss nimmt man wohl noch Zuflucht bei Fernheilern und Gesundbetern… und wenn alles nichts genützt hat, soll dann die Schulmedizin Schuld sein, dass das Kind nicht mehr abnimmt, nachdem man es mit falschen Kuren regelrecht verdorben hat. – Es ist gut, eine nationale Politik zu haben und ein Massnahmenpaket zu schnüren… aber dringend notwendig werden noch lange eine ganz elementare Aufklärung und Information bleiben.




18/11  Gesunder Menschenverstand

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:58

Zwischen dem Ess-Tempo und der Ess-Menge besteht ein Zusammenhang. Das hat uns eigentlich unsere Mutter schon mitzuteilen versucht, als sie jeweils sagte: Es nimmt der’s niemer ewägg!

Während meines Studiums habe ich dann allerdings an einer englischen Gesamtschule (Comprehensive School) die gegenteilige Erfahrung gemacht: Schüler und Lehrer sassen an Zehnertischen, das Essen wurde aufgetragen, die matschigen Kartoffeln, die unvermeidliche Pork-and-Kidney-Pie mit der undefinierbaren Gravey… und man wusste genau, wer seinen Teller nicht ratzekahl leergegessen hatte, bis der Nachschlag gebracht wurde, der hatte keine Chance, noch eine zweite Portion zu bekommen. Also löffelten die Kids und das Lehrpersonal gemeinsam um die Wette, kaum dass der Headmaster das letzte Wort seines Tischgebets gesprochen hatte.

Dieser Selbsterhaltungsschaufelreflex kam mir in den Sinn, als ich den Artikel in USA TODAY las. Eine Studie an der Universität von Rhode Island hatte mit einem Experiment herausgefunden, dass tatsächlich mehr Kalolrien zu sich nimmt, wer schneller isst.

30 normalgewichtige Studentinnen wurden im Esslabor vor eine grosse Platte mit Teigwaren gesetzt und aufgefordert, davon – so rasch wie möglich – so viel zu essen, bis sie ein Sättigungsgefühl verspürten. In einem zweiten Test wurden sie angehalten, sich beim Essen alle Zeit zu nehmen, dazwischen eine Pause einzulegen, miteinander zu reden und gründlich zu kauen…

Das verzehrte Essen wurde gewogen und in Kalorien umgerechnet. Beim schnellen Verzehr schlangen die Probandinnen in ca. 9 Minuten Teigwaren für 646 Kalorien hinunter; die Langsamessenden nahmen in 29 Minuten im Schnitt 579 Kalorien zu sich. – Differenz: 67 Kalorien. Das mag nicht als viel erscheinen, aber wenn sich dieser Vorgang täglich bis zu dreimal wiederholt, kommt ganz schön was zusammen.

Zudem fühlten sich die Schnellesserinnen eine Stunde nach der Mahlzeit weniger satt als ihre Kolleginnen mit dem langsamen Tempo. Und wer langsam ass, trank im Schnitt auch mehr als die Schnellen, was zur besseren Sättigung beitrug. – Interessant – das ist meine persönliche Schlussfolgerung – ist doch immer wieder, dass es in unserer evidenzbasierten Welt offenbar für alles und jedes eine Studie braucht, auch wenn der gesunde Menschenverstand auf dem direkten Weg zum gleichen Resultat gekommen wäre.




17/11  Die Charta gegen Adipositas

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:23

Ich war gespannt. Heute Morgen, beim DRS 1-Ratespiel Morgenstund hat Gold im Mund stand die letzte Frage im Zeichen der WHO-Konferenz in Istanbul: Wie lautet der Fachbegriff für Übergewicht? Und die Kandidatin beriet sich mit ihrem Team, nahm innerlich Anlauf und sagte dann mit erheblichem Selbstzweifel: Adi – – posi – tas?

Geht doch. Irgendwann einmal wird sich der Ausdruck durchgesetzt haben, und es steht nicht zu befürchten, dass er nicht mehr aktuell ist, wenn ihn dann einmal alle kennen. Aber ich habe mich doch gefreut, dass die Frau es gewusst hat. Man ist ja genügsam.

Dann packte mich die Neugierde. Was hat jetzt bei der Konferenz herausgeschaut? Wie haben die Minister nach ihren Gesprächen den Charta-Entwurf verändert? Wurde er am Ende entschärft, im Sinne des machbaren Kompromisses oder was? Also rein ins Internet und über die Website der WHO zur Übersicht, von dort auf die deutsche Version, sodann zur entsprechenden Pressemitteilung betr. Charta und schliesslich zur Charta selber.

Und ein schneller Quervergleich beim Überfliegen zeigt: die haben gar nicht so viel verändert. Und es ist – wenn schon – keine Verwässerung, sondern eher eine Präzisierung, eine verbindlichbere Formulierung… Also steht sie nun, die Charta, und wir wissen, was die Regierungen eigentlich tun müssten. Wir kennen die Vorsätze, die sich die Minister gefasst haben, und wir können ihre Taten daran messen. Und auch das, was sie unterlassen.

Ok, unser Gesundheitsminister, der sich so wenig in die Essgewohnheiten seiner Bürger einmischen will wie möglich, kann zwar sagen, dass nicht dabei gewesen sei… aber das rettet ihn nicht, denn die Charta gibt es auch auf Französisch. Und das müsste er verstehen.




16/11  Verfassungswidrig

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:36

Eigentlich wollte ich heute etwas über die junge Frau schreiben, die mit 21 Jahren gestorben ist, 174 cm gross und 40 Kilo schwer. Ein Model. Mit 13 war sie entdeckt worden und stand seither im Dienste der modischen Schönheit und der verordneten Magerkeit, bis zum Ende.

Aber dann hat mich am Nachmittag, gegen Abend wars schon, eine Aussage auf einem Podium elektrisiert, die es in sich hatte. Es war am Lachener Symposium Klinik Medizin, mit dem Themenschwerpunkt Übergewicht. Mehr als 200 interessierte Fachleute aus allen einschlägigen Fakultäten waren anwesend und in einer Reihe von engagierten Referaten wurde über die Krankheit selber und über aktuelle Erkenntnisse zu deren Therapie informiert.

Im Vordergrund standen die chirurgischen Eingriffe, Magenband und Magenbypass, man hörte von den erprobten und erfolgreichen Techniken, aber auch von den Risiken und den Einschränkungen. Und davon, dass es ganz konkrete gesetzliche Bestimmungen gibt, die erfüllt sein müssen, damit die Krankenkassen einen solchen Eingriff übernehmen. Eines der einschneidenden Kriterien ist das Alter: es kann ein Mensch noch so dick und krank sein… wenn er älter als 60 ist, wird er die Operation nicht bekommen. Basta. Wir haben das bis jetzt – gesetzesfürchtige Bürger wie wir sind – widerspruchslos zur Kenntnis genommen. Es ist Gesetz. Dann ist es halt so.

Und dann sass da auf den Podium der Chefarzt Innere Medizin am Spital Lachen, PD Dr. med. Franco Salomon. Und sprach die unmissverständnlichen Worte: Das mit der Altersgrenze bei 60 ist ein Skandal. Das ist übelste Diskriminierung und angesichts der stetig steigenden Lebenserwartung in keiner Weise akzeptabel. Es ist ein Verstoss gegen die Bundesverfassung, die ausdrücklich verlangt, dass kein Bürger diskriminiert werden darf.

In dieser Deutlichkeit habe ich das noch nie gehört. Ich habe mich selber ja auch schon mit dem Thema befasst, aber so kompromisslos war der Widerspruch zum gesunden Menschenverstand noch nicht formuliert worden. Ich habe die Botschaft aufgenommen. Das ist ein Thema, für das es sich zu kämpfen lohnt. Wir werden uns etwas einfallen lassen müssen.




15/11  Hier spricht nur der Automat!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 19:28

Das ist eine von Emils klassischen Glanznummern: Wie er als diensthabender Polizist den Telefonbeantworter „spielt“ und dann, als sein Gegenüber am andern Ende der Leitung den Trick durchschaut, trotzig darauf besteht: Nein, hier spricht nur der Automat!

Diese Cabaret-Episode kam mir in den Sinn, als ich eine Meldung in der Los Angeles Time sah: immer mehr Schnellimbiss-Buden haben den Bestellvorgang automatisiert. Sie stellen sog. Touch-Screen-Geräte auf, also Bildschirme, die man durch Berührung steuern kann, und die nehmen dann die Bestellungen der Kunden entgegen. Bringt das was?

Für mich ist ja die Bestellung im McDonald’s immer eine Nervenprobe. Ich bin froh, wenn ich vor mir eine Warteschlange habe, dann kann ich ohne Stress die abgebildeten Speisen studieren, meine Auswahl treffen, das Angebot in Gedanken mit der TV-Reklame vergleichen, die ich kürzlich gesehen habe, dabei ein paarmal die Namen memorieren, damit ich sie, wenn ich endlich drankomme, ohne zu Stocken zügig hersagen kann, denn ich will ja nicht als trotteliger Greis erscheinen… und wenn ich dann wirklich vor der Theke stehe, habe ich prompt einen Blackout, muss wieder hilfesuchend zur Affiche gucken, finde natürlich nicht, was ich eigentlich gewollt hätte, und sage dann einfach, was mir gerade einfällt… Kaum hat die junge Frau mit der Dächlikappe meine Bestellung eingetippt, weiss ich wieder, was es gewesen wäre, aber da rutscht das Päcklein schon hinten in die Vitrine und ich kanns nicht mehr korrigieren…

Für solche Leute wie mich muss es ideal sein, an einem Terminal in Ruhe die Auswahl treffen zu können, sich nicht darum kümmern zu müssen, wie man den Namen des Mexikanischen Special-Burgers korrekt ausspricht… Aber erstaunlicherweise hat eine Untersuchung gezeigt, dass es vor allem die Jungen sind, die auf diese anonyme Automaten-Bestellung stehen, Leute über 50 seien da deutlich zurückhaltender.

Auf jeden Fall sei die Sache extrem erfolgversprechend, der Umsatz – und damit die verzehrten Mengen – stiegen enorm an, da der Automat unfehlbar auf die günstigen Super-Schnäppchen hinweist und geduldig nochmal nachfragt, ob man nicht doch die grössere Portion Pommes möchte, und welche Mayo es denn sein dürfe… mit angenehm ausgeglichener, sympathischer Automatenstimme eben.




14/11  Die WHO tagt

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:42

WHO – drei magische Buchstaben im Gesundheitswesen: World Health Organisation / Weltgesundheits-Organisation. Wer wäre berufener, auf allerhöchster Ebene die notwendigen Massnahmen zu eregreifen, um die Übergewichts-Epidemie in den Griff zu bekommen?

Vom 15. bis zum 17. November findet in Istanbul die Europäische Ministerkonferenz der WHO zur Bekämpfung der Adipositas statt. Die Schweizer Delegation ist heute Vormittag von Kloten abgeflogen. Unser Innen- und Gesundheitsminister konnte nicht mit, man musste BAG-Chef Thomas Zeltner vorübergehend in den Rang eines Staatssekretärs befördern, damit er als Delegationsleiter und mit den andern auf Augenhöhe diskutieren kann.

Der Konferenz liegt eine Charta im Entwurf vor. Sie wurde in gründlicher Vorbereitungsarbeit entwickelt und enthält neben einer klaren Situationsanalyse auch ein Bündel von elf konkret beschriebenen Massnahmen, welche den Staat, die Privatwirtschaft, die Lebensmittelproduzenten, die Medien und den einzelnen Bürger nicht zu knapp in die Pflicht nehmen. Ein schöner Satz, den sich auch hierzulande sehr viele selbstgerechte Biedermenschen dick hinter die Ohren schreiben müssten, heisst: Die alleinige Schuldzuweisung an den Einzelnen für seine Adipositaserkrankung darf nicht akzeptiert werden.

Solche wichtige Feststellungen werden dann allerdings konterkariert durch Sätze wie: Entschlossenheit und Führungswille auf höchster politischer Ebene und ein starkes Engagement des gesamten Staates sind die Voraussetzungen für sektorübergreifende Mobilisierung und entsprechende Synergiekräfte. – Das klingt, als ob George W. Bush mit den letzten Reserven nochmals gegen den Terrorismus ins Feld ziehen wollte…

Man darf gespannt sein, was die Konferenz in den drei Tagen aus der überzeugenden und umfassenden Vorlage macht… und man möchte hoffen, dass mutige Entscheide zu einschneidenden Schritten getroffen werden… – Aber… Skepsis bleibt natürlich. Die Kräfte des Beharrens sind nicht zu unterschätzen. Vielleicht ist es kein Zufall, dass gerade dieser Tage in Grossbritannien ein Werbespot für Burger King den Weg in die Medien fand, bei dem es selbst dem gutmütigen Betrachter schlicht die Sprache verschlägt… oder wie ergeht es Ihnen?




13/11  12 Tage Pulver

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:40

Es ist keine neue Geschichte. Es ist leider eine altbekannte aber immer wieder verblüffende Story vom Abnehmen.

Da steht heute kurz vor Mittag in unserem Büro eine Frau. Sie möchte sich beraten lassen. Nun haben wir eigentlich keine „Sprechstunde“, wir vermitteln nur Informationen darüber, wo Hilfesuchende sich helfen lassen können. Aber diesmal ist es irgendwie anders. Die Frau wirkt mitleiderregend, spricht leise, hat am Bahnhof, als wir letzte Woche einen Stand hatten, einen Werbeprospekt von uns mitgenommen und ist nun da, weil sie die Unterstützung möchte, die wir dort in Aussicht gestellt haben.

Sie hat mich schon am Fernsehen gesehen. Das muss irgendwie beruhigend wirken, vertrauenerweckend. Es sei so, sagt sie, dass sie unbedingt abnehmen müsse, wegen der Arthrose im Knie. Und da sei sie in einem Zentrum gewesen, dort habe man ihr ein Pulver gegeben. Zwölf Tage lang habe sie nichts gegessen als nur dieses Pulver und dabei über drei Kilo abgenommen.

Dann habe sie mit dem Pulver aufgehört und jetzt seien nicht nur die drei Kilo wieder da, sondern noch einige dazu und es würden ihr keine Kleider mehr passen und wir sollten ihr doch helfen…

Da sitzt sie, ein etwas breites Häufchen Elend, schnauft und reibt sich die Augen, kramt in ihrer Tasche und sagt ein übers andere Mal: Ich kann ja abnehmen, das habe ich gesehen, sogar gut, aber es kommt jedes Mal alles wieder zurück… was soll ich nur tun?

Eigentlich, müsste man meinen, sollte sich das mit dem JoJo-Effekt nach Gewaltskuren herumgesprochen haben. Eigentlich, müsste man meinen, sollten „Zentren“ die sich mit Namen schmücken, die Gesundheit und Wohlergehen versprechen, ihre Patienten verantwortungsbewusst begleiten, auch nach einer „Kur“ noch beraten, um Rückfälle zu verhindern… Es ist unglaublich und es lässt einen so hilflos werden.

Ich gebe ihr eine Liste mit Namen von Kliniken und Ärzten, von denen wir wissen, dass sie ihre Patienten ernst nehmen und sie nicht allein lassen, ich gebe ihr unsere Informationsbroschüren mit und hoffe, dass sie diesmal die richtige Wahl trifft und nicht wieder auf windige Pulververschfreiber hereinfällt… ich wünsche ihr die Kraft zum Durchhalten und versuche, sie zu motivieren. Sie sei früher nie dick gewesen, sagt sie. Erst mit dem Alter seien die Kilos gekommen. Jetzt hat sie einen BMI von über 30.




12/11  Sevilla

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:54

Es war wirklich so: der Tagesablauf in Spanien, bei sommerlicher Temepratur von 26 Grad, liess keine PC-Arbeit vor Mitternacht zu, und nach einem durchzechten Abend mit Stadtrundgang, Flamenco-Show und Galadiner liegt der Gedanke an die eBalance-Leserschaft nicht mehr drin.

Aber: eBalance zahlt sich aus, z.B. bei der Sicherheitskontrolle in unseren einzigartigen Klotener Flughafen. Da stehe ich mit dem landesüblichen Gefühl der Ungewissheit vor dem elektronischen Detektortor, habe vorher schon Handy und Geldbeutel abgegeben und schicke mich an – weil es auf den Instruktionen mit einem unübersehbaren Piktogramm so verlangt war – die Armbanduhr und meinen Gürtel zu lösen… da winkt mich der diensthabende Sicherheitsmann freundlich durch und sagt: Lassen Sie nur, das ist nicht nötig. Sie könnten auch einmal über unsere Arbeit hier einen Beitrag schreiben…

Ich bedanke mich artig und sage noch: Sie machen einen guten Job, man fühlt sich sicher… und bin mir gar nicht so recht im klaren, ob das jetzt gut ist oder schlecht, ob er einen Rüffel bekommt oder ob nun die Vorschriften verschärft werden… das hätte ich dann im Fall nicht gewollt. Aber ich muss in Spanien beim Transit und heute beim Abflug den Gurt auch nicht ausziehen. Alles pendelt sich ein.

Drei Tage Kongress in einer unbeschreiblich wunderbaren Stadt, die bei Tag und vor allem bei Nacht aussieht wie aus dem Märchenbuch, als wäre die Zeit in den verwinkelten Gässlein stehen geblieben, wo der Geist von Cervantes, Lope de Vega, Carmen und Kolumbus zwischen den gekachelten Häusermauern weht… Schade, bleibt nicht mehr Zeit.

Wir sind in einem tausendzimmrigen riesigen Hotelkomplex untergebracht, der seinerzeit für die Weltausstellung hochgezogen worden war, und der mit stolzem Luxus die Annehmlichkeiten des modernen Tourismus bietet… zu besonders günstigen Konditionen für uns Hilfswerkvertreter… Aber die Investition dürfte sich lohnen: in jedem von uns ist der Wunsch erwacht, so bald wie möglich wieder hinzufahren.




9/11  Guter Mäc – böser Mäc

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:36

Das kennen Sie aus den Krimis und manchemal wenden wir es auch bei Verhandlungen an: das Good Cop / Bad Cop-Prinzip. Einer von zweien spielt den Harten, den Bösen, den unerbittlichen Angreifer, der den Verdächtigen weichklopft, ihm Angst einjagt… dann kommt der andere, der den Guten mimt, den Verständnisvollen, den, der mit sich reden lässt, der zuhören kann… und plötzlich fasst auch der hartgesottenste Verbrecher Zutrauen und rückt mit der Wahrheit heraus. Ich wundere mich immer wieder, dass die in den Filmen auf diesen alten Trick noch hereinfallen, die können ja auch TV gucken im Knast?

Beim Essen verhält es sich ähnlich: der „Hamburger“ ist inzwischen zu so etwas wie dem Bösewicht vom Dienst avanciert, wenn es um die Identifizierung von „ungesunder“ Nahrung geht. Er ist zum Symbol für Fast Food schlechthin geworden, und wenn man Kids fragt, was sie eigentlich nicht so essen sollten, kommt es wie aus der Pistole geschossen: Big Mac, Hamburger, Fast Food.

Dabei hat es sich ja inzwischen herumgesprochen: so ein einfacher Burger von Zeit zu Zeit ist nicht das Schlimmste, das Fleisch ist frisch, es hat etwas Salat dabei, Kohlenhydrate im Brötchen, und die Kaloriendichte ist auch nicht extrem… eigentlich direkt ein „guter“ Mac, wenn er nicht zu häufig auf dem Speisezettel steht. Und die mehr oder weniger „Guten“ lachen uns ja nun von den Plakatwänden herunter an in ganzher Breite: 1 Mac für einen Franken… (aber der ist dann wirklich klein, in natura), ein etwas üppigeres Modell für 3 Stutz…

Aber heute ist mir der böseste der bösen Burger-Buben begegnet, ein „really big bad Mac“… in Gestalt des Quadruple Bypass Burger: 750 Gramm Rindfleisch bringt er zwischen de Brotdeckel und schlägt mit sage und schreibe 8000 Kalaorien zu Bauche… und wie es sich für einen solchen Wuchtbrummer gehört, steht er auf dem Menüplan eines Restaurants mit dem bezeichnenden Namen Heart Attack Grill (Herzinfarkt-Grill), begleitet von dicken Pommes und einem grossen Becher Cola… Und für alle Fälle, steht ein Rollstuhl mit Nurse bereit. – Details zu seiner Konstruktion sind hier ersichtlich.

Und da funktioniert dann das Good Cop / Bad Cop-Schema wieder perfekt: der Vierfach-Burger törnt meine Esslust mächtig an, aber da mir der Verstand sagt, ganz so doll solle ich es doch nicht treiben, bin ich mit der kleinen Ausgabe ziemlich glücklich, die mir plötzlich als Ausbund von gesunder Fitnesskost erscheint…

PS: Ich reise jetzt für zwei Tage an eine Konferenz nach Spanien und weiss noch nicht, ob ich dort Zugang zu einem PC habe… wenn bis am Sonntag nichts Neues mehr zu lesen ist, bin ich keinem Vierer-Mac erlegen, sondern ganz einfach ohne Link zur Aussenwelt.




8/11  Wunderglaube

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:39

Gehen Sie gerne zum Doktor? Der Mann im weissen Kittel (es kann natürlich auch eine Frau sein) scheint ein gewisses „Etwas“ auszustrahlen, das die einen anzieht und andere fernhält… Beim Abnehmen ist es jedenfalls, so stellt eine Studie der Connecticut Universität fest, wie die Washington Post vermeldet, nicht zu übersehen: 70 Prozent der Befragten behelfen sich mit einer „Kur“ nach eigener Wahl, und nur 30 Prozent gehen für eine Beratung zum Arzt.

Das könnte damit zu tun haben, meinen Experten, dass der amerikanische Allgemeinpraktiker wenig von Ernährungsberatung und von Übergewicht versteht… so dass eine grosse Mehrheit der Betroffenen es vorzieht, sich mit z.T. dubiosen Präparaten und Pillen selber zu behandeln. Dass sie dabei bewusst oder unbewusst ein grosses gesundheitlliches Risiko auf sich nehmen, ist ein anderes Kapitel.

Aber diese Beobachtung scheint für unsere Verhältnisse nicht ganz abwegig zu sein, wenn man die Mengen von am Schwarzmarkt oder übers Internet erstandenen Psychopharmaka betrachtet, die auch hierzulande den Weg in viele Haushalte finden. Ein weiterer Grund mag in der Wundergläubigkeit liegen, die manche Betroffene befällt, sobald sie abnehmen möchten oder müssen. Kein Werbeslogan zu plump und zu unrealistisch, als dass er nicht doch noch massenhaft Anhänger finden würde… denn wer weiss: vielleicht hilft das Produkt diesmal doch, versuchen kann man es ja, nützt es nichts, so schadet es vielleicht auch nicht…

Das Gegenteil ist leider meist der Fall. Kein Nutzen und dafür ein Schaden am Stoffwechsel – oder doch am Selbstwertgefühl, wenn ein weiterer Versuch gescheitert und im Sand verlaufen ist. – Was tun? Wem glauben? Wem nicht? – eBalance ist ein verlässlicher Ratgeber und auch wir von der SAPS können seriöse Informationen vermtiteln. Wunder haben wir allerdings nicht auf Lager.