1/12  2,85 Milliarden

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:48

So hoch sind die geschätzen Kosten, die in der Schweiz durch Übergewicht verursacht werden. – Ist das viel? Ist das wenig? In welcher Relation steht ein solcher Betrag zu den Gesamtkosten in unserem Gesundheitswesen?

Zunächst: die Zahl stammt aus dem Jahr 2003. Seitdem hat sich die Übergewichtsproblematik markant verschärft, auch in unserem Land. Es gab eine Schätzung aus dem Bundesamt für Gesundheit, dass die Krankheiten, die im weitesten Sinn mit „falscher“ Ernährung zu tun haben, rund 13 Milliarden kosten, das wäre knapp ein Drittel der ganzen Gesundheitskosten.

Die oben genannte Zahl steht in einem Artikel, den heute der TagesAnzeiger publiziert hat. Allerdings nicht im Artikel selbst, sondern in einer Tabelle, die zur Illustration dient und in welcher die Folgekosten für die verschiedenen Krankheiten aufgeführt sind. An erster Stelle kommen Berufsunfälle und Berufskrankheiten (18,3 Milliarden), dann folgt der „arbeitsbedingte Stress“ mit 16,8 (aber 11 Milliarden davon werden als sog. „immaterielle Kosten“ ausgewiesen, unter anderem als „Verlust an Lebensqualität“). Die Unfälle im Strassenverkehr schlagen mit 13 Milliarden zu Buche, auch hier sind 9 davon „immateriell“. Tabak kostet 11 Milliarden, die Hälfte davon immateriell. Psychische Störungen: 8 Milliarden (keine immateriellen Kosten), Alkoholmissbrauch 7 (4,5 davon immateriell), Drogen 4 Milliarden, davon knapp eine halbe immateriell… und ganz am Schluss der Hitparade kommt das Übergewicht mit seinen mickrigen 2,85 Milliärdchen und ganz ohne immaterielle Nebenkosten…..

Das ist eine skandalöse Darstellung, sorry. Wer das sieht, muss sich fragen: Was soll denn das ganze Gedönse mit der Adipositas-Epidemie, wenn das hier im Vergleich so wenig kostet? Wussten wirs nicht schon immer, dass es viel gravierendere Gesundheitsprobleme gibt? Hört endlich auf mit eurer Adipositas-Hysterie!

Fakt ist, dass heute erstmals die Lebenserwartung der Jungen wieder kürzer sein wird als die der Alten. Fakt ist, dass sich diese Kosten von Jahr zu Jahr steigern werden, da es um eine chronische Krankheit geht, die nicht zu heilen, nur allenfalls durch Prävention zu verhindern ist. Die Kosten – wenn sie denn aktuell und realistisch eingeschätzt wären – werden mit jedem Jahr steigen. Aber eben (und das steht dann im Text): die Schweiz gibt lediglich 2,2 Prozent der Gesundheitskosten für Prävention aus. Das ist eine lächerlich kleine Summe. In den OECD-Ländern sind es im Durchschnitt 3 Prozent, immerhin.

Gut, dass die Behörden sich nicht irritieren lassen und endlich die Zeichen der Zeit erkannt haben. Ab 2007 wird eine Aufklärungskampagne anlaufen, die hoffentlich etwas bewirkt. Auch wenn es nur einige Millionen sind, wenige Tropfen im grossen Gesundheits- und Krankheits-Teich… es bleibt zu hoffen, dass sie Wellen werfen.