18/6  Dicke Liebe

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 11:53

Die menschlichen Vorlieben bezüglich der körperlichen Ausstattung eines Partners, einer Partnerin sind vielfältig. Und unberechenbar. Denn die Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Es gibt Frauen, die stehen auf schwere Männer. Es gibt Männer, die füttern sich ihre Gespielinnen zu wahren Fettmonstern auf. Das Internet ist voll von meist kommerziell ausgerichteten Angeboten für Voyeure mit speziellen Neigungen. Ok, wenn das jemand mag.

Neu auf dem Markt ist jetzt eine sehr seriös aufgezogene Schweizer Dating-Plattform „für Menschen, die nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprechen“. Im Vordergrund stehen dabei „Dicke“, die auf Partnersuche sind, nach dem Motto „gleich und gleich gesellt sich gern“. Das ergibt dann eine gemeinsame Erlebnis- und Verhaltensbasis und kann eine hilfreiche Erleichterung darstellen für Menschen, die ohnehin oft darunter leiden, dass sie im Alltag immer wieder Ablehnung und Ausgrenzung, ja sogar Diskriminierung erfahren.

Die ersten Einträge in der noch jungen Such-Plattform zeigen ein weites Spektrum von Männern und Frauen zwischen 21 und 59 Jahren… dabei ist eine gewisse Scheu festzustellen, sich im Bild zu zeigen, aber die Börse muss sich erst noch einspielen. Entscheidend ist die Tatsache, dass alle, die sich hier eintragen, bereit sind, sich offen und ohne Vorurteile auf Kontakte einzulassen mit Menschen, die eher nicht auf der Sonnenseite des emotionalen Lebens angesiedelt sind. Die Anonymität des Internets, die sich in anderen Beziehungs-Bereichen als extrem effiziente Kupplerin entpuppt, kann auch auf diesem Spezialgebiet ihre Möglichkeiten entfalten. Auf Erfahrungsberichte sind wir gespannt.




17/6  Neue Ufer

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 14:29

Heute hatten wir eine Besprechung mit einem Mann der Wirtschaft. Es ging mir darum, auszuloten, ob in gewissen Wirtschaftskreisen die Haltung zum Begriff der Corporate Social Responsibility gegenüber vor 15 Jahren sich geändert habe, was die Wahrnehmung des Adipositas-Komplexes betraf.

Allfällige Hoffnungen auf einen Wandel und eine höhere Bereitschaft, sich finanziell an unserer Unterstützung zu beteiligen, waren ebenso verfehlt wie nutzlos. Noch waren die Argumentationsmuster die gleichen, auch wenn ein Verständnis und eine geistige Offenheit durchaus spürbar waren… Was für uns aber neu und irgendwie erfrischend daher kam, das war die Auffassung, dass wir als Fachorganisation nicht länger passiv auf Hilfe und Unterstützung warten sollten, sondern dass wir uns aufraffen müssten, aus der Not eine Tugend zu machen, von den unentgeltlichen Dienstleistungen für alle etwas abzurücken und neue Geschäftmodelle zu entwickeln, mit denen wir unser Knowhow und unser Prestige gewinnbringend vermarkten würden…

Raus aus dem Schneckenhaus in eine Offensive, die in ein neues Selbstverständnis münden müsste. Abschied von Diskretion und Bescheidenheit, selbstbewusster Markenauftritt und ertragreiche Vermarktung dessen, was wir als unsere Stärke bezeichnen können, wo wir einzigartig sind in unserer Kompetenz, die wir uns über die Jahre erworben haben.

Diese Aussensicht mag auf den ersten Blick im Widerspruch stehen zu den von uns bisher hochgehaltenen NGO-Werten… aber es lohnt sich, unvoreingenommen darüber nachzudenken und keine Option von vorneherein auszuschliessen. Es kann nur ein Vorwärts geben.




16/6  Geheime Esser

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 18:30

Und da werden sie wieder mal über den Bildschirm getrieben. Die fetten Dicken, wie die Sau durchs Dorf. Eine neue Folge des Abnehm-Horrors am deutschen Privat-TV: Secret Eaters auf Sat.1. Es geht um eine Familie, die zu viert weit über 500 Kilo auf die Waage bringt. Alle sind sie zwar eigentlich der Meinung, dass sie „nicht viel essen“, aber alle leiden darunter, dass sie zu schwer sind.

Fitnesstrainerin und Ernährungs-Expertin Silke Kayadelen war früher selber stark übergewichtig und weiss demzufolge aus eigener Erfahrung, wie es sich anfühlt, zu schwer zu sein – und was es heisst, abzunehmen. Sie nimmnt die Geschicke der dicken Familie in die Hände und trimmt sie auf Gewichtskontrolle…

Die Frage ist ja immer, bei solchen Darbietungen, wem es hilft, fremden Leuten beim öffentlichn Abnehmen zuzuschauen.Noch ist die Serie an ihrem Anfang und es ist zu früh, eine Bilanz zu ziehen. Die Art und Weise, wie Kayadelen das Problem anpackt, ist jedoch interessant und kann die eine oder andere Anregung vermitteln, das eigene Verhalten kritisch zu hinterfragen.

Eine reichhaltige Website bringt nicht nur die bisherigen Folgen im Rückblick sondern enthält eine Fülle von Informationen aus dem Alltag derer, die mit ihrem Gewicht kämpfen. Ein Besuch und ein Stöbern in den Videos ist allemal empfehlenswert.




14/6  Mutige Worte

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:03

Dr. Margaret Chan, Generaldirektorin der Welt-Gesundheits-Organistion WHO, sprach diese Woche an der Eröffnung der 8. Weltkonferenz für Gesundheitsvorsorge in Helsinki.

In ihrem Vortrag skizzierte sie die Herausfoderungen für die öffentliche Gesundheit. Während es im letzten Jahrhundert gelungen war, ansteckende Krankheiten durch den medizinischen Fortschritt und durch die Verbesserung der Lebensbedingungen nahezu zum Verschwinden zu bringen, stehen wir heute vor dem Problem, dass nicht-übertragbare, chronische Krankheiten rapide im Zunehmen begriffen sind, verursacht durch einen ungesunden Lebensstil, der sich nicht nur in den entwickelten Ländern etabliert.

Besonders schwierig sei dabei der Umstand, dass die Mehrzahl dieser Krankheiten nicht durch das Unvermögen des Einzelnen oder durch das Versagen von Regierungen ausgelöst würden, sondern die Folge seien eines ungehemmten, auf Gewinnstreben ausgerichteten Wachstums u.a. auch der globalen Lebensmittel-Industrie. Diese bediene sich erwiesenermassen der übelsten Tricks und Strategien, um jede staatliche Regulierung auszubremsen. Mit gekauften Studien würden die Konsumeten verunsichert, durch massivste Image-Kampagnen würde die öffentliche Meinung manipuliert, mit Geschenken würden Sympathien gekauft und durch die Ankündigung von Selbstregulierungen, die dann aber nicht eingehalten werden, würden staatliche Vorschriften verhindert, die ohnehin als ungerechtfertigter Eingriff in die persönliche Entscheidungsfreiheit des Bürgers verunglimpft würden…

Gesundheitspolitik, so die WHO-Direktorin in ihrem abschliesssenden Appell an die KonferenzteilnehmerInnen, dürfe nicht zum Spielball von kommerziellen und wirtschaftlichen Interessen werden. Eine unmissverständliche Botschaft!




13/6  Der Zwang zum Essen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 14:57

Als ob das Leben an sich nicht schon kompliziert genug wäre!. Die Forschung bechäftigt sich mit der zunächst theoretischen Frage, ob es wohl einen Zusammenhang gebe zwischen bestimmten „zwanghaften“ Verhaltensweisen, wie etwa Wasch-Zwang, das Tourette-Syndrom oder übersteigertes Kontroll-Bedürfnis und dem Auftreten von Übergewicht und Adipositas.

In Versuchen mit Mäusen wurden bekannte Gen-Variationen lokalisiert, die für das eine oder das andere Phänomen als Auslöser bekannt sind. Wenn man die beiden Mäuse-Gruppen mit den jeweils anderen Genen miteinander kreuzte, so zeigte sich – vereinfacht gesagt – dass sich die Auswirkungen gegenseitig aufhoben, dass die nachfolgende Generation keinen „Tick“ mehr aufwies (bei den Mäusen ging es um den zwanghaften Impuls, sich das Fell zu putzen, so stark, bis dieses beschädigt wurde) und auch nicht mehr Fett ansetzte.

Dieses Test-Ergebnis gibt aber noch keine klare Antwort auf die ursprüngliche Frage, ob ein ursächlicher Zusammenhang zwischen „Zwang“ und „Übergewicht“ bestehe… es legt jedoch den Schluss nahe, dass es in dieseer Sache eine wie immer geartete Verbindung gibt, die nun natürlich wieder neue Forschungsprojekte auf den Plan ruft. Und während die einen Labormäuse sich putzen wie verrückt und die andern pausenlos futtern, sitzt der Labormensch noch etwas ratlos: wenn er selber keinen „Tick“ hat, was soll er denn tun, um nicht zuzunehmen?




12/6  Lizenz zum Überessen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:35

Wir haben es ja eigentlich schon immer geahnt. Die „Light“-Produkte haben einen Pferdefuss. Sie enthalten zwar – in der Regel – weniger Fett als „normale“ Lebensmittel, aber sie haben nicht immer so viel weniger Kalorien, wie man annehmen möchte. Und vor allem: da der Mensch ein wunderliches Lebewesen ist, das wenn immer möglich auf seinen Überlebensvorteil achtet, ist die Gefahr gross, dass ein innerer Automatismus uns veranlasst, von „Light“-Produkten mehr zu konsumieren, als wir sollten.

Dies hat unlängst auch eine Studie der Ulster-Universität (Irland) bestätigt. 180 Erwachsene von allen Gewichtskategorien haben daran teilgenommen. Es wurden ihnen verschiedene Nahrungsmittel und die dazugehörigen „Claims“ vorgesetzt und sie wurden aufgefordert, den Kalorienwert einer normalen Portion zu schätzen und zu beschreiben, mit welchen Gefühlen (allenfalls Schuld?) sie eine grössere Menge davon verzehren würden.

Auffallend war, dass der Kaloreingehalt von „Light“-Produkten weit tiefer eingeschätzt wurde als er effektiv war, und auch grössere Mengen von als „gesund“ deklarierten Lebensmitteln wurden ohne jedes schlechte Gewissen verspiesen… wohl nach dem Motto „viel hilft viel“, wenn es schon gut für die Gesundheit ist.

Ich persönlich habe dieses Verhalten bisher eigentlich bloss als eine individuelle Schwäche meines Ernährungscharakters interpretiert… genau so wie ich vor Jahren die Abnehm-Pille „Xenical“ wieder absetzen musste, nachdem ich mir stillschweigend angewöhnt hatte, von gewissen Dingen „mehr“ zu essen, im Wissen darum, dass der Wirkstoff dann ja 30% des verzehrten Fettes wieder ausscheiden würde…

Nun also liegt ein genereller Befund zu diesem Sachverhalt vor. Die Forscher folgern daraus, dass dies eine mögliche Erklärung dafür sein könnte, dass die Menschheit nach wie vor an Gewicht zunimmt, obwohl in den letzten zwanzig Jahren der Markt an „gesunden“ und „Light“-Produkten einen regelrechten Boom erlebt hat. – Müsste man sich diese Erkenntnis auch im Blick auf die Forderung nach einer besseren Kennzeichnung der Lebensmittel (Stichwort: Ampel) nochmals durch den Kopf gehen lassen?




11/6  Der Pizzaghetti-Drink

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:09

Über Geschmack solle man nicht streiten. Das jedenfalls empfiehlt uns das Sprichwort. Und selbstverständlich respektieren wir als weltläufige Zeitgenossen die verschiedenen kuinarischen Präferenzen auf den diversen Kontinenten, so unterschiedlich und bizarr diese auch erscheinen mögen.

Früher gab es mal so aufsehenerregende Filme unter dem Label „Mondo Cane“, in denen nebst allerlei Monstrositäten aus dem abgelegenen Sexleben (das war ja lange vor der Erfindung des Internets) auch unkonventionelles Essverhalten dokumentiert wurde: das Verspeisen von lebendigen Käfern, das Schlachten von Hunden und Schlangen… aber das war alles irgendwie „natürlich“ und entsprach offenbar einer autochtonen Lebensweise von Eingeborenen, die noch keinen Zugang zur Zivilisation hatten…

Das war etwa vor einem halben Jahrhundert. Heute wissen wir dank Google und YouTube über viel mehr Dinge Bescheid, als uns wirklich lieb ist. Was die geschmacklichen Vorlieben beim Essen betrifft, geht es längst nicht mehr um ungewohntes Brauchtum in einem abgelegenen Winkel der Erde, sondern um immer neue Errungenschaften bzw. Entgleisungen der Lebensmittelhersteller…

Wie anders wäre zu erklären, dass da plötzlich in Kanada etwas auftaucht, das sich Pizza-Spaghetti-Slush nennt… Dieses Automatengetränk mit den feingemahlenen Eiskristallen, normalerweise mit Fruchtarome, aber diesmal offenbar mit dem Geschmack von Pizza und von Spaghetti Bolognese… Geradezu rührend der Werbespot, in dem der käsefädige Mister Pizza und die haarsträhnenflatterige Miss Spaghetti sich als Liebespaar vereinen zum den offenbar neuen Trinkvergnügen, das wir uns am Gaumen gar nicht vorzustellen wagen…




10/6  Fragen und Antworten

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:08

Heute war Fragebogen-Tag. Als ob sie sich verschworen hätten, tauchten aus verschiedenen Ecken des weltweiten Spinnennetzes (mit oder ohne das Wissen von Obama) heute gleichzeitig mehrere Online-Umfragen auf. Es gehe jeweils nur ein paar Minuten, für die man sich doch bitte Zeit nehmen solle.

Und dann klickt man sich durch standardisierte Seiten, gibt an, ob eine Aussage „gar nicht“ zutrifft, oder „ein wenig“ oder „eher nicht“ oder doch „voll und ganz“… und kaum hat man mutig irgendwo eine kritische Note gesetzt, taucht prompt ein Feldchen auf, in das man nun seine Kritik mit Begründung und mit Verbesserungsvorschlägen einzutragen gebeten wird…

Natürlich könnte man schreiben, was man will… denn die Umfrage wird anonym geführt, man muss nur in groben Zügen angeben, welchem Bereich man die eigene Institution zuordnet und welche Rolle man darin selber spielt, aber nach den jüngsten Enthüllungen ist den Grossen Brüdern in den Wolken alles zuzutrauen. So formuliert man denn etwas diplomatischer als man es am Stammtisch sagen würde… und wundert sich später über den positiven Grundtenor der Analyse.

Auf jeden Fall können wir heute dank der hilfreichen Technik sozusagen parallel mitbestimmen und uns äussern… und haben dadurch das beruhigende Gefühl, am Puls der Dinge zu sein, da man ja irgendwo auf uns hören wird. Das ist doch gut.




9/6  TV bildet – Gewohnheiten

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:32

Es sei ja alles nicht so schlimm. Das sagen die Werber. Und die Eltern trügen die volle Verantwortung für das, was ihre Kinder am Fernsehen sähen. Deshalb sei es völlig falsch, auf die Werbung Einfluss nehmen zu wollen, um die Kinder vor ungesunden Einflüssen zu bewahren.

Und die Handelsfreiheits-Turbos am rechten Politrand werden nicht müde, solche Weisheiten mantra-artig nachzubeten. Dabei gibt es inzwischen Indizien, dass dem nicht so ist. Eine aktuelle Studie aus Schweden belegt das Gegenteil. Per Fragebogen wurden 1’700 Eltern nach den TV-Sehgewohnheiten und dem Getränkekonsum ihrer Kinder im Alter zwischen 2 und 9 Jahren befragt.

Die Auswertung zeigte eine simple Tatsache auf: je länger die Kinder TV (und damit auch die Werbung) guckten, umso mehr Süssgetränkem nahmen sie zu sich, unabhängig davon, was sonst in der Familie getrunken wurde… Der Anreiz, gesüsste Getränke zu trinken, kam demnach eindeutig aus den entsprechenden Werbespots.

Die Schlussfolgerung für die Fortscher: es ist grundsätzlich möglich, über das Fernsehen die Lebensgewohnheiten der Kinder und Jugendlichen zu beeinflussen, unabhängig von oder sogar entgegen der sonstigen familiären Verhaltens-Anweisungen der Eltern. Aber die Werber werden dann schon wieder eine Ausrede finden.




8/6  Irland macht ernst

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:25

Als erstes Land erlässt Irland ein komplettes Werbeverbot für HFSS in und um Kindersendungen an TV und Radio. Aber was ist HFSS? Ein neuer Wirkstoff? Ein gefährliches Präparat? – Es ist eine griffige Abkürzung für die englische Formel für Nahrungsmittel High in Fat, Sugar and Salt, also Produkte die viel Fett, Zucker oder Salz enthalten. Auf Deutsch müsste man VFZS sagen…

Das Verbot von Werbung für solche Angebote im Umfeld von Kindersendungen wurde schon länger diskutiert. Am 1. September dieses Jahres soll es nun definitiv in Kraft treten. Aber keine Regel ohne Ausnahme. Die verbindliche Auflage gilt nicht für einheimischen Käse, obwohl dieser quasi von Amtes wegen viel Fett und auch einiges an Salz enthält.

Käse wurde als „natürliches“ Produkt eingestuft, im Unterschied zu industriell verarbeiteten Lebensmitteln. Darüber sind die irischen Bauern froh. Aber die Werber kommen doch nicht ganz ungeschoren davon: sie müssen zu jedem Werbespot eine Information über die pro Tag empfohlene Verzehr-Menge einblenden.