22/10  Im Fettnapf

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:28

Häme oder gar Schadenfreude ist nicht angesagt, angesichts der Mitteilung, die heute in der SonntagsZeitung zu lesen war, wonach Nestlé Schweiz in Sachen Schokolade-Verpackung zurückbuchstabiert und bei dieser Operation „rund 50 Millionen Franken in den Sand gesetzt“ haben soll.

Treue eBalance-Blog-LeserInnen erinnern sich: ich hatte mich im Februar über eine mir grössenwahnsinnig erscheinende Schokoladewerbeaktion mokiert, damals noch nicht wissend, dass dies nur der allererste Auftakt war zu einer viel grösseren Kampagne… die nun ein so unrühmliches Ende gefunden hat. Der Schoggiflop. 50 Millionen futsch.

Sicher, der Weltkonzern steckt das weg und kein Manager muss um seinen Bonus fürchten; das einfältige Konsumvieh zahlt ja die Preisaufschläge gern. Aber ein Anflug von Bitterkeit beschleicht mich doch: vor drei Jahren hatte ich bei Nestlé Schweiz ein Gesuch um Unterstützung unserer Stiftung eingereicht. Es wäre um eine Jahrespartnerschaft in der Höhe von CHF 10’000 gegangen. Kein bedeutender Batzen für ein solches Unternehmen. Bis hinauf zu einem Vizedirektor hat man sich mit meiner Anfrage beschäftigt, und die Antwort war von mitleiderregendem Bedauern geprägt: man sei leider und mit grossem Bedauern nicht in der Lage, sich in der Adipositas-Prävention noch weiter zu engagieren, man unterstütze bereits ein Projekt, das sich an Kinder wendet.

Ich verzichte jetzt darauf, nachzurechnen, wievielmal 50 Millionen geteilt durch 10’000 ergibt… das wäre auch eine müssige Überlegung. Aber beim Nachdenken über den kapitalen Schoggiflop stellt sich mir eine andere Rechnung an: rund 130’000 Tonnen Schokolade produziert Nestlé jährlich. 100 Gramm Schokolade haben 550 Kalorien. Eine Tonne Schokolade hat demnach 5,5 Millionen Kalorien. Wenn man weiss, dass ein Überfluss von 7’000 Kalorien punkto Übergewicht einem Kilo Fett entspricht, dann ist die Rechnung bald gemacht: 130’000 Tonnen verkaufter und verzehrter Nestlé-Schokolade entsprechen insgesamt 102’050 Tonnen Körperfett… daraus ist zu schliessen, dass der Konzern – nach dem guten alten Verursacherprinzip – punkto Adipositas wohl etwas mehr an Prävention und Wiedergutmachung zu leisten hätte als das, worum wir ihn damals gebeten haben.


2 Kommentare zu “Im Fettnapf”

  1. beat sauter sagt:

    klipp und klar auf den punkt gebracht herr von grünigen!

  2. tja, vielleicht haben Sie einfach zu wenig verlangt, um ernstgenommen zu werden?
    Bekanntlich hat Nestle in der zwischenzeit in den Usa Jenny Craig gekauft, ein Unternehmen, das Schlankheitsprogramme und gleich noch die Produkte verkauft. Ich habe aktuell in Boston an der Jahrestagung der Amerikanischen Gesellschaft für die Erforschung von Übergewicht, NAASO, das Sortiment gratis ausprobiert.
    Also: erst Schoggi verkaufen, dann Diät-Riegel und Diät-Chips, dann wieder Schoggi……….
    da liegen 50 Mio für einen Werbeflopp allemal drin!

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