28/2  Journalistisches Fastfood

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:17

Der Zeitungsbericht heute, über den achtjährigen Jungen in England, der knapp hundert Kilo wiegt, hat ordentlich zu reden gegeben. Sein minuziös aufgelisteter Speiseplan ist ein Schocker: kein einziges, einigermassen „gesundes“ Lebensmittel ist darunter. Schokoriegel, Schokopops, Hamburger, Fertigkartoffelstock… – Er hasse Früchte und Gemüse, wird die Mutter zitiert. Und: Soll ich ihn etwa verhungern lassen?

Über den Jungen kann ich mich nicht ärgern, der tut mir nur leid. Aber die Mutter trägt wohl die Hauptschuld, auch wenn sie alleinerziehend ist: Sie hätte ihrem Kind ein vernünftiges Verhältnis zum Essen vorleben und beibringen müssen, als er noch bereit war, zu lernen. Dass er randaliere, wenn er nicht bekommt, was ihm schmeckt, dass er offenbar seine Lieblingsspeisen klaut und sie heimlich isst… das alles sind wahrscheinlich Folgen einer frühen Irreführung.

Experten bezeichneten die falsche Ernährung als Kindsmisshandlung und berieten darüber, den Jungen in ein Heim einzuweisen. Dagegen setzte sich die Mutter – aus Mutterliebe, heisst es – zur Wehr. Und die Behördenvertreter entschieden zu ihren Gunsten: der Bub darf bleiben.

Damit ist aber noch nichts darüber gesagt, was nun gemeinsam unternommen wird, um den Kleinen wieder auf eine gesundheitsförderliche Dimension zu reduzieren… Welches Programm kommt zur Anwendung? Welche Tipps und Tricks werden eingesetzt, um ihn zu überzeugen, von seiner Abneigung gegen Grünzeug und Früchte zu lassen? Und wie soll er bewegt werden, da er offenbar bereits den Weg bis zur Schule nicht mehr aus eigener Kraft schafft?

Keine Bange, wir werden es erfahren. Die Medien werden den Fall dokumentieren und uns aufklären darüber, was geschehen ist und noch geschieht, in praktischen Portionen, journalistisches Fastfood gewissermassen, sensations- und kalorienreich, und attraktiv verpackt. Supersize, quasi.