7/8  Liebe Lilly

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:36

In ihrem Kommentar zu meinem gestrigen Eintrag hat Lilly eine Reihe von Fragen aufgeworfen, die ich gerne beantworte. Angefangen mit dem aktuellen Gewicht: in den vier Tagen seit Beginn der Rehabilitation habe ich 1,6 Kilo abgenommen. Das ist ein recht vernünftiges Resultat. Allerdings haben wir – der Arzt und ich – festgestellt, dass ich bei meinem Eintritt am Sonntag nicht auf der hiesigen Waage gewogen wurde, sondern dass ich einfach das noch im Spital erfasste Gewicht angegeben hatte… so könnte es sein, dass die beiden Waagen nicht synchron messen. Deshalb wird der Vorgang am kommenden Montag wiederholt, dann muss der Trend klar sein.

Ich habe in meiner Übergewichts-Karriere so praktisch alles mit- und durchgemacht, was der Markt an Möglichkeiten geboten hat. Man wusste ja in den 60er Jahren noch viel zu wenig über den verheerenden Jojo-Effekt, so dass ich mich durch allzu rigorose Massnahmen richtiggehend im Gewicht hochgeschaukelt habe. – Nachdem ich unter ärztlicher Anleitung durch sanfte Ernährungsumstellung und gezielte, dosierte zusätzliche Bewegung 35 Kilo abgenommen hatte, gelang es mir, dieses neue Gewicht fast acht Jahre lang zu halten, was als Erfolg betrachtet werden darf. – Die zunehmenden Abnützungs-Schmerzen im Knie haben dazu beigetragen, dass ich mich die letzten zwei Jahre kaum noch zu Fuss „bewegt“ habe, gleichzeitig dieses Manko aber nicht durch zusätzlichen Verzicht bei der Ernährung kompensierte. So meldete sich leider ein erheblicher Teil der abgebauten Kilos wieder zurück. Das wäre vielleicht zu vermeiden gewesen, aber ich habe es nicht geschafft.

Gute Erfahrungen habe ich gemacht, als ich vor einigen Jahren konsequent nach dem Rezeptbuch „minus-plus“ (inzwischen vergriffen) gekocht habe. Ein Jahr lang habe ich so erfolgreich und in kleinen Schritten abgenommen; aber insgesamt war mir der Aufwand für die Vor- und Zubereitung der Speisen zu gross und liess sich nicht auf Dauer in meinen Alltag integrieren. – Mein Problem ist, dass ich ein lustvoller Esser und Geniesser bin, und obwohl es mir heute nicht am Wissen über das „richtige“ Verhalten mangelt, erlaube ich mir zuweilen Abweichungen vom empfohlenen Pfad und denke, das könnte ich morgen oder übermorgen wieder „kompensieren“. In Einzelfällen geht das, aber die Gefahr ist gross, dass das Kompensations-System ausser Kontrolle gerät und man plötzlich keine Chance mehr hat, die Differenz wieder einzuholen.

Noch ein Wort zum Schrittzähler: das ist in der Tat ein geniales Hilfsmittel und seine motivierende und unterstützende Wirkung ist anerkannt. Mir allerdings hat das Ding gerade geschadet, als ich vor einigen Jahren wild entschlossen versuchte, mein tägliches Pensum von mindestens 12’000 Schritten zu erbringen: in meinem blinden Eifer hatte ich meine Knie strapaziert und die Folgen sitze ich jetzt letzlich hier ab, wo es mir gut geht und ich auch hoffe, auf den rechten Pfad zurück zu finden.