26/12  Küchendienst

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:29

Leider muss ich es eingestehen: ich habs versäumt, ein gourmetmässiger Koch zu werden. Simple Dinge lagen schon drin, auch hatte ich mich fast ein Jahr lang an die wunderbaren Saison-Kochbücher von „minus-plus“ gehalten, die so einfach formuliert waren, dass sogar ich die Speisen geniessbar auf den Tisch brachte… Und einmal habe ich auch einen 3.-Welt-Kochkurs absolviert, von den mir aber nur gelbieben ist, dass man die getrockneten Kichererbsen eine Nacht lang einweichen und dann mindestens drei Stunden lang kochen muss. Soviel zum Energieproblem in der dritten Welt.

Da ich also bei Tisch eindeutig zur Nutzniesser-Gruppe der Kochkünste anderer gehöre, biete ich – wenn es opportun ist – meine Dienste an zum Aufräumen der Küche. Keiner belädt so raffiniert wie ich die Abwaschmaschine und findet noch für das sperrigste Gerät ein passendes Plätzchen… und dass das Besteck in der Schublade minuziös in die dafür bestimmten Fächer einsortiert ist und das Geschirr sich am immergleichen Ort im Schrank befindet, so dass man blindlings danach greifen könnte, das ist mir ein heiliges Prinzip.

So ist denn der Ordnungsdienst in der Küche eine gute Gelegenheit, ein leckeres Essen nochmals Revue passieren zu lassen. Anhand der Pfannen und Schüsseln rekonstruiert sich der Reigen der Speisen, das Ausmass der Reste zeigt an, wie die einzelnen Angebote Anklang gefunden haben, die Sauberkeit der Teller lässt Schlüsse darüber zu, wie das Menü geschmeckt hat und wer sich zurückhalten musste… Der Umgang mit den Überbleibseln gibt die schöne Gewissheit, etwas für die Unmwelt zu tun: kleine Portionen zum Einfrieren, abgefüllt in Tupperware-Töpfchen oder in Schälchen, mit Folie überspannt… Die Entsorgung erfolgt dann ohne schlechtes Gewissen später, wenn Schimmel oder dicke Eiskrusten die Speisenreste überziehen.

Und während das Resultat von stundenlangem Hochleistungskochen meist in kurzer Zeit weggeputzt und verspeist ist, bleibt doch die blitzblanke Küche oft mehrere Stunden sichtbar als Zeichen des Erfolgs in der Aufmerksamkeit einer dankbaren Restfamilie.