6/10 Gewerbliche Einfalt
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 11:36 |
Nun ist die Katze aus dem Sack: das Bundesamt für Gesundheit BAG hat publik gemacht, dass nächstes Jahr ein neues Label für Lebensmittel zum Einsatz kommt. Dabei wird es definitiv nicht die „Ampel“ sein, die in vielen europäischen Ländern immer mehr Anhänger (vor allem auf Seiten der Konsumenten- und Patientenorganisationen) findet, sondern ein „empfehlendes“ Symbol, mit welchem Lebensmittel ausgezeichnet werden (können), die innerhalb ihrer Kategorie den für diese Lebensmittelgruppe festgelegten Richtwerten für eine gesundheitsförderliche Ernährung entsprechen. Das Ganze ist freiwillig.
Gute Erfahrungen mit diesem System hat man bereits in einigen Ländern gemacht. Der Konsument erkennt auf einen Blick, ob er bedenkenlos zugreifen darf… und die Produzenten erhalten Anreize, die Rezepturen ihrer Produkte so zu ändern, dass sie den Vorgaben entsprechen. – Das ist, man darf es sagen, ein erster, wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Im Fernsehen, das über diese Ankündigung informierte, kam auch eine kritische Stimme zu Wort. Es war ein Vertreter des Schweizerischen Gewerbeverbandes. Er zeigte sich gar nicht erfreut über die Neuerung. Man habe, sgte er, Mühe mit der Vorstellung, dass nun Beamte in Bern sagen würden was gesund sei und was nicht. Der Konsument sei mündig genug, das selber zu beurteilen.
Viel einfältiger als der gute Mann kann man ja wohl nicht mehr argumentieren. Erstens ist die ganze Sache freiwillig, keiner muss sich daran halten, der das nicht will. Und zweitens werden die Richtwerte für „gute“ Produkte nicht von irgendwelchen „Beamten“ willkürlich festgelegt, sondern erarbeitet von fachkundigen Experten-Teams, die aufgrund von evidenzbasierten Erkenntnissen aus der Ernährungswissenschaft ihr Knowhow einbringen.
Unsere Ernährung ist zu wichtig, als dass wir sie allein dem Eigennutz und dem Profitstreben der Wirtschaft überlassen könnten. Und wenn der gute Mann auch nur einen Zentimeter über seine Gewerbenase hinaus gedacht hätte, dann hätte er erkannt, dass ein solches Label auch eine Herausforderung ist und dass dem Handel mit einer gesunden Klientel langfristig besser gedient sein wird als mit einer kranken.