25/4  Flucht nach vorne

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:40

Seit sich die First Lady im Weissen Haus persönlich dafür einsetzt, dass die amerikanischen Kinder besser essen können, ist Bewegung in die Szene gekommen. Es ist nun nicht mehr ein anonymes Amt, keine Behörde, auch kein Wissenschafter-Team… es ist der Name Obama, der sich direkt mit dem Appell zur Besserung verbindet.

Und da eine reale Gefahr besteht, dass sich Michelle O. hausintern durchsetzt und einen Prozess in Gang bringt, der zu strengeren Auflagen für die Nahrungsmittel-Industrie führen könnte, hat diese übereilt die Flucht nach vorne angetreten. In einer Mitteilung vom letzten Freitag liess der Dachverband verlauten, man unterstütze die Initiative der Administration, die Ernährungs-Situation für Kinder und Jugendliche zu verbessern… aber man könne das selber und aus eigener Verantwortung tun, man brauche – bitte sehr! – dafür keine Richtlinien und keine gesetzliche Regelungen.

In den Jahren 2002 bis 2006 habe man die Rezepte von 20’000 Produkten verbessert: weniger Salz, weniger Zucker, weniger Fett.. Und man werde diesen Weg aus eigenem Antrieb weiter verfolgen, der Staat möge sich bitte nicht in Dinge einmischen, die ihn nichts angingen und von denen er ohnehin nichts verstehe. Dass man selber die „Guten“ sei, das habe man ja nun bewiesen.

Solche Klänge kommen einem bekannt vor. Auch hierzulande werden diese Schalmeien geblasen und Produzenten wie Verkäufer zeigen sich im besten Licht, wenn es darum geht, das Unschuldslamm zu mimen. Wenn man aber auf die Werbe-Tricksereien schaut, mit denen ernährungsphysiologisch fragwürdige Produkte als naturreine Gesundheits-Garantien angepriesen werden, dann zweifelt man an der Redlichkeit der Absicht. Bisher wurde noch kein „ungesundes“ Produkt freiwillig vom Markt genommen, und wenn man all die Stoffe und Zutaten weglassen würde, die uns solche Erzeugnisse erst „schmackhaft“ machen (künstliche Aromen, Geschmacksverstärker, Süssstoffe…), dann würde der Handel zwar einbrechen, aber die Ernährung wäre nachhaltiger und gesundheitsförderlicher. Vergesst die leeren Versprechungen, verlangt den Tatbeweis.