29/1  Von Luft leben

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:23

Verliebte, sagt man, könnten es. Von Luft und Liebe leben. Probiert man es aber aus, kommt man bald einmal an die eigenen Grenzen. Die Liebe kann, wenn sie frisch und wild ist, dazu beitragen, dass das Hungergefühl vorübergehend verdrängt wird. Aber das mit der Luft hat noch nie so richtig funktioniert. Im Gegenteil: wer zu hastig isst und dabei Luft verschluckt, riskiert, dass diese auf anderen Wegen wieder entweicht, sei es nach oben oder nach unten… beide Varianten sind mit Geräusch verbunden und einer frischen Liebe nicht eben abträglich.

Das soll sich nun aber ändern. Luft als Bestandteil der Nahrung soll einen eigenen Stellenwert bekommen, wie ein Forscherteam in Spanien herausgefunden hat. Dort hat man – zusammen mit Spitzenköchen und Lebensmitteltechnikern – gewisse Speisen entwickelt, bei denen eine schaumige Masse eine Rolle spielt. Durch innovative Verfahren und Zusätze wurde erreicht, dass dieser Nahrungs-Schaum mehr Luft enthielt, damit ein grösseres Volumen und überdies eine festere, solide Konsistenz aufwies.

Diese neuen, mit Luft angereicherten Produkte wurden einem Konsumenten-Test unterzogen. Schon bei ihrem blossen Anblick stellte sich das Gefühl ein, diese grosse Portion müsse sättigend wirken. Die Konsistenz war so, dass sich der Eindruck beim Kauen und Schlucken noch verstärkte. Bereits nach einer kleinen Menge stellte sich ein Sättigungsgefühl ein und damit verringerte sich die Kalorienzufuhr, im Vergleich mit der identischen Speise ohne diese extra Luftportion.

So weit, so gut. Ich überspringe hier die Frage, was mit der Extra-Luft im Verdauungstrakt geschieht und ob es zu den weiter oben geschilderten Eruptionen kommt… das zentrale Problem scheint mir darin zu bestehen, dass man solche Luft-Manipulationen ja kaum am häuslichen Herd vornehmen kann, ohne eine entsprechende technologische Infrastruktur. Also bleibt die Neuerung wieder allein der vorgefertigten Industrienahrung vorbehalten. Und die wollten wir ja eigentlich künftig eher vermeiden.