28/9  Sonntagsruhe

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:16

Beim Frühstück liegt im Brotkorb ein golden glänzender Zopf. Und wir durften eine halbe Stunde länger ausschlafen bis zum täglichen Ritual der Blutzucker- und der Blutdruckmessung. Das Gewicht wird dann wieder am Montag erfasst.

Draussen füllt ein strahlender Spätsommertag das enge Tal aus und heizt den Vorplatz auf, man könnte sich nicht nach draussen setzen, so schön es auch ist. Zu heiss brennt die Sonne auf den Schädel. Und aus dem Radio ertönt zum x-ten Mal das Geklöne des Wirte-Vertreters über das undankbare Stimmvolk…

Ich schlendere durch die leeren Gänge und freue mich, dass dies doch täglich etwas leichter geht, schon liegt der Trainingsplan für Montag vor, er ist etwas gnädiger als er es die letzten Tage war, auf die Massage freue ich mich richtig. Gespannt bin ich auf die Lektion in Sachen Ergotherapie, wo es darum geht, mir das Leben im Alltag zu erleichtern. Hier habe ich einen Fragebogen ausgefüllt und dabei festgestellt, dass mir eigentlich nichts wirklich „fehlt“… Liegt dies daran, dass ich mich pragmatisch an meinen sukzessive reduzierten Möglichkeiten orientiere und nicht mehr dem Umstand nachtrauere, dass ich in meinem Leben weder aufs Matterhorn noch den Mount Everest steigen werde, auch in keinen Vulkankrater klettern und nicht durch die Wüste Gobi trampen…

Die allgegenwärtige Verfügbarkeit einzigartiger Herausforderungen ist dazu angetan, Frustration bei denen auszulösen, die am Erleben nur aus zweiter Hand teilnehmen können… so what? Mir reicht das, was ich (noch) kann vollauf. Wenn es zuweilen etwas leichter ginge, ohne Schmerzen und ohne dass die Lunge pfeift, nun gut, das würde ich eigentlich schon wollen.

Und da hilft mir die sonntägliche Meditation, das Vertrauen zu stärken, dass dies dank des hiesigen Therapieangebotes und dank der grosszügigen Krankenkasse zu einem guten Teil gelingen möge – auch wenn sich diesmal die Idee der Einheitskasse noch nicht durchzusetzen vermocht hat.