12/2  Die Kraft der Einbildung

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:38

Was für die Umwelt gut ist muss auch gut schmecken. So lautet das Fazit einer schwedischen Untersuchung über die Wahrnehmung der Konsumenten. Es ging dabei um die Frage, welche Wirkung von der Etikette „umweltfreundlich“ auf der Packung von natürlichen Lebensmitteln ausgeht.

In einer Reihe von Tests wurden den Probanden verschiedene Früchte z.T. aus biologischem, z.T. aus konventionellem Anbau vorgesetzt. Unabhängig von ihrer effektiven Herkunft wurden jene Früchte als „geschmacklich besser“ beurteilt, auf denen das Label „umweltfreundlich produziert“ prangte. Die Information allein löste also eine positivere Wahrnehmung aus und führte zu einem veränderten Geschmacksempfinden.

Bei einem analogen Test mit Wasser in Flaschen war das Resultat differenzierter: zwar hielten die Testpersonen das als „umweltfreundlich“ etikettierte Wasser für „gesünder“ und wären auch bereit, dafür mehr zu bezahlen, aber gleichzeitig konnten sie keine geschmackliche Differenz feststellen… weil Geschmack beim Wasser ohnehin kaum vorhanden ist.

Dieser Test erinnert mich an eine Begebenheit aus unserer Gymnasial-Zeit. Man hielt sich ja schon für sehr erwachsen und schmauchte gelegentlich gern ein Pfeifchen. Einer unserer Mitschüler galt als besonderer Tabak-Kenner. Um ihn auf die Probe zu stellen besorgten wir uns eine leere Dose eines exklusiven Krauts und füllten in diese einen Tabak-Billigst-Verschnitt ein… Bei einem Smoke-In liessen wir die gefakte Dose zirkulieren und amüsierten uns köstlich darüber, wie der Kollege mit andächtiger Kennermiene das gepanschte Kraut als „edels Tubäckli“ zelebrierte und mit überschwänglichen Worten verdankte. Was seiner späteren Karriere im Dienste der staatlichen Justiz freilich keinen Abbruch tat.