13/2  Eine nutzlose Empfehlung

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:19

Es bringe nichts, adipösen Menschen zu empfehlen, weniger zu essen und sich mehr zu bewegen. Das sagen Experten führender US-Universitäten in einem Bericht, der soeben in der Fachzeitschrift The Lancet erschienen ist.

Mit dieser simplen Empfehlung lasse sich die Adipositas-Epidemie nicht aufhalten. Es liege in der genetisch definierten Natur der Menschen, dass ihr Organismus nach jeder Gewichtsreduktion wieder das ursprüngliche höchste Gewicht anstreben wolle.

Einen adipösen Patienten zu raten, er solle weniger essen und sich mehr bewegen sei gleich sinnvoll wie wenn man einem Verletzten mit einer stark blutenden Wunde empfehlen würde, er solle sich künftig vor scharfen Gegenständen in Acht nehmen. Die meisten Menschen schaffen es zwar, abzunehmen – aber nur für einige Monate, dann nehmen 80 bis 95 Prozent wieder zu. Denn die Verknappung der Kalorien-Zufuhr weckt im Organismus biologische Mechanismen, die aus der Zeit stammen, als die Menschen während Hungersnöten um ihr Überleben kämpfen mussten. In der heutigen Zeit mit einem Überangebot an hochkalorigen Nahrungsmitteln ist es für Menschen, die einmal dick waren, praktisch unmöglich, dünn zu bleiben.

Wer einmal stark übergewichtig bzw. adipös war, hat einen anderen Stoffwechsel als vergleichbare Personen, die nie dick waren. Bis jetzt hat sich erst die Magen-Chirurgie als wirksame Langzeit-Therapie bewährt; Medikamente mit entsprechender Wirkung sind noch nicht in Sicht.Nach einer anderen Studie wurden nicht weniger als 97 Regionen in der menschlichen DNA identifiziert, die einen Einfluss auf das Körpergewicht haben und deren Zusammenspiel die Balance zwischen Hunger und Sättigung steuert. Es sei – so die Schlussfolgerung – auch manchen Ärzten noch immer viel zu wenig bewusst, dass jemand, der erfolgreich abgenommen hat, sein neues Gewicht in aller Regel nicht auf Dauer gar nicht halten könne.