15/9  Ampel-Zoff

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:08

Rot-Orange-Grün. Die Ampel-Kennzeichnung für Lebensmittel sorgt immer wieder für Gesprächsstoff. So auch vorgestern bei der Präsentation der Studie „Monitor Ernährung und Bewegung 2016“. Demnach gaben 75% der Befragten an, sich regelmässig oder gelegentlich anhand der Lebensmittel-Deklaration auf der Verpackung über den spezifischen Inhalt eines Produktes zu informieren. Das ist ein erfreulicher Wert, der sich von früheren Befunden abhebt, wonach nur eine Minderheit diese Informationen beachten würde. Die permanente mediale Aufklärungsarbeit bewirkt am Ende doch etwas.

Zudem gaben 59% der Befragten an, sie würden die Einführung einer Ampel-Kennzeichnung begrüssen.

Bezüglich der Ampel hat England eine Vorreiter-Rolle übernommen. Dort wurde 2013 nach jahrelanger Diskussion eine Kombination aus Ampel und der Tagesbedarfs-Angabe eingeführt: ausgewiesen werden die vier Nährstoffe Fett, gesättigte Fettsäuren, Zucker und Salz; die Ampel-Farben stehen für hoch, mittel und tief, dazu kommen die effektiven Anteile pro 100 Gramm, in Relation zur empfohlenen Tagesdosis. So hat ein bestimmtes Produkt nicht nur eine einzige Farbe, sondern der Konsument erhält einen Überblick über die einzelnen Anteile und kann selber beurteilen, was er für zuträglich hält und was nicht.

Diese Lösung ist pragmatisch, hat aber innerhalb der EU zu Protesten geführt von Ländern (wie Italien), deren Lebensmittel-Produktion sich traditionell eher im rot-orangen Bereich abspielt… Aufgrund zahlreicher Interventionen hat die EU-Kommission nun zugesagt, sie wolle im Dezember 2016 einen Bericht vorlegen über die Auswirkungen dieser Kennzeichnung auf das Konsumverhalten. In einzelnen Fallstudien war ein Rückgang beim Umsatz der rot-orangen Produkte um 8 bis 14 Prozent festgestellt worden.

Auf diesen Bericht darf man gespannt sein. Er wird etwas aussagen darüber, ob und wie die Konsumenten sich in ihrem Kaufverhalten durch eine plakative und leicht verständliche Kennzeichnung beeinflussen lassen. – Welche Konsequenzen die EU insgesamt dann aus den Befunden ziehen wird, ist offen. In England rechnet man damit, dass aus Rücksicht auf den Markt die Ampel-Lösung unter Druck geraten könnte. Man freut sich deshalb über den Brexit-Entscheid, der es erlauben würde, einen „schärferen“, unabhängigen Kurs zu fahren. – Und was ist/wäre mit der Schweiz??