2/11  OP-Exodus

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:13

Es ist ein bizarrer Vorschlag. Um die Gesundheitskosten zu senken, sollen Schweizer PatientInnen sich im Ausland operieren lassen, weil es dort billiger ist. Da werden Mittel für Gegen-Propaganda aufgeworfen, um die CH-KonsumentInnen zu motiovieren, weniger im preisgünstigen Ausland einzukaufen um das heimische Gewerbe zu schonen… Aber wenn es um die Gesundheit geht, spielen die Qualität und der Standard der inländischen Versorgung plötzlich keine Rolle mehr, dann zählt nur noch der schnöde Mammon: billig, billiger, am billigsten!

Keine Frage, im angrenzenden Ausland gibt es hochspezialisierte Kliniken, bei der unsere PatientInnen bestens aufgehoben wären, und erst noch zu einem vernünftigen Preis (angesichts des Franken-Gefälles und des unterschiedlichen Warenkorbs). Aber die von den Kassen empfohlene Fremd-Operiererei müsste auf empfindliche Weise die Angebote von bestimmten OP’s im Inland schwächen.

Ich denke da an die bariatrische Chirurgie, die Magen-Darm-Operationen zur Gewichtsreduktion. Gebetsmühlenartig empfehlen wir an unserer Helpline den Ratsuchenden, die sich nach „günstigen“ OP-Möglichkeiten im Ausland erkundigen, von diesem Vorhaben abzusehen. Der Eingriff selber mag vergleichsweise preiswert sein, was jedoch bei einer OP in fremden Landen nicht gewährleistet ist, das ist die eingehende, professonelle Vorbereitung und vor allem die lebenslange Nach-Betreuung, denn der Eingriff selber ist nur der Anfang eines Prozesses, der unter enger ärztlicher Begleitung eine komplette Umstellung der angewöhnten Lebensweise verlangt. Treten Komplikationen auf, weil ungenügend oder falsch nachgesorgt wird, muss der fahrlässig herbeigeführte Notfall wieder in einer Schweizer Klinik „geflickt“ werden. Die Kosten trägt die Allgemeinheit, weil sich eine Kasse den Aufwand für den Eingrif in der Schweiz etwas billiger machen wollte!

Die Gesundheitskosten sind zu hoch, keine Diskussion, die jährlichen Prämien-Erhöhungen sind ein Ärgernis… aber dann lesen wir von den massiven Gehältern an der Millionengrenze, die einzelne Kassenbosse sich garnieren, in einem fatalen Prestige-Wettlauf, wer die feudalste Residenz aufweisen kann.

Ich bin bestürzt, dass man die Option des „befohlenen“ OP-Outsourcings auch nur in Erwägung zieht. Aber es werden sich schon Kassen-Apologeten finden, die dies für eine geniale Idee halten.