20/1  Magen-OPs liberalisieren?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:34

Ein Bericht im Tages-Anzeiger lässt aufhorchen. Es geht um eine Empfehlung der unabhängigen Experten-Kommission Swiss Medical Board, welche periodisch gewisse medizinische Leistungen untersucht im Hinblick auf ihre Wirksamkeit, im Verhältnis zur Wirtschaftlichkeit. Kürzlich wurde ein Papier veröffentlicht über den Vergleich zwischen der chirurgischen (bariatrischen) Behandlung der Adipositas und der sogeannten „konservativen“ Methode (Ernährungsberatung und Bewegungsempfehlungen).

Die Kommission kommt zum Schluss, dass die chirurgische Methode einen besseren Erfolg auch im Hinblick auf die verschiedenen Begleiterkrankungen verspricht. Sie ermpfiehlt, zu prüfen, ob die Grenze für einen operativen Eingriff, die heute bei einem BMI von 35 und mehr liegt, im Einzelfall nicht gesenkt werden sollte, wenn bereits Komorbiditäten vorliegen (im Sinne der „metabolic surgery“, wie sie heute schon in USA praktiziert wird).

Ebenso wird vorgeschlagen, zu prüfen, ob weiterhin an der Auflage (für die Kosten-Erstattung in der Grundversicherung) festgehalten werden soll, dass vorgängig einer Operation während insgesamt zwei Jahren „erfolglos“ mit konservativen Methoden eine Gewichtsreduktion angestrebt werden muss… (wer die Kriterien für einen Eingriff erfüllt, hat in der Regel bereits einen lebenslangen Kampf mit seinem Übergewicht geführt!).

Diese und eine Reihe weiterer Vorschläge sind sinnvoll. Sie erleichtern den betroffenen PatientInnen den Zugang zur bisher einzigen, medizinisch anerkannten Methode, auf lange Sicht sein Körpergewicht zu reduzieren. Ungeklärt sei nach wie vor die Frage der effektiven Kosteneffizienz: ob es möglich sei, die Kosten der Operation von durchschnittlich CHF 15’000 durch den späteren Verlauf der Krankheit wieder einzusparen, sei nicht eindeutig bewiesen, heisst es im Bericht. Auch wenn dies nicht in jedem Fall gegeben wäre, ist immerhin zu bedenken: wenn bei einem einzelnen Adipositas-Patienten mit ausgeprägtem Diabetes Typ 2 eine spätere länger dauernde Dialyse-Behandlung und/oder gar eine Nierentransplantation vermieden werden kann, hat sich die „Investition“ mehr als gelohnt, nicht zu sprechen von den Kosten für Kniegelenk- oder Hüft-Prothesen, von der Behandlung eines Herzinfarktes oder eines Hirnschlags mit Invaliditäts-Folge.. und ganz abgesehen von der nach der Gewichtsreduktion neu gewonnenen Lebensqualität!

Die Empfehlungen des Swiss Medical Board sind zu begrüssen. Zu hoffen ist, dass die Empfehlungen bald Eingang finden in die entsprechenden Regelungen und Richtlinien. Bedenklich bleiben indes viele der Reaktionen auf den Tagi-Artikel im Online-Forum!


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