21/3  Der Staat als Küchenmeister

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:22

So isst die Schweiz. Die Resultate der ersten repräsentativen Analyse helvetischer Essgewohnheiten hat in den Medien eine breite Beachtung gefunden. Die Resonanz beim Publikum war eher zwiespältig. Freiheitsliebende Individuen verbaten sich umgehend eine behördliche Einmischung in ihren individuellen Menüplan – dabei war es doch nur gut gemeint.

Aber eben: gut gemeint ist nicht gut genug. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV hat in seiner Pressemitteilung von letzter Woche den Mei-Mei-Zeigefinger ausgestreckt und den Hauptvorwurf schon in die Überschrift gemeisselt: Herr und Frau Schweizer essen „unausgewogen“. Wie kann man auch! Zu viel Fleisch und zu wenig Milchprodukte. Als hätte sich das nicht schon früher herumgesprochen…

Der anklagend-mahnende Unterton in diesem Communiqué macht die Leserschaft etwas kopfscheu. Auch jene, die mit der Botschaft an sich eigentlich einverstanden wären. Natürlich ist es eine der Aufgaben des „Staates“, Verhältnisse zu schaffen, die der Gesundheit seiner Bürgerinnen und Bürger nicht abträglich sind, Vorkehren zu treffen, dass sie sich in Kenntnis der Risiken und Fakten für eine „gesunde“ Wahl entscheiden können.

Aber wie die zahlreichen kritischen Reaktionen zeigen, ist das Prestige einer Behörde nicht so ausgestaltet, dass sie a priori als absolut vertrauenswürdig eingestuft würde. Damit wurde wohl eine Chance verspielt. Hätte man das Überbringen der Botschaft einer neutralen Institution überlassen, legitimiert durch hohe fachliche Kompetenz und Glaubwürdigkeit und in psychologisch geschickter, motivierender Aufmachung, wäre sie vielleicht besser aufgenommen worden.

Aber was schreibe ich da? Auch wir benutzen ja zuweilen, wenn uns ein Sachverhalt genügend auf den Keks geht, die moralinsäuerliche Jammerkeule… und ärgern uns erst hinternach, wenn es keine Likes gibt.