17/4  Label-Zoff

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 14:51

Hauptsache, man spricht darüber. Könnte man sagen. Aber der Sachverhalt ist reichlich grotesk. Da rufen alle an gesunder Ernährung interessierten Kreise unisono nach einer leicht verständlichen Informations- und Orientierungshilfe im Dschungel der Angebote von Fertigprodukten. Da einigen sich Verbraucher- und Patienten-Organisationen darauf, dass das in Frankreich offiziell eingeführte Label Nutri-Score eine taugliche Option wäre und verschiedene Anbieter haben begonnen, diese Kennzeichnung freiwillig auf ihren Produkten anzubringen… So weit so gut?

Leider nein: denn nun hat ein Gericht in Hamburg dem Gefrierkost-Fabrikant Iglo die Verwendung des Nutri-Score-Labels auf seinen Produkten explizit verboten, mit der Begründung, dieses verstosse gegen EU-Recht und es sei dem Konzern nicht gelungen, in der Verhandlung glaubhaft darzulegen, dass das System wissenschaftlich fundiert sei… Iglo hat gegen diesen Entscheid Berufung eingelegt.

Der Gerichtsentscheid ist allein deshalb fragwürdig, weil einerseits das Label bereits in verschiedenen EU-Ländern angewendet wird und weil andererseits die wissenschaftlichen Grundlagen dazu in zahlreichen Berichten hinreichend dokumentiert sind. Im oben erwähnten Report zum Gerichtsurteil steht auch, dass die deutsche Ernährungsministerin Julia Klöckner das Max-Rubner-Institut mit einer vergleichenden Studie über die in verschiedenen Ländern eingeführten Label-Systeme beauftragt hat. Dieser Bericht liegt inzwischen vor. Er ist sehr detailliert und gibt für Interessierte einen guten Überblick über die Vor- und Nachteile der einzelnen Label. Nutri-Score schneidet dabei sehr gut ab.