1/10 In eigener Gewichtssache
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 16:02 |
Bin heute Morgen wieder mal auf die Waage gestanden. – An sich ist es ja vertrauensbildend, wenn Leute, die sich für Übergewichtige einsetzen, aus eigener Erfahrung wissen, wovon die Rede ist. Nichts ist unglaubwürdiger als ein Adipositas-Spezialist, der sein Leben lang spindeldürr war. Auf der andern Seite: Zuviel sollte es auch wieder nicht sein.
Vor acht Jahren wog ich 165 Kilo und die Schweizerische Adipositas-Stiftung SAPS wurde gerade ins Leben gerufen. Als einer der „Vorzeige-Dicken“ dieses Landes bin ich als Mitglied für den Stiftungsrat angefragt worden. Weil ich wollte, dass sich etwas ändert, auch für mich selber, sagte ich zu. Unter ärztlicher Aufsicht nahm ich 35 Kilo ab, begleitet von anteilnehmenden Medien, und wurde so etwas wie ein Muster-Erfolgspatient, da ich das neue Gewicht auch einige Jahre lang halten konnte.
Dann kamen die ersten „saisonalen Schwankungen“, wie ich die Folgen von Festtags-Schlemmereien zu umschreiben pflege. Und langsam, ganz langsam schlichen sich einzelne der verloren geglaubten Kilos wieder an. – In den letzten Monaten unternahm ich verschiedene Selbstversuche mit neuen und alternativen Therapien. Eine Dinner-Cancelling-Woche etwa, mit Tagebuch für eine Zeitschrift. Dann Akupunktur, mit extra langen Nadeln bis tief zu den Innereien… Oder ein „natürliches“ Präparat, dem sein Promotor nachsagte, es vermöge für drei Tage jedes Hungergefühl zu stillen… – Und da ich die Wirkung der zu testenden Produkte echt auf die Probe stellen wollte, musste ich ja wohl auch eine Herausforderung schaffen – und in dieser Zeit ordentlich futtern…
Mit dem Effekt, dass das Display der Waage wieder eine 144 zeigt. Das Mass ist überschritten. So viel Vertrauen muss nicht gebildet werden. Ich bin jetzt zwar Präsident, aber umso mehr gefordert. Und darum vielleicht auch ein Vorbild. Versuchen wir es wieder in den Griff zu bekommen.
Ich habe viele Jahre hindurch 57 kg gehabt (Größe 174). Durch Liebeskummer ging ich zuerst um dreißig Kilo hinauf und letztlich auf 130. Mir ist bewußt, dass ich etwas tun muss, um nicht dauerhaft zu erkranken. Wirklich viel Hilfe bekommt man, außer guten Ratschlägen nicht. Durch Zufall entdeckte ich, dass mein Blutzuckerspiegel 558 betrug. Ich nehme an, dass mir jetzt die Diät und die Bewegung leicht fallen werden. Ich finde es schade, dass es so lange gedauert hat, aber ich nehme an, das wird anderen auch so gehen! Clemens Braun, Wien