6/10  Mehr Deklaration als Pflicht?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:25

In der aktuellen Ausgabe der HandelsZeitung (vom 5.10.05) wird beschrieben, wie die Schweizer Nahrungsmittelhersteller in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Gesundheit BAG „ohne Verbote und neue Gesetze gegen die Übergewichtsepidemie kämpfen“ wollen.

Primär geht es um die Frage der Deklarationspflicht. Wie sollen Lebensmittel, die eine hohe Kaloriendichte und einen hohen Fettgehalt aufweisen, gekennzeichnet werden? Verständlicherweise wehren sich die Hersteller gegen gesetzliche Auflagen. Noch dieses Jahr wollen BAG und der Branchenverband Fial einen Katalog mit Deklarationsempfehlungen veröffentlichen… mit denen man es dann in Eigenverantwortung halten kann, wie man will.

Es wäre ja schon viel gewonnen, wenn man sich wenigstens auf eine einheitliche und konsequente Darstellung der Informationen einigen könnte. Aber die lässt im rauen Wind des freien Marktes mehr und mehr zu wünschen übrig. Und viele Angaben sind ohne Lupe nicht zu lesen. – Die Rede ist auch von didaktischen Empfehlungen, die vor allem einem jungen Publikum den Zusammenhang zwischen Nahrungsaufnahme und Energieverbrauch plausibel machen sollen.

Dies sind aber inhaltsleere und wirkungslose Zweckdeklarationen in eigener Sache, solange die Werbung, wie sie täglich aus den TV-Geräten in unsere Stuben schwappt, eine ganz andere Realität verkündet: 38 Prozent der Werbeausgaben werden für Süsswaren aufgewendet und „Nahrungsmittel“, die niemand wirklich braucht! Hier müsste die Selbstverantwortung der Produzenten einsetzen. Und sich z.B. auch dadurch äussern, dass die Experten der zuständigen Fachorganisationen eingeladen und angehört werden oder dass ein Teil der Werbemittel diesen Organisationen – wie etwa der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung oder der SAPS – für ihre Informations- und Aufklärungsarbeit zur Verfügung gestellt wird.

Die Nahrungsmittelindustrie sei „bereit, Mitverantwortung für die Gesundheit zu übernehmen“. Schön wär’s. Allein, uns fehlt der Glaube. Jedenfalls bis wir eines besseren belehrt werden.