8/10  Eine Prise Olivenöl

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 11:52

Man sollte ihnen das Handwerk legen, den TV-Köchen! – Zufällig gerate ich beim Zappen in eine Ausgabe von Jamie Olivers fulminanter Küchenshow. Ich liebe seinen lockeren, schwungvollen Umgang mit den Lebensmitteln, die unbekümmerte Art, wie er mit beiden Händen in die Zutaten greift, beherzt die Gewürze zerpflückt und die Kartoffeln vermantscht… und ich staune, dass sein Arbeitsplatz dabei immer sauber und aufgeräumt bleibt, während bei mir schon nach wenigen Minuten alles überstellt und verschmiert ist…

Aber eines hat auch Jamie mit vielen seiner Kollegen gemeinsam: Es ist der absolut fahrlässige Umgang mit Fetten, Butter und Ölen. – Der Rucola-Parmesanstreifen-Salat ist fertig und liegt verlockend auf der Platte. „Jetzt noch eine Prise Olivenöl“, sagt der Meister mit authentischer Synchronstimme, greift sich die Flasche, hält den Daumen auf die Öffnung und gurgelt einen guten Deziliter vom kaltgepressten olio extra vergine über den Salatteller.

Mich schaudert. Aber die meisten der andern machen es auch so. Hauen die Butter pfundweise in die Pfanne, um das Fleisch anzubraten, lassen das Öl in die Saucen sprudeln, schütten eine halben Liter Rahm in die Dessertcreme… als hätte noch nie jemand öffentlich über fettbewusste Ernährung nachgedacht. Wo bleiben da die Gesundheitsapostel unter den Medienleuten, die sonst so kritisch den Markt beobachten? Sind sie auf dem eigenen Auge blind?

Ich wünschte mir einen TV-Koch (es darf auch eine Köchin sein) mit dem Talent, uns auf spielerische und lustbetonte Weise zu vermitteln, dass wir auch mit weniger Kalorien geschmackvolle Menüs auf den Tisch zaubern können.