15/11  Pyramidales

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:10

Die „Ernährungspyramide“ ist vielleicht nicht so bekannt wie die vom Cheops, aber sie lässt sich leichter erklimmen: Indem man ein Stück Sahnetorte, Pralinen, einen Teller Chips und einige Schnäpse genehmigt, ist man schon top an deren Spitze!

Hierzulande ist sie vor drei Monaten durch die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE neu editiert worden, mit anschaulichen Illustrationen und guten Beispielen. An der Basis alle Getränke und Flüssigkeiten (möglichst ohne Kalorien!), dann Gemüse und Früchte für das Hauptvolumen; Getreide, Kartoffeln, Brot, Teigwaren und Hülsenfrüchte in der dritten Lage, schon mit etwas mehr Vorsicht zu geniessen, wenn man aufs Gewicht achten will; an vierter Stelle Fleisch, Fisch, Käse, Milchprodukte; dann kommen Fette, Öle, Nüsse, und ganz zu oberst eben jene Genussmittel, bei deren Konsum bewussteste Zurückhaltung angezeigt ist.

Am Dienstagabend am TV auf SWR3 eine spannende Dokumentation: Der deutsche Ernährungsspezialist Nikolai Worm (die „Logi-Diät“) mit einem Kamerateam unterwegs in den USA und in Deutschland, auf der Suche nach der besten Empfehlung für die „richtige“ Ernährung. Dabei zeigt sich, dass die Ausgestaltung der US-Pyramide ein ausgekochter Schwindel sei: Renommierte kritische Stoffwechsel-Experten wurden aus dem Wissenschafter-Pool ausgeschlossen, Lobbyisten der Food-Konzerne und der Agrarwirtschaft konnten ihre „Empfehlungen“ durchdrücken, kritische Vorbehalte einzelnen Nahrungsmittel-Gruppen gegenüber wurden aus dem Text gestrichen und praktisch jeder Anbieter einer Diät- oder Produkte-Linie operiert mit seiner „eigenen“ Pyramide, auf der selbstverständlich seine eigenen Produkte oder Flocken oder Müsli-Riegel empfohlen werden.

Offenbar hat sich ein ähnliches Spektakel auch in Deutschland wiederholt, wo es nicht möglich war, von einem Experten-Team, das vor der Verabschiedung der renovierten deutschen Pyramide steht, eine klare Erklärung zu bekommen… Es werde sich nicht viel ändern, man orientiere sich an den Vorgaben aus USA.

Da lobe ich mir die vernünftige Schweiz: Unter der Federführung der SGE haben sich die Fachleute zusammengesetzt und einen Vorschlag erarbeitet, der mit den Vertretungen der Fachorganisationen (auch die SAPS gehörte dazu) abgestimmt wurde. Produzenten-Interessen wurden zwar ansatzweise auch laut, fanden aber wenig Gehör. Und die CH-Pyramide ist sachbezogen und unabhängig. Bis in die Spitze.