28/1  Milchschnittenwahnsinn

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:57

Es fällt mir kein anderes Wort ein. Da lese ich heute in verschiedenen Zeitungen, dass die Migros nun zum Angriff übergeht und nicht mehr länger auf ein preiswerteres Angebot des Süsswarenfabrikanten Ferrero warten mag.

Deshalb nimmt der Grossverteiler in sein M-Budget-Sortiment ein um 60 Rappen billigeres Eigenfabrikat auf, das den gleichen, urheberrechtlich nicht geschützten Namen trägt: Milchschnitte.

Dass dieses Produkt mit 410 kcal pro 100 Gramm, 36 g Kohlenhydraten und 26,5 g Fett (fast so viel wie eine Bratwurst!) alles andere als ein gesundes Nahrungsmittel ist, sollte mittlerweile bekannt sein. Dass ausgerechnet die Migros, die sich sonst immer gerne auf ihr soziales Gewissen beruft, sich mit diesem völlig sinnlosen, mit verlogener Werbung angepriesenen Snack in den Schnäppchenjäger-Preiskampf stürzt, macht fassungslos.

Letztes Jahr, wird vermeldet, habe die Migros mit diesen Schnitten 20 bis 30 Millionen Umsatz gemacht. Lasst uns nicht ausrechnen, wieviele Kilo Speck dadurch auf Kinderhüften und an -rippen gewachsen sind… macht nichts, man hat bei der Migros ja den wunderbaren „Club Minu“, wo die Kleinen wieder etwas gegen ihr Übergewicht tun können. So züchtet man sich die künftige Kundschaft selber heran und kassiert sie gleich doppelt ab. Dutti würde sich im Grab umdrehen.

Ich denke, wir sollten von der SAPS aus einen „Preis“ vergeben an Unternehmen, die auf besondes perfide Weise die Anstrengungen unterlaufen, den Kindern zu einem gesunden Körpergewicht zu verhelfen. Anregungen nehme ich gerne entgegen!


9 Kommentare zu “Milchschnittenwahnsinn”

  1. F. Zuber sagt:

    Sehr geehrter Herr von Grünigen,
    es dünkt mich etwas einfach (wenn auch zugegebenermassen verführerisch), die Verantwortung für die „dicken Kinder“ flugs an die Migros – wohl stellvertretend für alle Anbieter von ungesunden Lebensmitteln – abtreten zu wollen. Die Migros ist in erster Linie ein Wirtschaftsunternehmen, das möglichst viel Umsatz machen und sich auf dem Markt behaupten will. Wenn der Kunde Milchschnitten haben will, dann kauft er sich diese, und wenn die Migros das Produkt nicht anbietet, wandert der Kunde zur Konkurrenz ab. Dagegen gibt es aus der Sicht der Migros wohl nur ein logisches Rezept… selber Milchschnitten anbieten!
    Im Übrigen bin ich der Meinung, Kinder sollten (auch) Milchschnitten essen dürfen – verbotene Nahrungsmittel erhalten einen Glanz und Reiz, der sie umso erstrebenswerter macht. Diese Weisheit musste ich in Verhaltenstherapien, die ich nach langjähriger Bulimikerinnen-„Karriere“ absolvierte, erst mühsam erlernen. Was ich dort gepredigt erhielt, bis ich es begreifen und verinnerlichen konnte, war immer das Gleiche: Es gibt keine verbotenen Lebensmittel! Entscheidend ist alleine, wann, warum und in welchen Mengen ich etwas esse.
    Deshalb bezweifle ich, dass ein Milchschnittenverbot viel brigen würde – und noch viel mehr bezweifle ich, dass es angezeigt ist, jetzt völlig willkürlich einen Anbieter solcher Produkte herauszupicken und ihn anzugreifen, weil er das tut, wofür er auf der Welt/dem Markt ist, nämlich Umsatz generieren und nachgefragte Produkte an den Kunden bringen.

    Mit freundlichen Grüssen, F. Zuber

  2. noldi nötzli sagt:

    Sehr geehrte Frau Zuber

    Wenn das hohe Lied der Wirtschaftsfreiheit und Wahlfreiheit der Kunden , das Sie hier singen, tatsächlich stimmen würde, dann hätten Migros und andere Anbieter schon lange auch mehr gesunde Produkte im Angebot. Dem ist aber nicht so. Solche Ladenketten sollten sich deshalb vermehrt ihrer hohen sozialen Verantwortung bewusst werden und nicht Gewinn um jeden Preis vor Gesundheit stellen. Es ginge auch anders, wenn man es ernst meint.

    Mit freundlichen Grüssen N. Nötzli

  3. F. Zuber sagt:

    Sehr geehrter Herr Nötzli,

    wieviel mehr gesunde Produkte möchten Sie denn noch? Jede noch so kleine Migros-Filiale verfügt über ein breites Angebot an frischem Gemüse und Obst, teils sogar in Bio-Qualität (hier dürften meines Erachtens allerdings noch mehr Anstrengungen gemacht werden), es gibt Vollkornbrote, mageres Fleisch, fettreduzierte Milchprodukte – alles, was der gesunden Ernährung zuträglich ist! Jeder und jede, die da einkaufen geht, wäre ohne weiteres imstande, sich den Einkaufswagen mit Gesundem vollzupacken, und das Gegenteil zu behaupten, ist schlicht nicht fair.
    Übrigens, um Missverständnissen vorzubeugen, ich bin nicht im Geringsten Migros-Fan, kaufe eigentlich kaum mehr dort ein, seit die ganze Budget- und Billig-Hysterie Einzug gehalten hat. Da fühle ich mich im Coop noch etwas wohler – obwohl auch dort die Prix Garantie-Welle schwappt…

    Freundliche Grüsse, F. Zuber

  4. noldi nötzli sagt:

    Sehr geehrte Frau Zuber

    Verwechseln wir doch nicht Äpfel mit Birnen bzw. Milchschnitten und ähnliche Produkte mit Obst und Gemüse. Gerade im Bereich der kleinen Snacks könnten die Migros und auch Coop viel stärkere Anstrengungen unternehmen, gerade bei Produkten, welche unsere Kinder essen, oder?

    Ebenfalls freundliche Grüsse

    Noldi Nötzli

  5. Danke für Ihre Feedbacks! – Es geht mir nicht um ein „Verbot“ von bestimmten Lebensmitteln, aber es geht darum, dass mit einer solchen Verbilligungs-Praxis zusätzliche Kaufanreize geschaffen werden, die sich in Verbindung mit gewissen Produkten fatal auswirken können. Wenn dabei gleichzeitig bei Fleischprodukten die Nährwert-Deklaration reduziert oder gar weggelassen wird, dann hat die Migros hier ein Legitimationsproblem, falls sich das Unternehmen an seinen offiziellen Ansprüchen messen lassen will.

  6. F. Zuber sagt:

    Sehr geehrter Herr Nötzli,

    wenn man Ihre Statements so liest, könnte man meinen, Sie verstehen unter „Snacks“ wirklich nur Produkte, die aussehen und schmecken wie die vielgeschmähte Milchschnitte. Warum soll ich denn nicht Äpfel und Rüebli, Brot und Joghurt als Snack bezeichnen und essen dürfen? Eine Zwischenmahlzeit muss doch nicht per definitionem etwas bis zur Unkenntlichkeit Verarbeitetes und in Plastik Eingeschweisstes sein? Wenn Sie allerdings wirklich nur Riegel und Schnitten und prozessierte Fertigprodukte als Snacks gelten lassen wollen, dann ist guter Rat wirklich teuer – da gibt es in der Tat nicht viel Gesundes.
    Was „unsere Kinder“ (ich habe keine eigenen) essen, bestimmen zumindest in den Vorschuljahren immer noch weitgehend wir selber. Klar, in einem Elternhaus, in dem frisches Obst oder ein Stück Brot (von mir aus gelegentlich mit einem Reiheli Schokolade aufgepeppt) nicht den Stellenwert einer guten Zwischenmahlzeit hat, dürfte es schwierig sein, gesundes Essen populär zu machen. Aber das liegt wohl nicht unbedingt an den Anbietern der Lebensmittel, sondern am Konsumenten selber, der dem bequemen Fertigfood den Vorzug gibt.

    Mit freundlichen Grüssen, F. Zuber

  7. noldi nötzli sagt:

    Sie haben durchaus recht, Frau Zuber. Es liegt an der Wahl des Konsumenten. Und wenn die Nahrungsmittelverteiler diese Wahl zu beeinflussen suchen, indem sie die einen Produkte zu Lasten anderer verbilligen und die andern (gesunden) eben nicht, dann übernehmen sie auch eine Verantwortung für die Folgen. Zumal wenn sie sich in der Werbung noch damit brüsten. Das kann nicht oft genug an den Pranger gestellt werden.

    Ihr ergebener Noldi Nötzli

  8. Vinay Lohar sagt:

    Dann will ich auch mal was dazu beitragen !

    Hier sind 10 goldene Regeln für gesunde Ernährung

    1. Vielseitig – aber nicht zuviel
    Abwechslungsreiches Essen schmeckt und ist vollwertig. Essen Sie von möglichst vielen verschiedenen Lebensmitteln – aber jeweils kleine Portionen.

    2. Weniger Fett und fettreiche Lebensmittel
    Zuviel Fett macht fett.Geizen Sie mit Fett. Verwenden Sie verschiedene Streichfette und Öle im Wechsel.

    3. Würzig, aber nicht salzig
    Kräuter und Gewürze unterstreichen den Eigengeschmack der Speisen. Gehen Sie mit Salz zurückhaltend um. Es soll nur den Eigengeschmack der Speisen hervorheben, aber nicht übertönen.

    4. Wenig Süßes
    Zu süß kann schädlich sein. Essen Sie selten Süßigkeiten. Benutzen Sie Zucker so sparsam wie ein Gewürz und nicht als Hauptnahrungsmittel.

    5. Mehr Vollkornprodukte
    Sie liefern wichtige Nährstoffe und Ballaststoffe. Essen Sie täglich Vollkornbrot und häufig Getreidegerichte.

    6. Reichlich Gemüse, Kartoffeln und Obst
    Diese Lebensmittel gehören in den Mittelpunkt Ihrer Ernährung. Essen Sie täglich Gemüse und Obst, dabei immer etwas davon roh. Essen Sie häufig Kartoffeln.

    7.Weniger tierisches Eiweiß
    Pflanzliches Eiweiß ist so wichtig wie tierisches Eiweiß. Verzichten Sie öfters auf eine Fleisch- oder Wurstmahlzeit. Fisch- und Milchprodukte liefern auch reichlich tierisches Eiweiß. Pflanzliches Eiweiß aus Getreide, Hülsenfrüchten und Gemüse ist eine wichtige Ergänzung zum tierischen Eiweiß.

    8. Trinken mit Verstand
    Ihr Körper braucht Wasser aber keinen Alkohol. Trinken Sie reichlich. Aber denken Sie daran: Alkohol und süße Getränke, wie Cola und Limonade sind keine geeigneten Durstlöscher.

    9. Öfters kleinere Mahlzeiten
    Das bringt Sie in Schwung und mindert Leistungstiefs. Essen Sie lieber fünf kleine als drei große Portionen am Tag.

    10. Schmackhaft und schonend zubereiten
    Garen Sie kurz, mit wenig Wasser und Fett. Kurze und schonende Zubereitung erhält Nährwert und Geschmack.

  9. Noldi Nötzli sagt:

    Vielen Dank für Ihre Ernährungsregeln, Vinay Lohar. Diese waren mir bis heute nicht bekannt!

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