5/2 Gina will abspecken
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 14:30 |
Auf dem „Kinderkanal“ von ARD und ZDF gab es eine beeindruckende Dokumentation über ein 14jähriges Mädchen, das abnimmt. Eine Langzeit-Beobachtung über ein Jahr, mit offenem Ausgang.
Gina war zehn Jahre alt, als ihre Eltern sich trennten. Vater und Mutter, das muss festgehalten werden, sind deutlich übergewichtig, so verwundert es kaum, dass zwei der drei Kinder die Veranlagung schon mit bekommen. Gina bleibt mit ihrer älteren, schlanken Schwester bei der Muter, aber unter der seelischen Belastung sucht sie Trost beim Essen und es beginnt der zwangsläufige Teufelskreis: Futtern, zunehmen, in der Schule gehänselt werden, noch mehr in sich hineinstopfen, Rückzug von den Kameraden, zu Hause bleiben, essen…
Mit 120 Kilo wird das Kind vom Arzt für 6 Wochen in eine Reha-Klinik eingewiesen. Dort fühlt sich Gina unter ihresgleichen wohl und sicher. Sie nimmt 13 Kilo ab. Sie lernt sich bewegen und bewusst essen… und will am Schluss gar nicht mehr in ihre Familie zurück. Ein ganzes Jahr darf sie in der Klinik verbringen.
Der Film zeichnet diese 12 Monate nach, mit allen Tiefen und Höhepunkten, Erfahrungen, Freundschaften, Einsichten und Frustrationen, wenn sich etwa die Waage nicht mehr bewegt oder wenn nach dem Urlaub bei der Familie über die Festtage drei Kilos mehr zu verzeichnen sind… Es ist ein eindrückliches Porträt eines jungen Menschen, geprägt vom Willen, sich zu verändern, selbstbewusst und offen in der Welt zu stehen, im täglichen Kleinkampf gegen den eigenen Missmut und die zahlreichen Versuchungen.
Gina bringt am Schluss nicht nur gute Noten aus der Schule heim, sie hat nach einem Jahr 30 Kilo abgenommen und ist eigenständiger, sicherer geworden. Eigentlich möchte sie nochmals ein Jahr in der Klinik bleiben und weitermachen… – Der Film stimmt nachdenklich: Wir können ja nicht alle übergewichtigen Teenager für ein Jahr und länger in eine Klinik schicken. Und der Film berichtet zwar sehr subtil über dieses einzelne Schicksal; aber er sagt nichts zu den Kosten, wer dafür aufkommt, zur Anzahl der Kinder, denen auf eine so intensive Weise geholfen werden kann.. er weckt Hoffnungen bei Betroffenen, aber macht die Orientierung nicht leicht. So zeigt er letztlich das gesundheitspolitische Dilemma auf, in dem wir stecken bleiben, wenn es uns nicht gelingt, über eine gezielte und wirkungsvolle Aufklärung und Prävention viel früher schon etwas zu erreichen.