6/2  Chancen und Gefahren…

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 21:39

„Übergewicht – Chancen und Gefahren für Nahrungsmittelindistrie und Handel“ – so lautet der Titel einer hochkarätig besetzten Fachtagung, die am 6. und 7. Februar in Zürich stattfindet, organisiert vom EUROFORUM.

Der Wortlaut des Themas verblüfft auf den ersten Blick: Dass unser Übergewicht eine der grössten derzeitigen und künftigen Gefahren für die Gesundheit der Menschen darstellt, ist inzwischen unbestritten… dass es aber auch eine Gefahr für die Nahrungsmittelindustrie sein könnte, das wäre mir nicht in den Sinn gekommen. – Auf den zweiten Blick wird klar: Zur Gefahr für Industrie und Handel könnten in der Tat allfällige gesetzliche Regelungen und Einschränkungen werden, die im Ausland z.T. bereits eingeführt sind; und die Chance würde darin bestehen, dass die Branche sich selber rechtzeitig und wirksam einen Verhaltenskodex gibt, der solche Eingriffe des Gesetzgebers unnötig machen würde.

Am heutigen ersten Tag wurden in eindrücklichen Referaten die Rahmenbedingungen vorgestellt. Die Präventivmedizinerin Monika Eichholzer hat es griffig formuliert: Unsere Gene haben sich in den letzten paar Tausend Jahren nicht verändert, aber die Umwelt schafft rapide und laufend neue Bedingungen mit Nahrungsüberfluss und Bewegungsmangel. Das muss geändert werden. Paul Walter, Präsident der Gesellschaft für Ernährung und Tagungspräsident, skizziert die Bedeutung der „richtigen“ Ernährung für unsere Gesundheit. – Der Marktforscher Daniel Elmiger von ACNielsen SA durchleuchtet den gläsernen Light-Konsumenten und sein Kaufverhalten: 10,2% beträgt heute der Anteil der Light-Produkte am Lebensmittelmarkt, da kann also noch zugelegt werden. Auf der andern Seite hat das Gesundheitsbewusstsein bei der Bevölkerung merkwürdigerweise abgenommen…

Jürg Lüthy, Ernährungsspezialist aus dem BAG, zeigt die Möglichlkeiten (und auch die Grenzen) auf, die der Gesetzgeber heute in der Schweiz hätte, analog zu Erfahrungen im Ausland regulative Massnahmen umzusetzen, und Bertino Somaini von der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz warf einen Blick auf mögliche Szenarien für die Umsetzung dieser Massnahmen. Stephan Becker-Sonnenschein von Kraft Foods Deutschland (weltweit der zweitgrösste Nahrungsmittel-Hersteller nach Nestlé) schilderte die strategischen Massnahmen, die sein Konzern in Eingeverantwortung umgesetzt hat, um seiner Verantwortung vor allem gegenüber den Kindern und Jugendlichen gerecht zu werden. Den Abschluss bildete schliesslich der Bericht des Europaabgeordneten Holger Krahmer von der deutschen FDP über den Stand der Arbeiten in Brüssel.

Fazit: Das Thema ist brennend wichtig und wird auch ernst genommen, das zeigen die Gespräche in den Kaffeepausen und beim Mittagessen. Morgen sind die VertreterInnen der Wirschaft am Zug und ich bin gespannt auf das Resultat dieser „Konferenz des guten Willens“, wenn es denn nicht dabei bleibt.