18/2  Erdöl auf der Hüfte

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 18:40

Heute Morgen, beim Anhören des DRS 1-Wirtschaftsmagazins Trend, ist mir ein Gedanke durch den Kopf gegangen, den ich in dieser Konsequenz bis heute noch nie bedacht habe.

Es ging um die Erdölreserven dieser Welt und deren Endlichkeit im Blick auf den Energiehunger all der Länder, die noch nicht auf unserem Komfort-Stand sind. – Wenn wir im täglichen Kampf mit den Kalorien um die kleine Energiebilanz unseres eigenen Körpers feilschen, dann liegt ja dahinter eine viel grössere, globale Energiebilanz. Es geht plötzlich nicht mehr nur um die paar Kilojoules, die im Schokoriegel stecken und in der Portion Pommes lauern und die wir uns mit ein paar tausend Schritten pro Tag wieder vom Leib schaffen sollten… Es geht vielmehr um eine gigantische Umlagerung und Umverteilung von Öl- und Energievorräten.

Während Millionen von Jahren hatten unsere Vorfahren im Einklang mit dem Energiezyklus der Natur gelebt und sich in Form von Nahrung zusammen gesucht, was sie zum Überleben brauchten. War es kalt, brauchten sie mehr, war es warm, kamen sie mit weniger aus. Ihre Arbeit verrichteten sie mit Muskelkraft und nichts anderem, egal, ob sie Pyramiden bauten oder Äcker bestellten, in Galeeren ruderten oder zur Jagd gingen…

Und dann kam die industrielle Revolution. Und „fremde“ Energie verrichtete all die Arbeit, transportierte, bewegte, drehte, klopfte, heizte die Räume und schuf eine Umwelt, in der es sich mit einem Bruchteil des früheren Kraftaufwands überleben liess. Und trotzdem assen wir nicht plötzlich nur noch Mini-Portiönchen, im Gegenteil, der Wohlstand erlaubte uns Genüsse, an die wir früher (noch als wir Kinder waren) höchstens zu denken wagten…

Diese Perspektive einer umfassenden Energiebilanz lässt das Problem mit dem Übergewicht in einer neuen Dimension erscheinen. Der Einzelne und die Möglichkeiten seiner Selbstbestimmung schrumpfen zur Bedeutungslosigkeit zusammen. Er müsste sich in eine vor-zivilisatorische Welt zurückbeamen, eine naturnahe Lebensform wählen, auf alle (oder doch die meisten) Annehmlichkeiten des modernen Lebens verzichten und sich bescheiden als Eremit, der im wahrsten Sinn des Wortes von der Hand in den Mund lebt und alle Energie, die er verbraucht, selber erzeugt…

Und geradezu unheimlich wird die Vorstellung, dass wir in nicht allzu ferner Zukunft nicht nur die unverbrauchte Energie aus dem Erdöl unter unserer Haut in Depots mit uns herumschleppen, sondern auch die noch gar nicht entdeckten neuen Energieformen, die nach dem Ausstieg aus dem Atom kommen werden.. Schöne, neue, dicke Welt!