2/3 Prävalenz
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:11 |
Der „Grosse Duden“ aus dem Jahr 1964 kennt das Wort noch nicht. Da klafft eine Lücke zwischen „Pratze“ (= Hand) und „präzise“ (= klar). „Knaurs Lexikon“ in einem Band von 1999 ist schlauer. „Prävalenz“ hat zwei Bedeutungen: 1) „med.: Anzahl der an einem Stichtag an der betreffenden Krankheit Erkrankten im Verhältnis zur Bevölkerung“, und 2) „Übergewicht, Vorrang“.
Nun sind wir uns wohl einig, dass die zweite Bedeutung nicht das „Übergewicht“ ist, das wir mit uns herumschleppen, sondern eines im übertragenen Sinn. – Aber die erste Bedeutung ist es, um die es hier geht. „Wie ist die Prävalenz von Adipositas in der Schweiz?“ Das ist eine Frage, die man uns immer wieder stellt. Oder einfacher gefragt: Wieviele Prozent der Bevölkerung sind übergewichtig?
Das ist nicht leicht zu beantworten, denn es gibt keine aktuelle flächendeckende Erhebung der Werte. Die letzte Studie wurde 2003 an 1004 Männern und 1067 Frauen durchgeführt. Sie ergab, dass davon 29,6% der Männer und 23,3% der Frauen „übergewichtig“ waren (BMI zwischen 25 und 30), 13,6% der Männer und 14,7% der Frauen waren „adipös“ (BMI über 30). Im Vergleich mit früheren Untersuchungen konnte eine Zunahme festgestellt werden, doch sind solche Vergleiche mit Vorsicht zu geniessen, denn viele der Werte beruhen nicht auf verlässlichen Messungen, sondern auf Eigen-Angaben durch die Betroffenen selbst.
Soeben wurde eine Deutsche Studie aus dem Jahr 2004 veröffentlicht. Danach sind bzw. waren im Zeitpunkt der Erfassung 65% der Männer und 55% der Frauen „übergewichtig“, 20% „adipös“. – Lässt sich die Schweiz mit Deutschland vergleichen? – Nur bedingt. Im europäischen „Ranking“ betr. Übergewicht liegt die Schweiz auf den hinteren Rängen. Griechenland, Malta, aber auch Länder des Ostblocks weisen mehr Adipöse auf als wir.
Es könnte also Sinn machen, einmal eine verlässliche Studie durchzuführen, um die effektive Bedeutung des Problems für unser Land besser einschätzen zu können. Deshalb hat der Verbund von Organisationen und wissenschafltichen Fachschaften, die sich mit Erkrankungen der Herzkranzgefässe, mit Diabetes und mit Übergewicht befassen, CardioVascSuisse, letztes Jahr beim Schweizerischen Nationalfonds ein Forschungsprojekt eingereicht, um auf breiter Ebene solide Daten erheben zu können. – Das Projekt wurde abgelehnt. Man verwies darauf, dass es genügend Studien im Ausland gebe und dass hier keine besondere Dringlichkeit geboten sei. – Vielleicht braucht es noch eine Studie zur Prävalenz der Vernunft.