23/3 Adipositas per magna
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 20:58 |
Das ist der medizinische Fachbegriff für „extremes“ Übergewicht mit BMI grösser als 40. – Ein Mitglied unseres SAPS-Trägervereins hat mir heute einen Link zu einem Internet-Forum geschickt, in dem sich medizinische Azubis zum Thema Adipositas per magna äussern. Was dort zu lesen steht, ist schlicht schockierend.
Angerissen hat das Thema jemand, der (oder die) Medizin studiert und während des Studiums die „Famulatur“, das ist ein viermonatiges Krankenpflege-Praktikum, absolviert hat. Also ein angehender Arzt oder eine Ärztin. Jemand, der sich dem Eid des Hippokrates verpflichtet fühlen sollte. Was uns da aber aus diesen Einträgen im Diskussions-Forum von MEDI-LEARN.de entgegenkommt, ist so ziemlich das Übelste an Vorurteilen und menschenverachtendem Zynismus, mit dem man übergewichtigen Menschen – Patienten! – begegnen kann.
Viele, die ihr Leben lang den Makel von übermässigem Gewicht mit sich herum geschleppt haben, sind sich ja einiges gewohnt in Sachen Anmache und dumme Sprüche. – Wenn diese dann aber aus dem Mund bzw. der Schreibe von im Praktikum stehenden Medizinern kommen, dann hört für mich der Spass auf. Es zeigt, auch wenn sich die Sache in Deutschland abspielt, dass noch sehr viel Informations- und auch Überzeugungsarbeit zu leisten ist, um die hässlichen Vor-Verurteilungen und Schuldzuweisungen aus der Welt zu schaffen. Helfen Sie mit!
Brutal, wie die jungen, angehenden Ärzte da schreiben, ich auch „kopfschüttel“ (wie einer schreibt) aber über die Dummheit, Arroganz und menschen-unwürdigen Äusserungen, die in diesem Forum über Schwergewichtige gemacht werden. C’est dégueulasse, ich wünsche mir nie in die Hände solcher Ärzte zu kommen, Spital = Fleischfabrik oder was? Ich habe vergebens nach Ihrem Kommentar in dem Forum gesucht, Sie können so gut schreiben, Herr von Grünigen, bitte äussern Sie sich im selben Forum.
Bin enrüstet
Cecilia
Ich bin sprachlos… aber es ist leider so. Auch ich, 35Jahre 85kilo bei 162cm, wurde belächelt beim Chirurg.
Ich habe alle 9 Seiten des Forums gelesen. Jetzt weiss ich wieso, ich nur zu ungern zum Arzt gehe. Die meisten können sich nicht beherrschen und müssen einen belehren.
Aus diesen Forum geht auch klar heraus, das „Dicke“ sich nur „sinnlos vollstopfen“. Die meisten „Dicken“, die ich kenne, haben aber mehr Diäten durchgemacht als Normalgewichtige. Seit mein 10. Lebensjahr habe ich (oder wurde ich) immer wieder auf Diät gesetzt. Ich schätze das ich die Hälfte meines Lebens nur Diäten gemacht habe. Leider bisher ohne andauernden Erfolg. Ist das wohl auch ein „sinnloses Vollstopfen“?
Das zweite Thema, dass mich entsetzt ist die Behauptung der Arzt könnte abschätzen und auch entscheiden, wer Anrecht auf eine Behandlung hat oder nicht. Keine neue Hüfte, denn sie sind übergewichtig. Kein Rollstuhl, denn sie sind an ihrem Verkehrsunfall selber schuld… Arzt = Richter = Gott?
Drittens schockiert mich die Desolidarisierung. Die Idee, dass Menschen, die durch ihren Lebensstil sich besonders gefährden, mehr zahlen müssen. Also: Dicke müsse ihre Behandlungen für Diabetes, erhöhten Blutdruck, usw. selber zahlen. Aber auch: Reiter müssen für ihre Reitunfälle selber aufkommen. Nun, wie stellt man fest, dass jemand seine Gesundheit gefährdet? Wie kann man feststellen, dass einer zuviel trinkt? oder unvorsichtig fährt? Kann man wohl kaum. Aber feststellen, dass jemand ein zu hohen BMI hat, kann man.
Uebrigens: vielen Dank für ihren Blog. Seitdem ich ihn entdeckt habe, lese ich ihn regelmässig.
Hallo an alle, an die Normalgewichtigen ebenso wie an die Übergewichtigen, was auch immer darunter zu verstehen ist!
Ich hatte auch mit dem Kopf schütteln müssen, als ich mir soeben die Kommentare in dem besagten Forum ansah. Aber ich war nciht verwundert, für mich es leider keine Neuigkeit, daß der Schwur des Hippokrates verschieden definiert wird.
Ich finde, alle Menschen sich diesem, wohl immer mehr verbreiteten Problem von einem anderen Gesichtpunkt nähern sollten, und zwar wirklich alle; die, die schon übergewichtig sind, die, die es zu werden drohen, aber auch die, die, aus welchen Gründen auch immer, ihr „angemessenes“ Aussehen „umsonst“ mit gegeben bekommen haben.
Es wurden zwar die absurdesten und die kraßesten „Lösungs“-vorschläge unterbreitet, aber alle richteten sie sich auf die Behandlung der Folgen eines ganz anderes, dem Ganzen zugrunde liegenden Problems, und zwar, ja-ja, ich weiß, Eigenverantwortung und bla…, welch ein Wunder, eins, das in der Gesellschaft liegt.
Es wird wohl keiner leugnen, daß wir in einer Konsumgesellschaft leben, die nur davon ihr Daseinsfristen unterhält, daß wir alle zum Konsum förmlich gezwungen werden. Auf der einen Seite gibt es da all die leckeren Sachen, durch und durch mit Geschmacksverstärkern durchsetzt und zum Teil noch als gesund und kalorienarm in der Werbung oder auf der Verpackung angepriesen. Auf der anderen all die überschlanken Models, deren beste Teile uns von allen Plakaten, Zeitschrift und so ziemlich von überall ins Gesicht gehalten werden. Daß die meisten dieser Models nur deshalb so eine Figur haben können, weil sie noch nicht mal den Geschlechtsreifungsprozeß richtig abgeschlossen haben, darüber denkt keiner nach. Danach wären sie eh als zu alt abgeschrieben. Was ich damit sagen will, wenn wir, normale Menschen nicht anfangen, selbständig zu denken, und das Ganze nicht anfangen zu durchschauen und es auch an andere weiter tragen, dann werden wir bald alle an irgendwas leiden. Die einen an narzißtischen Störungen, weil sie sich ihr zeitgemäßes Aussehen viel zu teuer erkaufen, psychisch und finanziell (eigentlich nciht besser als zu gewissen anderen Zeiten, nur heute nicht mehr zeh wie leder und so weiter, sondern braungebräunt (Krebs läßt grüßen), ultraschlank und in jeder Hinsicht (außer Allgemeinbildung) voll up to date, und weh mit dem Gesicht stimmt was nicht, ’ne Oberlippe zu dünn oder sowas exorbitant Häßliches). Die anderen an Freßsucht, Alkoholismuß, Drogenmißbrauch usw., weil ihnen seit Jahren, ganz zu schweigen von den Jugendlichen, die in diese „Realität“ vollkommen unreflektiert hineinwachsen, eingebläut wird, daß man mindestens minderwertig, wenn nicht gar schädlich ist, wenn man diesen fashistoiden Kriterien nicht entspricht. Dieses Streben nach Perfektion hat nichts mehr mit dem zu tun, was früher in der Renaissance z. B. war, sondern ist schlicht und ergreifend krank. Die einen machen Geld damit, indem sie uns zum Futtern ohne Ende anregen, während die anderen von den Sekundärfolgen profitieren. Unter dem Strich bleiben zutiefts unzufriedene, arme Menschen, die ihre imaginäre, von außen suggerierte Minderwertigkeit stumpfzufressen suchen. Ein Teufelkreis. Ich persönlich habe jahrelang unter schlimmsten Komplexen gelitten, obwohl ich von adipositas per magna, sowie Adipositas überhaupt weit entfernt bin, sondern eher das habe, was man als klassische Figur betrachten kann, was in einer anderen Epoche noch als perfekt gegolten hätte.
Ich kann nur alle zum Mitdenken anhalten. Laß Euch nicht irgendeinen Mist suggerieren, der, wenn man mal genau hinguckt, völlig unhaltbar ist, sondern seine Überzeugungskraft nur aus der ständigen Wiederholung von allen Seiten schöpft!
Wenn man ebenso hartnäckig sich selbst und den anderen wiederholt, daß man schön ist, dann wird das auch seine Wirkung tun, wenn auch nicht gleich. Es darf nicht sein, daß unser natürliches Bedürfnis nach gesellschaftlicher Akzeptanz so gelenkt, manipuliert und zu Geld verarbeitet wird. Liebt Eure Körper und bildet Eure Geister fort, und dann werdet Ihr merken, daß es sich beim gleichen Körpergewicht schon viel besser lebt. Ist das psychische Gleichgewicht wieder hergestellt, kommt der Wille zum jAbnehmen plötzlich von allein.
Viel Glück dabei und auch viel Glück den Ärzten, die eines Tages unter solchen Folgen ihrer Ansichten zu leiden haben werden, daß sie mir jetzt schon leid tun.
Einfach eine Frau, die als solche rein körperlich noch zu erkennen ist.
Hallo! Habe gerade mal meien OP- bericht übersetzen wollen und mußte feststellen, dass mich mein behandelnder Arzt auch auf die schwarze Liste gesetzt hat. Habe meinem BMI gleich ausrechnen lassen und… 30,2. Also hat er doch wohl schon mächtig in die Trickkiste gegriffen. Laut seiner Diagnose könnte ich als noch 26 Kilo zunehmen, um den BMI von 40 zu erreichen. Paßt aber haargenau zu den einstellungen , die einige Normale wohl zu uns haben. Will noch gleich sagen, dass ich 3x die Woche Fitneßtraining mache, 2x zum Tanztraining gehe und eine 40 stunden woche habe und Mutti von 2 Kindern bin. Aber wohl auch zu faul, um etws gegen mein zugegebenermaßen Übergewicht zu tun. Sorry liebe Gesellschaft!°!!! Ganz nebenbei, meine Fehltage auf Arbeit in den letzten 21 Jahren liegen so bei 40 insgesamt. Wenn ich schlanker wäre könnte ich doch viel nützlicher für die Gesellschaft sein. Ich glaub ich muß gleic Kotz… bei soviel Mist in besagtem Forum. Aber dann bin ich wohl schon wieder eßgestört und leide dann an Bullemie. Was solls!
Guten Tag,
gerade habe ich aufgrund meines OP-Berichtes „gegoogelt“ und bin auch auf der unsäglichen Seite des medi-learn.de gelandet.
Man sollte wirklich nicht glauben, dass es angehende Ärzte sind, die sich dort in dieser Form „ausmähren“.
Einmal mehr wird einem das Elitedenken dieser Leute klar und das Vertrauen in die ‚Doctores‘ genommen.
Wie gut, dass ich im Anschluss auf dieser Seite gelandet bin und meiner Meinung Ausdruck geben kann!
Beste Grüsse aus dem Norden der Republik
Guten Tag,
gerade habe ich aufgrund meines OP-Berichtes „gegoogelt“ und bin auch auf der unsäglichen Seite des medi-learn.de gelandet.
Man sollte wirklich nicht glauben, dass es angehende Ärzte sind, die sich dort in dieser Form „ausmähren“.
Einmal mehr wird einem das Elitedenken dieser Leute klar und das Vertrauen in die ‚Doctores‘ genommen.
Wie gut, dass ich im Anschluss auf dieser Seite gelandet bin und meiner Meinung Ausdruck geben kann!
Beste Grüsse aus dem Norden der Republik
Hallo, auch ich habe diese Artikel gelesen, bin auch leider sehr übergewichtig. Hab 2005 schweren Motorrollerunfall gehabt (nicht schuld!!!) und war 5 Monate im Krankenhaus und in Reha.Jetzt im nachhinein wird mir übel, wenn ich denke, was dort die angehenden Mediziner so denken. Was denken bloß die „fertigen“Ärzte?? Bin immer noch nicht gesund, hab leider Behinderungen davongetragen, auch Ärzte meinten, wär ich nicht so dick, wären meine Behinderungen auch icht so stark, toll gell??Das braucht man doch nach einem Unfall, so nett aufgebaut zu werden. Schade, wenn wir Dicken auch solche Vorurteile hätten……
Liebe Grüße MArtina Kuhn
Hallo,
es ist schade, dass jeder Mensch meint, er müsse sich über das Aussehen anderer eine Meinung bilden. Es ist nun mal von Gott gegeben, dass die einen schlank, die anderen weniger schlank durchs leben gehen. Aus diesem Grund habe ich nur Mitleid mit solchen oberflächlichen Personen, die sich keine Gedanken darüber machen, wie verletztend ihre Aussagen sein können. Es wäre wahrscheinlich auch zuviel verlangt, solche Personen zum überlegen zu bewegen. Natürlich ist es nicht gerade von Vorteil mit Übergewicht durch die Welt zu laufen, wenn man sich überlegt, welche folge Krankheiten auf einem zukommen können, aber dafür ist jeder Selbstverantwortlich. Man sollte versuchen, sein Leben zu gut wie möglich zu leben und vorallem nicht den Kopf in den Sand zu stecken, d.h. nicht vor lauter Scham sich zu Hause einigeln und noch mehr in sich hineinzuschaufeln wegen dieser ach so bösen Welt. Lasst euch nicht unterkriegen, sucht eures gleichen und unternehmt alles was euch spass macht. DAS LEBEN IST ZU KURZ um sich über solche Ignoranten zu ägern. Genießt euer Leben egal was andere sagen. Leider ist die Präsenz Übergewichtiger sehr gering, wenn man sich so das Nachtleben anschaut. Also gebt euch einen Ruck und fangt endlich an zu Leben.
Liebe Grüsse Carmen Schnur