11/3  Fett weg

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:41

Zwei Tage auswärts an einer Sitzung und keine Gelegenheit, zu einem Terminal zu gelangen, um ein blogmässiges Lebenszeichen zu geben… Das ist ja auch keine Sache, soll vorkommen. Wenn es nur nicht einreisst.

Wieder zuhause, finde ich auf unserem SAPS-Diskussionsforum eine Frage vor nach einem kleinen Erlebnis-Buch, das vor zwei Jahren herausgekommen ist. Es heisst „Der Bärbel-Kremer-Report“ und beschreibt die Erfahrungen einer 160-Kilo-Frau, die aus eigenem Antrieb ihr Gewicht fast halbiert hat: Sie hat 68 Kilo abgenommen, indem sie strikt die Energie-Zufuhr per Nahrung kontrollierte und ihr Bewegungsverhalten veränderte.

Für die Nahrungskontrolle griff sie auf ein schlaues Hilfsmittel, den mealus. Das ist eine kleiner Taschenrechner, gefüttert mit den Nährwertdaten von rund 4000 Lebensmiteln, die man abrufen, berechnen und speichern kann, so dass man während des ganzen Tages sein individuelles Ernäherungsrtagebuch mit sich herumträgt.

Auf diese Weise hat man stets den Überblick, was man bereits gegessen hat, wo man mit den verschiedenen Anteilen Eiweiss, Hohlehydrate oder Fett steht, auch, wieviele Kalorien das ausmacht, wieviele Ballaststoffe und Vitamine… plötzlich wird der Teller transparent. Das Gerät kann schon beim Einkauf helfen oder beim Entscheid: Nehme ich jetzt die Pizza oder die Trutenbrust?

Ich habe das Büchlein aus dem Regal geklaubt, man kann es auch online bestellen, und die Konsequenz, mit der Frau Kremer ihren Pfunden auf den Leib gerückt ist, hat etwas Bestechendes, man möchte sich direkt eine Scheibe davon abschneiden…




9/3  Vor(ver)urteilt

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 21:52

Da ist es wieder, das fette, dicke Vorurteil: Übergewichtige Menschen sind abstossend, unsympathisch, nicht begehrenswert!

So jedenfalls liest sich ein Zitat des US-Autors Neil Strauss (laut 20minuten), der in seinem Buch „Die perfekte Masche“ Tipps gibt, wie man(n) erfolgreich Frauen anbaggert. Auf die Frage, wen er für einen vorbildlichen Frauenhelden halte, sagt Strauss:

„Ein Schönling muss ja nichts dafür tun. Ich bin mehr beeindruckt von einem dicken Donut-Verkäufer, der Frauen verführt. Der muss etwas leisten, um bei einer Frau zu landen.“

So kann nur ein ausgemergelter Spargeltyp reden, der keine Ahnung hat, wie mit einer angemessenen Körperfülle umzugehen ist. Der Blick auf sein Porträt beweist die Vermutung: Ein dünnlicher Schnösel mit ausfrisiertem Spitzbärtchen und glattgeschorenem Schädel, ein Kümmerling eben.

Wenn der wüsste. Zum Glück sind die Geschmäcker der Frauen verschieden. Manch eine findet Geborgenheit bei einem wohlig weichen Kuschelbär, der ihr Halt gibt im Leben, bei dem sie Zuflucht suchen kann, der Gemütlichkeit ausstrahlt und den ruhenden Pol im Geschiebe des Lebens darstellt, behäbig und verlässlich, ein Fels in der Brandung. Er muss ja nicht Donut-Verkäufer sein…

Es wäre an der Zeit, dass die Mode-Clichés vom Sixpack-Zwang und den auf Feinripp-Muskulatur getrimmten Kalvin Klein-Models nachhaltig hinterfragt werden und man die sanften Rundungen eines wohlerworbenen Besitzstandes am Bauch und um die Hüften wieder schätzen lernt als das, was sie sind: Kapitalanlagen für magere Zeiten, seien diese nun emotionaler oder anderer Art.

Und es dürfte gerade einem angeblichen Experten wie dem genannten Mister Strauss eigentlich nicht entgangen sein, dass „wohlbeleibte“ Männer (um mit Shakespeare zu reden) nicht selten die besten Frauen an ihrer Seite haben.




8/3  Und ewig lockt die Bratwurst

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:37

Eigentlich kann ich mit meiner momentanen, ärztlich konrollierten, punkto Kohlehydraten rigoros eingeschränkten Ernährungsweise zufrieden sein: Da die Vorgaben klar sind und es keine Grauzone des Ermessens gibt, in der man der „Sünde“ verfallen könnte, gelingt es mir relativ leicht, sie durchzuhalten. In den gut zwei Wochen, seit ich damit begonnen habe, sind sechseinhalb Kilo weg…

Aber ich habe gemerkt, dass auch hier die Gefahr besteht, dass man sich selber überlistet und in die alten Fallen tappt. Geht am Morgen die Waage wieder deutlich nach unten und verspüre ich eine neue Art von Leichtigkeit, wenn ich die Treppe hinunter oder aus dem Tram steige, oder realisiere ich gar, dass die Hose unter dem Gürtel wieder etwas lockerer sitzt… dann ist die Versuchung gross, diesen Umstand zu feiern.

Nicht mit einem Verstoss gegen die „Regeln“, die werden eisern durchgezogen, was den konsequenten Verzicht auf Brot, Pasta, Zucker, Reis etc. angeht. Aber mit etwas mehr Grosszügigkeit, was die Portionengrösse und den Fettgehalt betrifft. Anstelle des Mägerli-Mucki-Trutenfleisches mal wieder ein Stück schmackhaften Fleischkäse verputzen! Oder sich einige Flocken des würzig-reifen Tête-de-Moine auf der Zunge zergehen lassen! Man gönnt sich ja sonst kaum was…

Und dann immer wieder diese merkwürdige, urtümliche Faszination der guten alten Bratwurst! Schlichtes Brät, in einen ehemaligen Darm abgefüllt und auf der Seite leicht angekohlt… und man weiss alles von den versteckten Fetten und so weiter… und doch ist der Duft jedesmal so betörend, dass es mich wie magisch in die Nähe der Grillstation im Hauptbahnhof zieht, um wenigstens einen Blick zu erhaschen auf die bruzzelnde Pracht, die sich da auf der heissen Platte krümmt… Und ich gebe mir einen Ruck, schaue in die andere Richtung, gehe tapfer dran vorbei, obwohl mir die innere Stimme zuraunt: Es ist Fleisch, es ist erlaubt…

O Bratwurst, Inbegriff der einfachen Verführung, locke du nur. Es kommt der Moment, da entrinnst du mir nicht. Vielleicht bei zehn Kilo.




7/3  Kinder im Gleichgewicht

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:07

Ein Rattenfänger für die dicken Kinder? – Eine aktuelle Publikation rüttelt auf. Weltweit schreitet die Fettleibigkeit bei Kindern voran. Nach einer neuen Publikation des International Journal of Pediatric Obesity sind in USA und Südamerika bereits die Hälfte aller Kinder übergewichtig, in Europa sind es 40% und in der Schweiz „erst“ 25%…

Also hätten wir eine gute Ausgangsposition, um in den nächsten Jahren Gegenstrategien einzuleiten. Zum Glück sind sich die Verantwortlichen bei den verschiedenen Bundesstellen insofern einig, dass wirklich bei den Kindern mit erster Priorität „etwas getan“ werden muss. Bereits haben verschiedene Projekte eine Pilot-Phase hinter sich und werden nun auf ihre Ausweitung hin getestet. Dabei könnte der helvetische „Kantönligeist“ eine hinderliche Rolle spielen: Wie lange hat es gedauert, bis sich die Erziehungsdirektionen auf gmeinsame Massnahmen im Schulbereich einigen konnten!

In der Ostschweiz findet in diesem Herbst ein Lakmustest statt: Mit der St.Galler Präventionsstelle ZEPRA hat das Ostschweizer Kinderspital ein internationales, länder-übergreifendes und interdisziplinäres Programm erarbeitet, das unter Einbezug des Elternhauses und der Schule das „Problem“ von allen Seiten anpacken will, keine punktuellen Massnähmchen, sondern ein flächendeckendes Konzept. Die Idee stiess beim Bund zuerst auf Skepsis. Sie war wohl zu umfassend, zu „gross“ angelegt. Erst als die Erziehungsdirektoren der beteiligten Kantone Druck machten, fand die Idee Gnade (und Geld), wurde zwar im Sinne des Pilotversuchs redimenssioniert, aber ist jetzt in den konzeptionellen Startlöchern.

Und die Bodensee-Anrainer-Bezirke der „Euregio“ sind in die Planung einbezogen. Ein Projekt von für die Schweiz einmaliger Dimension, das zeigt, was „machbar“ wird, wenn genügend Engagement, Sachkompetenz und politischer Wille vorhanden sind, zu einem Ziel zu kommen. – Diese tröstliche Gewissheit ging mir durch den Kopf, als ich heute die Zeitungsmeldung las von der „globalen Epidemie“ der fettleibigen Kinder.




6/3  Glauben macht unselig

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:38

Die deutsche Zeitschrift Healthy Living hat in ihrer aktuellen Ausgabe eine Reihe von Schlankheitspräparaten getestet, die in Apotheken und Drogerien erhältlich sind. Der Befund bestätigt das, was wir von der SAPS aus nicht müde werden, immer wieder neu zu betonen: Hände weg von jedem „Wundermittel“!

Als besonders gesundheitsgefährlich erwiesen sich die „Appetitzügler“ auf Amphetamin- oder Ephedrin-Basis. Sie sollen in den USA zahlreiche Todesfälle verursacht haben und sind inzwischen nur noch illegal zu beschaffen, da die meisten von ihnen offiziell verboten sind. – Abgeraten wird auch von jodhaltigen Mitteln mit Algen oder Tang. Sie wirken kaum, können aber schädliche Nebenwirkungen haben, vor allem auf die Schilddrüse. Auch Entwässerungsmittel sind nicht zu empfehlen. Sie verringern zwar das Gewicht, aber sie führen nur das Wasser aus dem Körper ab und bewirken keinerlei Fettabbau.

Für begrenzt tauglich werden die „Formula-Diäten“ erklärt. Sie können zwar eine Abnehm-Therapie begleitend unterstützen, aber sie müssen vom Arzt auf ihre Kompatibilität mit allfällig verschriebenen Medikamenten hin geprüft werden.

Eine letzte Kategorie gilt schlicht als „nutzlos“: Es sind sogenannte „Fatburner“ auf der Grundlage von Meerestier-Schalen, Präparate aus Tropenfrüchten, Quellmittel, die im Magen ein künstliches Völlegefühl auslösen sollten… – Ich habe vor Jahren solche Mittel für den Kassensturz am eigenen Leib getestet und deren Wirkungslosigkeit ganz direkt jeden Tag auf der Waage erlebt und mit meinem Essprotokoll verglichen.

Und doch bleibt es immer wieder ein Phänomen, wie verzweifelt viele Übergewichtige sein müssen, dass sie sich solche Schundpräparate andrehen lassen, in der Hoffnung, endlich jenes Wundermittel zu finden, das den Druchbruch von alleine schafft…




5/3  Richtig sprechen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 21:19

Heute ist der Tag der Kranken. Seit 1939 gibt es diesen „Tag“, immer am 1. Sonntag im März. „Krankensonntag“ sagten wir dem früher, und das erinnert in leicht makabrer Weise an den „Totensonntag“.

Als ich dem Bundespräsidenten zuhörte, wie er im Fernsehen, für die Aufzeichnung offenbar im Schwesternzimmer eines Spitals postiert, von seinem Gespräch mit einem kranken Menschen berichtete, da wurde mir klar, dass das Motto des diesjährigen Tages sehr gut auch für die Adipositas-Kranken passt: Mit den Kranken soll richtig geredet werden.

Das ist ja auch bei Übergewichtigen eines der heikelsten Themen: Wie spricht man sie auf ihren „Zustand“ an, wenn sie nicht selber darauf zu sprechen kommen? Die Tatsache ist ja – im Unterschied zu manchen anderen Krankheiten – nicht zu übersehen. Und man kann davon ausgehen, dass der Betroffene sich dieser Tatsache auch bewusst ist. Er steht vielleicht jeden Morgen auf die Waage, zwängt sich in seine Kleider, stemmt sich aus dem Stuhl hoch und ächzt beim Schuhbinden… sein ganzes Leben ist geprägt davon, dass er dick ist, dass er Adipositas hat.

Wie soll und kann man da „richtig“ mit ihm darüber reden? Eine Frau hat mir von ihrem Erlebnis bei einem neuen Arzt berichtet, den sie konsultierte. Sie war 150 Kilo schwer und hatte den ganzen demütigenden und entmutigenden Marathon der fehlgeschlagenen Diäten und Kuren bereits hinter sich. Und der Herr Doktor fragte sie offen heraus: „Haben Sie schon mal daran gedacht, abzunehmen?“ Die Frau hat sich umgedreht und die Praxis verlassen.

Es ist nicht Mitleid, nicht Neugier, nicht ein beruhigendes Zureden, was gefragt ist, sondern Verständnis und ehrliche Anteilnahme. Am besten – das jedenfalls ist meine persönliche Erahrung – kommuniziert, wer eigene Erfahrung hat und sich in die Lage des Betroffenen versetzen kann. Deshalb haben spindeldürre, sportliche Adipositas-Therapeuten oft ein Glaubwürdigkeits-Problem. Wer aus persönlichem Erleben und Erleiden mitreden kann, hat einen Vertrauensbonus, der im Gespräch eingebracht werden kann. Und das nicht nur am Tag der Kranken.




4/3  Winter im Frühling

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 20:59

Es gibt Momente, da ist man froh, mit etwas Gewicht die Bodenhaftung zu vergrössern. Mir ging das heute extrem so, als ich noch schnell im Büro vorbeischauen musste und von Himmel die grossen, nassen, weissen Fetzen fielen. Auf der Strasse die seltene Situation, dass der Schnee halb schmolz, halb blieb, und unter den Rädern der Autos eine wasserglacéglitschige Kompaktschicht bildete, die oberflächlich zur Seite flutschte und unten als eisiger, von den Pneus leicht geriffelter Hartbelag für rumpelnde Vibrationen sorgte.

Die Wagen rollten im Schritttempo (schreibt man das überhaupt noch mit drei T, nach dem Rückkommen der deutschen Kultusminister in Sachen Rechtschreibereform?) mit ehrfurtsvollen Abständen, bei jedem Anhalten, egal wie langsam man ausrollen liess, ruckelte das ABS-System bis zum Stillstand und bei jedem Anfahren, egal wie eiermässig vorsichtig man das Gaspedal berührte, signalisierte das hellgelbe Flackerlicht am Armaturenbrett, dass die Vorderräder durchdrehten…

Ich mag diese etwas speziellere Art des Autofahrens, es ist wie ein kleines Kunststück, möglichst elegant und ohne Schlingern voran zu kommen, während man selber gemütlich im Warmen sitzt und rundum die Welt in kalter Nässe versinkt. – Und eben: die Gewissheit, dass man zusätzlich zum an sich bescheidenen Gewicht des kleinen Wagens immer noch eine satte Tonnage mit sich führt, die sich auf die Reifen überträgt und die Haftung verbessert.

So zuckele ich nach getaner Arbeit wohlgemut wieder die berüchtigte Rosengartenstrasse hoch, überhole elegant grössere Limousinen, die mit pfeifenden Hinterrädern dabei sind, sich beharrlich quer zu stellen, ziehe an den vorsichtigen Kollegen vorbei, die im Stop-and-Go-Betrieb sich mühsam in der rechten Spur quälen, und gondle längst durch den tiefen, ungepflügten Schnee über die Quartierstrassen, bis mich zum Schluss noch die Einfahrt in die Garage vor ein neues Problem stellt: Es gilt, per Fernbedienung das Tor so zu öffnen, dass es so lange offen bleibt, wie ich brauche, um mit Anlauf und Schwung durch den am Strassenrand aufgeworfenen Matsch-Wall hindurchzubrechen und aus der Kurve ins Tor zu treffen, bevor dieses sich wieder senkt und mich einklemmen würde… Beim zweiten Anlauf gelingts und ich bin heilfroh, wieder im Trockenen zu sein. Es lebe der Winter im Frühling!




3/3  Prinzip Hoffnung

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:17

Heute stand in der Zeitung, dass sich unsere Jugendlichen „schlechter“ ernähren als noch vor einigen Jahren. Das haben Feldstudien ergeben. Sie essen zu schnell, zu fettig und erst noch „ungesunde“ Nahrungsmittel…

Das ist bedenklich. Das Bewusstsein um die Problematik müsste in den letzten Jahren ja bei Eltern, Schulen und Behörden gestiegen sein. Das Thema „Übergewicht“ und dessen Auswirkungen auf die Volksgesundheit ist ja markant in die öffentliche Diskussion geraten. Aber wie wenn es eine Gegenbewegung dazu brauchte, scheint das die am meisten Betroffenen, bei denen der „Keim“ für eine künftige negative Entwicklung jetzt gelegt wird, gar nicht zu interessieren.

Im Gegenteil: Vorbilder in TV und Mode führen dazu, dass heute fast drei Viertel (um die 70%) der 14- bis 17-jährigen Mädchen sich für „zu dick“ halten und abnehmen wollen. Damit schädigen sie ihren Stoffwechsel und bereiten sich vor auf eine spätere Diäten- und JoJo-Karriere.

Viele Junge wissen gar nicht mehr, dass man Früchte essen kann. Fast ein Drittel gehen ohne Frühstück aus dem Haus und ziehen sich unterwegs oder in der Schule als erstes energiedichtes Backwerk oder Süssigkeiten rein. Am Morgen schwebt über dem Bahnhofperron, wo ich auf den Zug warte, der süsslich-schwere Duft des zuckrig-klebrigen Aufputschgetränks, das bei M-Budget als verbilligte Red-Bull-Imitation zu haben ist… die Kids schlucken es, als ginge es zu einer Party.

Was ist zu tun? Lamentieren hilft nichts und die einzelnen Lebensmittel oder deren Hersteller anprangern bringt nichts… aber es müsste ein Sturm der Entrüstung durch die Haushalte, die Schulkommissionen und die Lehrerzimmer gehen, mit dem Schlachtruf: So nicht mehr, wir tun etwas! – Aber was? An Ideen fehlt es nicht und viele kluge Köpfe stecken sich zusammen, um Vorschläge zu erarbeiten. Hoffnung besteht.




2/3  Prävalenz

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:11

Der „Grosse Duden“ aus dem Jahr 1964 kennt das Wort noch nicht. Da klafft eine Lücke zwischen „Pratze“ (= Hand) und „präzise“ (= klar). „Knaurs Lexikon“ in einem Band von 1999 ist schlauer. „Prävalenz“ hat zwei Bedeutungen: 1) „med.: Anzahl der an einem Stichtag an der betreffenden Krankheit Erkrankten im Verhältnis zur Bevölkerung“, und 2) „Übergewicht, Vorrang“.

Nun sind wir uns wohl einig, dass die zweite Bedeutung nicht das „Übergewicht“ ist, das wir mit uns herumschleppen, sondern eines im übertragenen Sinn. – Aber die erste Bedeutung ist es, um die es hier geht. „Wie ist die Prävalenz von Adipositas in der Schweiz?“ Das ist eine Frage, die man uns immer wieder stellt. Oder einfacher gefragt: Wieviele Prozent der Bevölkerung sind übergewichtig?

Das ist nicht leicht zu beantworten, denn es gibt keine aktuelle flächendeckende Erhebung der Werte. Die letzte Studie wurde 2003 an 1004 Männern und 1067 Frauen durchgeführt. Sie ergab, dass davon 29,6% der Männer und 23,3% der Frauen „übergewichtig“ waren (BMI zwischen 25 und 30), 13,6% der Männer und 14,7% der Frauen waren „adipös“ (BMI über 30). Im Vergleich mit früheren Untersuchungen konnte eine Zunahme festgestellt werden, doch sind solche Vergleiche mit Vorsicht zu geniessen, denn viele der Werte beruhen nicht auf verlässlichen Messungen, sondern auf Eigen-Angaben durch die Betroffenen selbst.

Soeben wurde eine Deutsche Studie aus dem Jahr 2004 veröffentlicht. Danach sind bzw. waren im Zeitpunkt der Erfassung 65% der Männer und 55% der Frauen „übergewichtig“, 20% „adipös“. – Lässt sich die Schweiz mit Deutschland vergleichen? – Nur bedingt. Im europäischen „Ranking“ betr. Übergewicht liegt die Schweiz auf den hinteren Rängen. Griechenland, Malta, aber auch Länder des Ostblocks weisen mehr Adipöse auf als wir.

Es könnte also Sinn machen, einmal eine verlässliche Studie durchzuführen, um die effektive Bedeutung des Problems für unser Land besser einschätzen zu können. Deshalb hat der Verbund von Organisationen und wissenschafltichen Fachschaften, die sich mit Erkrankungen der Herzkranzgefässe, mit Diabetes und mit Übergewicht befassen, CardioVascSuisse, letztes Jahr beim Schweizerischen Nationalfonds ein Forschungsprojekt eingereicht, um auf breiter Ebene solide Daten erheben zu können. – Das Projekt wurde abgelehnt. Man verwies darauf, dass es genügend Studien im Ausland gebe und dass hier keine besondere Dringlichkeit geboten sei. – Vielleicht braucht es noch eine Studie zur Prävalenz der Vernunft.




1/3  Lauf, Hündchen, lauf!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:44

Eine witzige Meldung aus Peking, heute in 20minuten. Offenbar gibt es in China viele übergewichtige Hunde, für die man neuerdings vor den Einkaufszentren spezielle Laufbänder aufstellt, auf denen sie dann traben können, während Herrchen oder Frauchen drinnen am Shoppen sind. Auf einem Bildschirm werde sogar der Kalorienverbrauch angezeigt, heisst es.

Super: Open-Air-Fitness-Center für Vierbeiner! – Zuerst habe ich mir gedacht, warum macht dieser dicke Hund nicht einfach „Platz“ und lässt das Laufen Laufen sein? – Dann habe ich auf dem Bild gesehen, dass das gute Tier ja mit seiner Leine vorne am Laufgestell angebunden ist. Bleibt er stehen oder liegt er ab, so reisst ihn das rollende Band nach hinten, schnürt ihm den Hals zu, zwingt ihn so, wieder aufzuspringen und weiterzusprinten, mit heraushängender Zunge und kurzem Atem… es sei denn, es gibt eine Sicherheitsvorrichtung, aber das würde ich den Chinesen jetzt nicht als erste Priorität unterstellen.

Die Erfindung hat Perspektive. Wenn man überall, wo man warten muss, kleine bewegliche Rollteppiche installieren würde, dann könnte sich ein Teil der Menschheit elegant und so ganz nebenbei in Schwung halten: Vor den Postschaltern gäbe es Kolonnen „mit“ und „ohne“ Lauftraining (die ganze Nummern-Zettel-Wirtschaft könnte wieder abgeblasen werden), die Wartehalle im Flughafen wäre ein wogendes Feld von schwer bepackten Kurzstreckenläufern, in den Pausen im Kino gäbe es eine Ecke für die Glacelutscher und ein separates Abteil für Bewegungswillige… es wäre wie eine Jet-Stream-Anlage, einfach ohne Wasser, und man fühlte sich vereint und verschworen im gemeinsamen Erleben der körperlichen Anstrengung, eine Art permanentes Moving-On, es fehlen nur noch die Duschen, aber das wäre ja im Sommer kein Problem, die liessen sich bequem in jeder Parkanlage installieren…

Vielleicht scheitert auch dieses Projekt daran, dass sich nicht genug Sponsoren finden lassen?