3/4  Sich selber helfen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:12

Wenn ich in diesen Tagen in Zürich am Bellevueplatz vorbei fahre, bietet sich das Thema „Verpacken“ ganz von selber an. In dem grauklotzigen ad hoc-Gebäude zum Bankjubiläum werden die Arbeiten von Christo, dem Verpackungskünstler gezeigt. Mit ihm verbindet mich eine ganz private Erinnerung. Vor vielen Jahren, es muss in den wilden Sechzigern gewesen sein, hat er in Bern im Auftrag von Harald Szeemann die Kunsthalle eingepackt. Und wir, eine Gruppe von etwas nonkonformen aber vielleicht nicht allzu progressiven Kulturaktivisten, haben dem Harald als Antwort auf sein verpacktes Museum ein in weisse Zeitungspapierbahnen verpacktes Occasionsauto geschenkt…

Und die andere Verbindung besteht zur Bank, die da jubiliert. Mit der Gründung der Schweizerischen Adipositas-Stiftung SAPS wollte man ursprünglich auch ein Adipositas-Institut begründen, zu dessen Finanzierung einige Mittel nötig waren. Man dachte damals, vor acht Jahren, diese wären vielleicht bei der Credit Suisse zu finden, bei einer Bank, die sich etwas auf ihr soziales Engagement zugute hielt. Angesichts der drängenden Problematik und der gesellschaftlichen wie gesundheitspolitischen Tragweite der sich ankündigenden Adipositas-Epidemie sollte es ein Leichtes sein, das erforderliche Startkapital zu finden und zu bekommen. Aber weit gefehlt! Je höher man in die Teppichetagen stieg, umso kürzer wurden die Audienzen, um schliesslich ganz oben mit der unwirschen Bemerkung abgebrochen zu werden: „Wozu Geld für Dicke? Die sollen weniger essen.“ (Ob das der genaue Wortlaut war, kann ich nicht belegen, aber sinngemäss ist es so überliefert.) Daran muss ich denken, wenn ich mir die Kosten übgerschlage, die das Christo-Jubel-Häuschen verursacht haben mag, und reflektiere, was wir in unserer Stiftung mit einem Teil dieser Kohle alles hätten machen können.

Nun gut, wir haben versucht, uns selber zu helfen, und sind bis jetzt Schritt für Schritt voran gekommen. Soeben ist die dritte Ausgabe unseres Mitgliedermagazins „saps.ch“ erschienen, farbig und 12 Seiten stark, Auflage 4000 (zurzeit), mit dem Hauptthema: „Selbsthilfegruppen“. Selbsthilfe ist nach wie vor in vielen Bereichen des Gesundheitswesens die einzige Möglichkeit, etwas zu bewirken und zu bewegen. Aber auch das braucht Geld. Wir haben heute – ganz winzige Christölein – den ganzen Tag die neuen Magazine verpackt, in Couverts gesteckt, adressiert und zur Post getragen, an Arztpraxen, an Medienredaktionen, an die Mitglieder unseres Trägervereins… in der Hoffnung, dass etwas von unserem Engagement wieder zurück kommt in Form von finanzieller Unterstützung. Vielleicht muss man doch nicht warten bis zum 300. Bankjubeljahr.