8/4  Mutmacher zum Überleben

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:16

Treffpunkt ist ein Fereinheim im Appenzellerland. Das Bio-Knospen-Zertifikat hängt an der Küchentür. Was man hier isst und trinkt, kann nur gesund sein.

Etwa 30 Leute haben sich eingefunden, aus der ganzen Schweiz und aus Deutschland. Menschen mit Magenband oder Bypass, oder die kurz vor einem Eingriff stehen. Es ist das jährliche „Schweizer Treffen„, organisiert von Corina und Fabienne von der Selbsthilfegruppe Ostschweiz. Man kennt sich bereits von früheren Begegnungen, weiss um die gegenseitigen Probleme, ist neugierig auf Fortschritte, Entwicklungen, Erfahrungsberichte.

Im Vordergrund steht das gemütliche Beisammensein, das Plauschen und Tratschen, wenn man sich länger nicht mehr gesehen hat, es gibt eine Kleiderbörse, man tauscht sich aus über das beste Vorgehen, um eine Operation doch noch bezahlt zu bekommen, nachdem die Krankenkasse bereits abgelehnt hat. Und worauf man unbedingt achten muss, wenn man die Kasse wechseln will.

Interessant sind die Unterschiede im Gesundheitswesen der Schweiz und von Deutschland: In der Schweiz, sagen die Gäste, kümmerten sich die Ärzte noch um ihre Patienten, nähmen sich Zeit für ein klärendes Gespräch und für vorbereitende Information, während es in Deutschland viel unpersönlicher, zackiger, zeitsparender zugehe…

Als SAPS-Präsident bin ich beim Treffen zu einer kurzen Präsentation unserer Stiftung eingeladen. Einige kenne auch ich schon von früheren Besuchen in Selbsthilfegruppen, verschiedene Gesichter und Namen sind vertraut aus dem Internet-Forum, wo das Meeting seit einiger Zeit angekündigt wurde.

Es gibt ein „gesundes“ Buffet mit viel Salaten aller Art, dazu ein Raclette aus Säntis-Käse, sämig mild und reichlich, und auch hier ist festzustellen, dass ein grosser Teil des Denkens rund ums Essen kreist, denn alle wissen bestens Bescheid darüber, was gut für sie ist und wäre, und alle haben die Fähigkeit noch nicht verlernt, zu geniessen, wenn es etwas Gutes gibt, und gemeinsam macht es eindeutig mehr Spass.

Solche Veranstaltungen sind überlebensweichtige Mutmacher für Menschen, die sich selber oft viel kritischer gegenüberstehen, als es von aussen den Anschein hat. Leider musste ich am Abend wieder zurück und konnte nicht bis Sonntag bleiben.