24/7 Der Erfinder
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 22:45 |
Vor etwas mehr als einem Jahr sprach ein Erfinder bei mir vor. Er hatte sich eine Konstruktion ausgedacht, die dazu dienen sollte, TV-Gucken mit Fitness zu kombinieren. Er stellte sich vor, dass sein Gerät vor allem für Kinder und Jugendliche geeignet wäre.
Es bestand aus einem soliden Gestell, auf dem zwei Velo-Pedale montiert waren. Über eine Kette trieben diese Pedale einen Dynamo, der Strom erzeugte. Dieser Strom war stark genug, um ein Relais zu schalten, das seinerseits einen Stromkreis frei gab, an den das TV-Gerät angeschlossen wurde. Solange man in die Pedale trat, so lange wurde der Fernseher mit Energie versorgt. Hörte man zu treten auf, erlosch das Bild.
Es handelte sich um einen Prototypen und die Kraft, die zum Treten der Pedale aufgewendet werden musste, war nicht besonders gross, von Fitness konnte eigentlich nicht die Rede sein. Aber der Erfindergeist des Mannes hatte etwas Berückendes. Er suchte nach Geldgebern und nach Partnern, um sein Produkt bis zur Marktreife weiter entwickeln zu können. Ich konnte ihm keine Hoffnung machen, die Apparatur schien mir noch nicht ausgereift und zu wenig funktional.
Wir machten einige Fotos und schickten sie an einzelne Redaktionen, aber die Sache verlief sich im Sand. – Heute fühlte ich mich jählings daran erinnert, und auch an den Film von Kurt Gloor mit Bruno Ganz in einer seiner ersten Schweizer Spielfilmrollen: „Der Erfinder – oder Späck und Bohne“, nach einem Stück von Hansjörg Schneider. Ganz spielt darin einen jungen Mann, der auf die Idee kommt, man könnte eine Art Kette aus Holzbrettern machen, die um die Räder der Bauernwagen liefen, so dass sie auch auf aufgeweichtem Erdreich nicht einsinken würden. Er opferte sein ganzes Hab und Gut für die Entwicklung seiner Idee und als sie endlich wirklich funktionierte, da wollte er sie voller Stolz in der Stadt beim Patentamt anmelden. Auf dem Weg dorthin kam er an einem Kino vorbei und ging hinein – und sah in der Wochenschau einen aktuellen Bericht über die Kämpfe des ersten Weltkriegs und über die neuen Kriegsmaschinen – die Raupenpanzer… die „seine“ Erfindung bereits umgesetzt hatten.
Daran also musste ich denken, als ich heute im Internet zufällig auf etwas stiess, was sich The EnterTRAINER nennt: eine kleine elegante Box, die man an seinem Fitnessgerät oder Hometrainer befestigt und die über einen Sensor die gemessene Pulsfrequenz des „Sportlers“ registriert. Solange diese in der „richtigen“ Bandbreite liegt, läuft das TV-Gerät. Lässt der Puls nach, wird zuerste der Ton leiser, dann schaltet das Gerät ganz aus: die Box funktioniert wie eine Fernsteuerung. Sie lässt sich indivduell einstellen, auf die jeweiligen persönlichen Werte für die Fettverbrennung, etwa. – Eine geniale Weiterentwicklung und Umsetzung der „Idee“ meines Tüftlers. Schade für ihn, dass es sie schon gibt.
DD hat auf seiner Seite ein nationales Excellence- Modell dargestellt, durch das „einfache“ Innovationen gefördert werden sollen. Wenn es schon heißt, dass im Rahmen der Globalisierung Deutschland nur eine Chance hat, wenn das innovative Potential genutzt wird, dann muss man sich fragen, ob die Organisationsstrukturen vorhanden sind: nein. Daher der Vorschlag auf unserer Seite http://www.deutschland-debatte.de/2007/07/06/partnerschaft-bei-innovationen/.