29/7 Fitnessteller
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:13 |
Er fehlt fast auf keiner helvetischen Speisekarte. Und linienbewusste Gastro-Kunden wissen, was sie sich schuldig sind. Sie bestellen ihn.
Dabei – so habe ich heute Mittag gedacht, als ich an einem wunderschönen Aussichtspunkt in einem an sich gewinnenden Hotel mit Restauration wieder einmal einen solchen bestellt habe – müsste man eigentlich mal so etwas wie eine nationale Fitnessteller-Norm erlassen. So etwas à la CC (Composition Controllée)… und nur Gerichte, die diesem Standard entsprechen, dürften künftig noch unter dieser Bezeichnung auf dem Menüplan geführt werden.
Wenn man Glück hat ist das Stück Fleisch, ob vom Huhn, von Rind oder vom Schwein, nur gegrillt und nicht paniert. Das ist der erste Punkt. Beim Salat spielt die Vielfalt keine Rolle. Da gibt es grüne, saisonale, bunte, gemischte, knackige und schlappe… manchmal ist Reissalat dabei, Kartoffelsalat, Zuckermais. Aber das Verblüffendste ist meist die Salatsauce. French Dressing, schwer und zäh, wie aus Kübeln über das Grünzeug gegossen, so dass Salat und Fleisch in der sämigen Lake schwimmen. Und als Krönung dann noch auf dem Fleisch, schon halb zerflossen, ein mit dem Dressiersack geformtes, gefrorenes Stück Kräuterbutter!
Ich habe es aufgegeben, den Kaloriengehalt solcher Pannade-Sauce-Kräuterbutter-Bomben nachzurechnen. In der Regel enthalten sie meinen ganzen Tagesbedarf an Fett. Der gesunde Salat geht als Dreingabe dazu. Und das Fleisch ist ja meistens ganz anständig. Aber eben: wo bleibt denn da die Fitness, die diesem Teller mal ihren Namen gab?
Sicher, damals, bei der „Creation“ dieses Angebotes, stellte er eine echte Alterntive dar zur schweren Platte mit dem fetten Braten, den in einer Rahmsauce getränkten Nudeln, dem gebutterten Gemüse und der Crèmesuppe als Vorspeise. Aber inzwischen haben sich die Essgewohnheiten verändert. Üppig-deftig ist nicht mehr die Norm, man mag es leicht und bekömmlich. Da sollte sich auch der Fitnessteller anpassen, wenn er diesen Namen schon tragen will, sonst wird er nur allzu leicht zum Fettessteller.