14/8 Giftiges Umfeld
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:15 |
In der Diskussion darüber, wer nun effektiv „Schuld“ trage an der Tatsache, dass unsere Kinder immer früher immer dicker werden, hat ein Forscherteam der University of California, San Francisco, einen Beitrag geleistet, der einigen Staub aufwirbeln dürfte.
Kinderarzt Professor Robert Lustig stellt in der August-Ausgabe der Zeitschrift Nature Clinical Practice Endocrinology & Metabolism die These auf, dass die Art und Weise, wie heute in der westlichen Welt die Nahrungsmittel industriell hergestellt und aufbereitet werden, ein „giftiges Umfeld“ erzeugt werde, in dem die Kinder geradezu dazu verurteilt seien, übergewichtig zu werden.
Harte Worte im Blick auf die Frage nach der Notwendigkeit von staatlichen Regulierungen und Vorschriften. In den USA ist heute jedes 5. Kind zu dick. Und das betrifft alle Rassen, alle gesellschaftlichen Schichten und beide Geschlechter. – „Unser westliches Nahrungsmitel-Umfeld“, sagt Lustig, „ist in hohem Masse ‚insulinogen‘ geworden, das zeigt sich durch die zunehmende Energiedichte der Produkte, den hohen Fettanteil, den hohen glykämischen Index, die Zuckerzusammensetzung und den Mangel an Ballaststoffen.“ Vor allem der Überschuss an Zucker und das Fehlen von Ballaststoffen seien infolge ihrer Auswirkungen auf das Insulin der Hauptgrund für die Übergewichtsepidemie bei Kindern.
Die Wirkung des Insulins als Botenstoff bei der Appetit-Regulierung sei an sich schon länger bekannt, aber erst die Veränderungen der letzten Jahre bei der Produktion und Verarbeitung der Nahrungsmittel (vor allem durch die Beigabe von Zucker in allen möglichen Formen) habe die negativen Auswirkungen ausgelöst und beschleunigt.
Den Kindern, sagt Lustig, könne daher kein Vorwurf gemacht werden, ebenso wenig könnten sie die Verantwortung für ihr Essverhalten selber übernehmen, wenn die Nahrungsmittel, die ihnen von der Werbung empfohlen würden, bereits „giftig“ seien. – Kinder „wollen“ nicht dick sein! Kleine Kinder wählen ihr Essen nicht selber aus. „Wenn wir das nicht ändern“, schliesst Lustig, „bleiben die Kinder auf der Strecke.“ – Fragt sich nur: Wie ändern?