19/8 200 pro Tag
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:19 |
Im Schlauen Büchlein mit den 333 Abnehmtipps von Dr. med. David Fäh steht im einleitenden Kapitel eine einfache Regel:
…eigentlich braucht es gar nicht viel um abzunehmen: 200 Kalorien Differenz auf der täglichen Kalorienbilanz genügen bereits. Wer pro Tag 100 Kalorien weniger isst und sich für 100 Kalorien mehr bewegt, verliert rein rechnerisch in einem Jahr rund sieben Kilo. 100 Kalorien entsprechen etwa zwei Schokokeksen oder 20 Minuten zügigem gehen.
Das klingt doch überzeugend, könnte man meinen. Das ist doch noch kein unerträglich schmerzender Einschnitt ins bisherige Leben… Oder doch? – Ich habe mal ein kleines Rechenbeispiel angestellt. Wenn ich ab sofort auf den Kaffeerahm in meinen verschiedenen Kaffees verzichte, die ich im Lauf des Tages kippe, so spare ich mir damit – wiederum rein rechnerisch – pro Jahr vier Kilo ein. Nehme ich statt dem normalen Kaffeerahm die „light“-Version, so spare ich nur anderthalb statt vier Kilo ein. Lohnt es sich da noch, den Kaffeerahm zu wechseln?
Klar, wenn man so fragt, ist die Antwort immer: Nein. – Aber es kommt noch schwieriger: Die – rein rechnerisch – einzusparenden sieben Kilos bei 200 Kalorien täglicher „Differenz“ verschwinden von meinem Bauch erst dann, wenn ich meine ganzen anderen Labensgeohnheiten in Balance gebracht habe, wenn ich also – theoretisch angenommen – jeden Tag nur noch genau so viel an Energie zu mir nehme, wie ich auch täglich verbrauche.
Dies ist aber bisher nicht so gewesen, sonst hätte ich ja auch nicht zugenommen. Ich muss also durch die Umstellung meiner Ernährung deutlich weniger und anders essen und sollte mich wenn immer möglich etwas mehr bewegen… damit ich nicht weiter zunehme. Ist dieses erste Ziel geschafft, dann ist schon viel erreicht. Und erst dann, wenn ich quasi über eine längere Zeit gelernt habe, mit dieser Balance umzugehen und Energie-Aufnahme und -Abgabe auszutarieren, erst dann kann ich mich ernsthaft daran machen, im beschriebenen Sinne einen zweiten Schritt zu tun und die Balance vorsichtig ins „Defizit“ zu drücken. Erst dann beginnt dieser Mechanismus zu spielen.
Es ist deshalb gut, wenn man sich realistische Langzeit-Ziele setzt. In kurzer Zeit viel abnehmen ist zwar mit Gewaltskuren möglich, macht aber das ganze komplizierte Gleichgewicht kaputt. – Trotzdem hasse ich es, wenn bei einem Gewichtsreduktionsprogramm Dinge stehen wie: „Schlemme dich schlank!“ Oder: „Gewicht reduzieren ohne verzichten zu müssen.“ Das ist Humbug. Auch wenn man etwa mit „Volumetrics“ das verzehrte Volumen erhöht, wenn man anstatt der raffinierten Kohlenhydrate die „besseren“ Rohstoffe zu sich nimmt… es heisst doch immer und unausweichlich auf das zu verzichten, was uns vorher dick gemacht hat. Und das ist, wir wissen es, leider meist auch das, was uns besonders gut geschmeckt hat. Deshalb hat es auch unsere Reglulationsmechanismen ausser Kraft gesetzt.
So Tipps wie die von Dr. Fäh sind Gold wert: Sie rücken uns die Problematik ins Bewusstsein und bewahren uns vor der Illusion, abnehmen sei allzu leicht. Wohlan, ab Morgen beginnen wir!