24/8  ERBsen(er)zählung

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:17

ERBsen sind besondere Hülsenfrüchte. Grün und rund und knackig, wenn sie frisch sind… Aber das sind schon etrwas heikle Formulierungen, in diesem Zusammenhang.

Die drei grossen Buchstaben am Anfang des Wortes sind kein Druckfehler. ERB ist die Abkürzung für Ernährungsberatung. Und als ERBsen haben sich in ihrer Einladung die 20 Absolventinnen und der eine Absolvent des 36. Jahrgangs der Schule für Ernährungsberatung Zürich vorgestellt. Und ich war eingeladen, heute an der Diplomfeier zum Abschluss der dreijährigen Ausbildung eine kurze Rede zu halten.

Eine ausserordentliche Gelegenheit, die ich gerne und mit Freude wahrgenommen habe, um die jungen Menschen, die sich einem anspruchsvollen Beruf verschrieben haben, über einen wichtigen Aspekt ihrer künftigen Arbeit aus der Patienten-Perspektive zu informieren. Denn – das wissen wir von zahlreichen Schilderungen an unserem Beratungstelefon – für einen übergewichtigen Menschen, der einen grossen Teil seines Lebens mit dem Kampf gegen seine Kilos verbracht hat, kann die Begegnung mit einer Ernährungsberaterin absulut schicksalshaft sein.

Die Beratung wird bei Adipositas durch den Arzt verordnet und von der Krankenkasse übernommen. Auch wenn sie nur ein Element in der multidisziplinären Therapie darstellt, kommt ihr doch eine zentrale Bedeutung zu. Da ist es wichtig, dass die Betroffenen sich verstanden fühlen, dass sie Vertrauen fassen können, dass sie nicht mit erhobenem Zeigefinger „belehrt“ werden, sondern dass sie Motivation erfahren, Aufbau bei Rückschlägen, praktische Tipps und Empfehlungen für den Alltag. Das „Grundwissen“ haben sie sich im Lauf der Jahre im Umgang mit ihrer Krankheit selber angeeignet. Das Problem besteht darin, dass es ihnen nicht gelingt, dieses in der Praxis umzusetzen. Hier ist die ERB gefordert, sie braucht Fingerspitzengefühl und Hingabe, auch wenn es ihr die Übergewichtigen nicht immer leicht machen.

Das „Problem“ hat heute einen Stellenwert im öffentlichen Bewusstsein erlangt, der es leichter macht als früher, für Verständnis und Empathie zu werben. Wenn es mir gelungen ist, mit meinen Ausführungen ein wenig dazu beizutragen, dann bin ich zufrieden, dann sind wir auf dem Weg von der Wissensvermittlung zur hilfreichen Umsetzung ein schönes Stück voran gekommen.