6/10  Eine fette Sache

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:15

Verblüffend im Zusammenhang mit der Nachricht vom Tode von Emmi Creola: als diese vor einem halben Jahrhundert die Figur der Küchenfee Betty Bossi erfand, stand diese im Dienst der Nahrungsmittelindustrie und ihr Auftrag lautete, dem Schweizervolk die Verwendung von Astra-Fetten schmackhaft zu machen.

Oh glückliche Zeiten, unbelastete Fünfzigerjahre! Als man noch guten Mutes für Fett Werbung machen konnte, wenn auch – wie Emmi C. schon damals wusste – nur indirekt, über das Vehikel von Rezepten und Küchentipps, fernab von Fettsteuer und Low-Fat, guten und schlechten Fetten… Der Aufschwung war da, nach der Kriegszeit. Wir, die wir in den Vierzigerjahren aufwuchsen, haben zwar keinen Hunger gekannt. Aber die Nachwirkungen der Rationierung spürten wir, von der Anbauschlacht hatten wir manches mitbekommen, wir hatten gelernt, nur altbackenes Brot zu essen, damit man weniger verschwenderisch damit umging… Und dann gab es wieder Fett. Sogar so viel davon, dass man für dessen Verzehr werben musste.

Heute ist Fett ein umstrittenes Nahrungsmittel. Unbestritten ist dessen Bedeutung im Ernährungsplan eines gesunden Menschen. Aber Fett ist nicht gleich Fett. Und gerade im Zeichen der immer raffinierteren industriellen Fertigprodukte, bei denen die Haltbarkeit und die Preisgestaltung eine zentrale Rolle spielen, gibt es immer wichtigere Unterscheidungen, wie zwischen gesättigten und ungesättigten Fettsäuren, Transfetten, „langkettigen“ Fetten und Nahrungscholesterin…

Orientierung tut Not. Deshalb hat die Eidgenössische Ernährungskommission EEK jetzt eine aktualisierte Fassung ihres Fettberichts herausgegeben, der auf 50 Seiten alles Wissenswerte über diese lebensnotwendige und doch so oft verteufelte Substanz vermittelt.

Kalauernderweise könnte man sagen: Es ist nicht alles Fett, was glänzt. Aber das trifft nur einen Teil des Problems: Wir brauchen es, als Träger für Geschmack, aber auch als Energiezufuhr im Alltag. Wir müssen lernen, bewusst und vorsichtig damit umzugehen, wenn wir auf unser Gewicht achten sollten. Aber wir dürfen uns positiv zur Tatsache einstellen, dass unser Organismus für sein gesundes Funktionieren durchaus etwas Fett braucht. Wieviel von welcher Art, das verrät der Bericht.