7/11  Zum Fliegen zu schwer

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:40

Da war dann noch diese Meldung, dass eine Indische Fluggesellschaft sich von Air-Hostessen getrennt habe, weil diese zu dick bzw. zu fett seien. Eine der Begründungen, die das Management gab, gipfelte darin, dass das Körpergewicht ein Indikator für die Fitness sei und dass Personal, das zu dick sei, nicht fit genug sei, um es mit Terroristen aufzunehmen. Die betroffene Stewardess war 1,9 Kilo über dem geforderten Maximalgewicht von 63 Kilo.

Aber dann haben wir uns daran erinnert, dass schon bei der guten alten Swissair, als wir noch stolz auf sie waren, für das Kabinenpersonal rigide Vorgaben galten. Auch hier gab es ein Maximalgewicht und schön mussten sie sein und überdies auch punkto Bildung bestimmten Ansprüchen genügen… und wer diesen Idealen nicht entsprach hatte keine Chance, abzuheben.

Damals sprach noch niemand von Diskriminierung. Man nahm das einfach zur Kenntnis und basta. – Was ist besser? Geht es wirklich um die 1,9 Kilo? Oder geht es um ein Image, eine Projektion, eine Form von heiler Luftfahrtwelt? Solange das Angebot an jungen Frauen grösser ist als die Nachfrage, muss man sich darüber offenbar keine Sorgen machen.




6/11  Chinese fat

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:28

Eine kurze Meldung heute in der Zeitung: Chinesen werden immer dickerPeking: In China leiden rund 60 Mio Menschen an Fettleibigkeit, wie die Nachrichtenagentur Xinhua heute meldete. Das sind 4,6 Prozent der 1,3 Mrd. Einwohner.

Und dann noch einige Rechnungen angestellt: Mit 4,6 Prozent sind die Chinesen noch verhältnismässig gut dran. In unserer „ersten“ Welt sind es mancherorts schon 46 Prozent… also zehnmal so viel. – Angenommen, jeder der 60 Millionen übergewichtigen Chinesen hat im Schnitt 10 Kilo zu viel (das ist ein moderater Mittelwert), so sind das 600 Millionen Kilo, oder 6 Millionen Tonnen Fett. Und wenn in China dereinst „euroamerikanische“ Zustände herrschen sollten, so wären das dann 60 Millionen Tonnen Fett.

Im Jahr 2005 hat der Gütertransport SBB Cargo 30 Millionen Tonnen Lasten durch den Gotthard befördert. Um das zu erwartende chinesische Fett durch den Gotthard zu karren, müsste SBB Cargo also zwei Jahre lang fahren und sonst nichts anderes transportieren….

Oder vielleicht nehmen sich die Chinesen ein Vorbild an Joseph Beuys und schmieren das Fett in die Ecken und Stufen der Chiesischen Mauer.

Was soll die reichlich absurde Spekuliererei? Es ist wohl die schiere Grösse der Zahl, die fasziniert. Und dann noch die Hoffnung, dass das Problem durch die Osterweiterung nach China so viel Gewicht bekommt, dass endlich Massnahmen entwickelt werden, die greifen.




5/11  Alle sind verantwortlich

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:53

Beim sonntäglichen Surfen bin ich auf eine Werbung des Britischen Foodherstellers Birds Eye gestossen: sie zeigt eine Wand, wahrscheinlich im Gang, mit Strichen und Altersangaben, die zeigen, wie sehr der kleine Chris innerhalb von sieben Jahren „in die Breite gegangen ist“.

„Übergewicht bei Kindern geht alle an“ heisst der Werbeslogan, und die Firma, die auf Tiefkühlkost spezialisiert ist, legt im Begleittext dar, dass sie deshalb in den letzten Jahren den Fettanteil ihrer für Kinder bestimmten Produkte um die Hälfte verringert hat.

Na also, geht doch! ist man versucht zu sagen, mit höflicher Anerkennung: die Produzenten können es ja, wenn sie nur wollen. Und das ist ein gutes Beispiel auch für die Anbieter hierzulanden, die sich jetzt ernsthaft Gedanken zu machen beginnen, mit welchen Massnahmen sie wohl abwenden könnten, dass der Gesetzgeber ihnen ein bestimmtes, gesundheitsförderliches Verhalten vorschreiben muss.

Die grossen Lebensmittelproduzenten hätten es absolut in der Hand: Sie könnten den Markt von sich aus so ausrichten, dass es gesundheitsbewussten KäuferInnen leichter fällt, auf Fett und Kalorien zu achten. Sie könnten die Nährwerte eindeutiger und verständlicher deklarieren und sie könnten vor allem auch ihr Sortiment einschränken und auf gewisse extrem fette und kaloriendichte Produkte ganz verzichten.

Pikanterweise tut das aber bisher niemand. Alle, die Lean- und Slim- und Low-Produkte anbieten, behalten alles andere weiterhin im Regal. Man will den Fünfer und das Weggli haben und die Werbung trommelt nach wie vor für die Kalorienbombe, das belegt die sogenannte Werbepyramide, die zeigt, dass vor allem für fette, zuckerhaltige und hochkalorige Produkte Reklame gemacht wird.

Das eine tun und das andere nicht lassen… Man wolle dem Konsumenten die volle Freiheit der Wahl gewähren, heisst es dann, und der sei ja mündig und selbstbestimmt, und das mit den Kindern und der Werbung sei ja gar nicht so schlimm, wie eine deutsche Studie letztes Jahr herausgefunden haben will… – Sind jetzt alle verantwortlich? Oder ist es auch hier wie auf Orwells Animal Farm und einige sind doch „verantwortlicher“ als die andern?




4/11  Rückblick

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 20:38

Es war ein gelungener Auftritt, heute, wenn auch nur kurz. Ein sehr gepflegter Stand, überhaupt eine interessante Anlage und überraschend gut frequentiert. Wir haben unsere Drucksachen ausgepackt und den „Lukas“ aufgebaut, und siehe da, jetzt, wo im Getümmel der Bahnhofshalle wieder legalerweise gelärmt werden durfte, konnten die Besucher und Besucherinnen mit dem Holzhammer nach Herzenslust klopfen, dass der Puck zum Glöcklein hochsprang und ein aufgeregtes Klingeln auf den satten, harten Holzton folgte, den der Schlagmechanismus von sich gibt.

Es war verblüffend, zu sehen, wie die Leute diese eigentlich simple Aufgabe unterschiedlich anpackten: sie nahmen den Hammer in die Hand, wogen ihn skeptisch, schätzten die Distanz ab, die bis zur Glocke zurückzulegen war, holten aus, fragen noch: „Muss man stark?“, worauf wir jeweils sagten, das komme darauf an, was man unter „stark“ versteht… Und dann schlugen sie plötzlich mit voller Kraft zu, erschraken selber über den Knall und freuten sich mit spitzbübischem Gesicht, wenn die Glocke bimmelte und es einen kleinen Preis gab… gestandene Leute, unfreiwillig ertappt bei einem kindlichen Vergnügen.

Dem stand der Ernst gegenüber, mit dem Kinder das gleiche Geschäft betrieben: zaghaft fassten sie den Hammer an, schlugen verlegen ein wenig zu und merkten, dass das zu schwach war… „Du darfst nochmals“, sagten wir, und jetzt fiel der Schlag schon beherzter aus. Aber immer noch kein Klingeln. Beim dritten Mal klappte es meist, und von da an waren die Kleinen kaum mehr zu bremsen, der Erfolg hatte sie mutig gemacht und jetzt klopften sie auf dem Gerät herum und liessen die Glocke läuten, dass nun die Mütter verlegen wurden…

Der Hintergrund des Spiels war und ist ja ein ernsthafter. Es geht darum, auf emotional nachvollziehbare Weise zu zeigen, welche Lebensmittel „erstrebenswert“ sind, von denen man oft und viel zu sich nehmen soll, wenn man gesund leben will, und wo Vorsicht geboten ist beim Genuss, was Häufigkeit und Menge betrifft. Und das Lernen zieht Kreise. Wenn immer jemand „zuschlägt“, bildet sich eine Traube, die Passanten bleiben stehen, gucken zu, kommentieren, berichten über ihre persönlichen Essgewohnheiten… Interaktion eben, eine gute Voraussetzung für Teilnahme. Nach vier Stunden wars vorbei, ausgeklopft und ausgebimmelt, wahrscheinlich zur Erleichterung der Standnachbarn, aber Spass hat es offenbar trotzdem gemacht.




3/11  Präventa

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:32

Vorfreude wieder einmal. Öffentlicher Auftritt, diesmal am Samstag in der grossen (und leider kalten) Bahnhofshalle von Zürich. Die SAPS ist zu Gast am Stand von Prävention und Gesundheitsförderung des Kantons Zürich und kann am Samstag von 11 bis 15 Uhr über die Adipositas-Prävention informieren.

Ein Messeauftritt der etwas anderen Art: welches Publikum wird es sein, das da verbeiströmt, auf dem Weg zum Zug oder nach Hause? Lassen sie sich ansprechen? Sind sie interessiert? Nehmen sie sich die nötige Zeit, um sich mit einem wesentlichen Aspekt ihrer Gesundheit auseinanderzusetzen? Wir wissen es (noch) nicht.

Wir laden wieder einmal die Utensilien ins Auto, verpacken Prospekte, Flugblätter, Zeitschriften, zerlegen den Spielstand mit der Hau-den-Lukas-Maschine und sind gespannt, wie sie diesmal ankommen wird. Das Thema ist ja unerschöpflich und man müsste Hilfsmittel erfinden, um den Passanten auf eine spielerische Weise nahezubringen, dass es sich lohnt, die Bedürfnisse des eigenen Körpers ernst zu nehmen.

Der Bahnhof als Ort des Durchgangs ist dafür symbolisch wichtig: wir haben festgestellt, dass wir mit den Auftritten im „Gesundheits-Sektor“ von Ausstellungen gerade jenes Publikum nicht erreichen, das unsere Botschaften am nötigsten hätte. Aber wir haben noch kein Rezept, wie man seine Aufmerksamkeit gewinnt. Der Auftritt im Bahnhof kann uns in dieser Hinsicht vielleicht Impulse geben. (Und wenn Sie diesen Blog früh genug lesen und dann vor 15 Uhr vorbei kommen, können sie uns Ihre Idee mitbringen.)




2/11  US-Girls als Pillenschluckerinnen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:37

Eine Studie der Universität Minnesota über das Essverhalten von Teenagern hat eine Tatsache ins Bewusstsein gerückt, die nachdenklich macht. 2’500 weibliche Teens wurden während fünf Jahren beobachtet. Bei diesen hat sich in den fünf Jahren der Konsum von „Schlankheitspillen“ verdoppelt: von 7,5 auf über 14 Prozent.

84 Prozent der jungen Frauen hatten das Gefühl, zu dick zu sein und ihr Gewicht unter Kontrolle bringen zu müssen. 62 Prozent bedienten sich dazu „ungesunder“ Massnahmen, 22 Prozent griffen gar zu „sehr ungesunden“ Hilfsmitteln wie etwa Erbrechen, Abführmittel oder Pillen.

Bei diesen Frauen ist das Risiko, später übergewichtig zu werden, dreimal so gross wie bei den andern. Überdies sind junge Frauen wesentlich weniger körperlich aktiv als Männer im gleichen Alter.

Die Studie ging auch der Frage nach, welche Umwelt-Faktoren das Essverhalten der Heranwachsenden beeinflussen, ob die Jugendlichen staatliche Ernährungsempfehlungen zur Kenntnis nehmen und welche Muster ihr Ernährungs- und Bewegungsverhalten beeinflussen. Daraus sollen sich Vorschläge ableiten lassen, wie die Jungen zu einem „besseren“ Lebensstil angeleitet werden könnten. Aber so weit ist man noch nicht.




1/11  Magenknurren

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:35

Kaum ist Halloween vorbei, erreicht uns die Mitteilung, dass wir wohl bald Abschied nehmen müssen (oder dürfen?) von einer quasi animalischen Regung eines unserer treusten und ergebensten Weggefährten…

Täglich schluckt er für uns, was wir in ihn hineinstopfen. Er hat ein Fassungsvermögen von bis zu 8 Litern und seit ich das weiss, gehe ich in den noblen Hotels ganz anders an die üppigen Frühstücksbüffets von internationalem Standard heran. Bezahlt ist schliesslich bezahlt. Er schluckt nicht nur, er verdaut auch, was wir in ihn abfüllen.

Gelegentlich fühlt er sich bleischwer an, prall gestopft und wie ein fremdes Ding liegt er dann in meinem Innern, und ich weiss, dass ich wieder mal mit den Augen gegessen habe. Aber wenn er leer und schlaff ist, dann macht er sich bemerkbar. Dann kann er rumpeln und lärmen, geradezu dröhnen, dann teilt er seiner Umgebung mit, dass es Zeit ist, ihn wieder zu füllen. Er knurrt dann wie ein wildes Tier, bloss dass er dabei nicht die Zähne bleckt.

Und das soll ihm jetzt ausgetrieben werden. Wie Forscher der Unis Freiburg und Strassburg in einer aktuellen Studie herausgefunden haben, ist ein besonderes, lokalisierbares Gen verantwortlich für dieses tierische Geräusch. Und wenn man dieses Gen manipulieren kann, dann kann man den guten Gesellen zum Schweigen bringen. Bis jetzt ist das zwar erst bei Mäusen gelungen, aber der Vorsprung dürfte klein sein. Dann lassen sich gezielt Ess- und andere Gelüste unterdrücken und wir verspüren keinen quälenden Hunger mehr… Essen nur noch das, was uns gut tut und nicht mehr als wir brauchen, werden von keinen atavistischen Ess-Instinkten mehr angetrieben. Eine interessante Perspektive.