9/12 Win-Win
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 18:31 |
Wer bittet, dem wird gegeben. Stand das nicht so oder ähnlich schon in der Bibel? – Gross war deshalb die Freude im SAPS-Büro, als am Freitagmorgen ein E-Mail einging, in dem eine Dame schrieb, sie hätte mich in der Sendung gesehen und vernommen, dass wir Geld brauchen, und sie hätte mir da einen Vorschlag zu unterbreiten.
Wir machten einen Termin, schon am Samstagvormittag, wenn es das Glück gut meint, darf man nicht zögern. Auf dem Weg zum Treffpunkt ging ich verschiedene Szenarien in Gedanken durch: da hatte jemand einen schweren Fall von Übergewicht in der Familie und eine Erbschaft gemacht, von der sie etwas abgeben konnte; da war jemandem ein Portefeuille aus einem Nachlass übergeben worden, mit der Bitte, Vorschläge für eine sinnvolle Verwendung zu machen; oder jemand hatte in der Lotterie gewonnen und sich vorgenommen, einen Teil des Gewinns in gemeinnützige Institutionen zu investieren.
Die Dame begann mit dem Elend auf der Welt und mit den hohen Kosten für das Gesundheitswesen und damit, dass nicht so viele Menschen krank wären, wenn sie sich gesund ernähren würden. So weit konnte ich ihr aufmerksam folgen. Dann kam der Hinweis, dass im Essen, das wir heutzutage kaufen und konsumieren, keine wertvollen Nährstoffe – wie zum Beispiel die aus Früchten und Gemüsen – mehr enthalten seien, weshalb man unbedingt ein super gutes Produkt als Nahrungsergänzung zu sich nehmen müsse, um diesen Mangel auszugleichen und gesund zu leben.
Ich hatte zwar versucht, der Dame zu erklären, dass es keinen Sinn mache, mich für ein Erzeugnis gewinnen zu wollen, das im Franchisen- und Schneeball-System vertrieben wird. Denn solche Empfehlungen für verschiedenste Produkte, die mit wissenschaftlichen Expertisen aus aller Herren Länder die einzigartige, gesundheitsförderliche Wirkung belegen, füllen bei mir im Büro inzwischen ganze Ordner. Aber sie war von ihrem Vorhaben nicht abzubringen und schlug vor, wenn wir ihr Produkt propagieren würden, so könnte sie uns am Gewinn, der damit zu erzielen wäre, beteiligen.
Als ich von dieser Besprechung unvereinbarter Dinge heim kam, lag im Briefkasten ein grosses Couvert. Ein Herr hatte mich im TV gesehen und empfiehlt mir nun, die Theorien des (umstrittenen) Dr. Rath zu übernehmen und anzuwenden, dann komme alles gut, nicht nur beim Krebs, sondern überhaupt. – Ich will ja nicht in Abrede stellen, dass es Fälle von Erkrankungen und PatientInnen gibt, bei denen diese Therapien eine mirakulöse Heilung bewirkt haben… aber als Stiftung, die ernst genommen werden will, dürfen sir uns auf solche „Angebote“ nicht einlassen, selbst wenn damit Geld zu machen wäre. – A propos: ernst gemeinte Angebote werden weiterhin angenommen.