25/12  Alle Jahre wieder

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:35

…wiederholt sich das gleiche Ritual, einmal abgesehen vom christlichen Brauchtum, das sich in den familiären Verrichtungen festgesetzt hat und das auf Erfüllung drängt, ob man will oder nicht.

Nein, alle Jahre wieder nimmt man sich vor, am Heiligabend zwar ein genüssliches Spezialmahl zu sich zu nehmen, dabei aber doch die Prinzipien der vernünftigen Ernährung nicht ausser Acht zu lassen und diesmal wirklich kleinere Portionen zu schöpfen, langsamer zu essen – wobei man sich ja nun auf die segensreichen Erkenntnisse des Schmauens abstützen könnte – und nicht mehr nachzuschöpfen, wenn die erste Portion verspeist ist…

Aber als wäre es die Generalprobe für das Fassen von guten Vorsätzen am Silvester: wenn dann die Tafelrunde so traut beisammen sitzt, wenn sich das Kerzenlicht in den Augen bzw. den Brillengläsern spiegelt, wenn vom Nebenzimmer herüber dezent die Turmbläser aus dem Radio klingen… dann sind die Pläne wie weggepustet und das Leben nimmt seinen Lauf.

Und wenn man dann am andern Morgen früh unter der Bettdecke wach liegt, den Weihnachtstag in seiner ganzen kulinarischen Unschuld noch vor sich, dann hat man das Gefühl, als liege eine mittlere Bleiplatte auf dem Bauch, so schwer macht sich das viszerale Fett im Verein mit dem schlechten Gewissen… Dabei ist man überzeugt: so arg viel kann es ja eigentlich gar nicht gewesen sein, diese drei Tranchen vom Filet im Teig, dieser Salat und die Terrine zur Vorspeise. Und auch das Dessert allein kann es nicht ausmachen: harmlos weisse Panna Cotta, auf dem rubinroten Coulis aus Himbeeren… vielleicht um Mitternacht dann die ausgebackene italienische Teigspezialität mit dem Muskatwein…

Und am Schluss war es eben doch wieder – wie im richtigen Leben – die Summe von allem, die Gesamtmenge, das Total. Gut zu wissen, für das nächste Mal.

PS: Der Eintrag von Jürgen Schilling zu meinem gestrigen Blog macht mich wirklich verlegen: ich bin ja dankbar für interessante Themen, von denen ich mir auch eine gewisse Nützlichkeit erhoffe. Aber ich sehe mich nicht als neuen Propheten einer Heilslehre, von deren Segen ich nun die Menschheit überzeugen müsste. Wenn ich mich also weiterhin mit dem Thema befasse, so nur unter dem Aspekt, ob die praktischen Erfahrungen sich auf meine persönlichen Essgewohnheiten positiv auswirken. Wenn ja, soll es mir recht sien. Aber bekehren will ich niemanden.


Ein Kommentar zu “Alle Jahre wieder”

  1. Edi Wassmer sagt:

    Grüezi Herr von Grünigen

    Die erste Bekanntschaft mit Jürgen Schilling hatte ich am 10.1.2005 im Hotel Europa in St. Moritz anlässlich des „Kau-Jogging-Intensiv-Schmauer-Seminars“. Ich war von dieser Methode so begeistert, dass ich das Buch bei ihm sofort kaufte. Ich habe dann mit dieser Methode innerhalb eines Jahres auch 12 Kilo abgenommen, was ich bis heute immer noch halten konnte. Leider war mein Durchhaltevermögen zu schwach und habe die Jürgen-Schilling-Methode nicht mehr so konsequent angewendet. Was aber geblieben ist, war das langsame – genüssliche Essen.

    Als ich hörte, dass am 2.12.2006 Jürgen Schilling wieder ein Seminar in der Schweiz gibt, erhielt ich eine 2. Chance um wieder mit dem Schmauen zu beginnen. Ich war überrascht, dass sogar das Schweizer Fernsehen anwesend war. Am 8. Januar 2007 wird dann darüber eine Nachricht in der SF 1-Sendung PULS gezeigt. Ich finde es natürlich toll, dass Sie Herr von Grünigen, über ihre Erfahrungen mit dem Schmauen im Blog berichten.

    In der Zwischenzeit gibt es sogar eine Studie über das Schmauen von Dr. med Wilfried P. Bieger. Für mich sind die Erkenntnisse aus der Studie eine Sensation! Ich kann ganz klar die Ergebnisse der neuen Studie bei mir selbst bestätigen, dass bei Kohlenhydraten der Blutzucker nicht mehr raufschiesst und ich nicht mehr in die Unterzuckerung reinfalle. Ebenso wird das Säure-Basen-Gleichgewicht positiv beeinflusst.

    Hier noch mein Tipp für eine gute Gesundheit:

    Ausgeglichene Ernährung nach der VOGS-Methode (Vollkorn, Obst, Gemüse, Salat).
    Die neue Esskultur „Schmauen“ nach der Jürgen-Schilling-Methode.
    Unterstützung der Ernährung durch Nahrungsergänzungsmittel, da ich selber nicht auf die minimale Empfehlung des Bundesamt für Gesundheit (BAG), 5 Portionen Obst, Gemüse und Salat pro Tag, komme.
    Weiter ist wichtig, reichlich Trinken und Bewegung.
    Und zum Schluss beachte ich noch die „10 Gebote zur Ess-Lust“ die ich von Jürgen Schilling am Seminar in St. Moritz erhalten habe:

    1. Essen Sie erst, wenn Sie wirklich hungrig sind. Der Speichel (für Geschmack & Verdauung) fliesst dann noch stärker. Überspringen Sie für dieses faszinierende Feeling ruhig einmal 1-2 Mahlzeiten.

    2. Ziehen Sie die Hand von der Speise, noch ehe Sie völlig gesättigt sind. Geben Sie dem Sättigungs-Reflex eine Chance! Der meldet sich erst nach ca. 15 Minuten. Hören Sie daher beim ersten zarten Sättigungsgefühl auf zu essen. Das Zuviel-Gegessene richtet den grössten Schaden an. Denn der Organismus kann es nicht verwerten, muss es wieder loswerden und das kostet ihn ungeheuer viel Kraft. Ergebnis: Wir sind gleich wieder müde! Statt (wie es sein sollte) gekräftigt durch die Nahrung.

    3. Essen Sie nicht bei Müdigkeit, da der Speichel dann vermindert fliesst.

    4. Vermeiden Sie Zeitdruck beim Essen. Das Argument „Ich habe keine Zeit für’s Kauen“ lässt sich durch die Tatsache widerlegen, dass man nur noch die Hälfte der früheren Menge isst – das gleicht die längere Kauzeit wieder aus.

    5. Holen Sie sich nur eine kleine Portion auf den Teller. Sie werden sehen, es wird reichen.

    6. Nehmen Sie den Happen oder die Gabel mit neuer Nahrung erst wieder in die Hand, wenn der Mund leer ist.

    7. Nehmen Sie eine lockere, unverkrampfte Haltung beim Essen ein – nach jedem Happen einfach ein wenig zurücklehnen und sich in Ruhe mit dem Bissen beschäftigen.

    8. Lassen Sie sich nicht ablenken von Gesprächen, TV, Radio, Zeitungen, solange Sie noch in der Anfängerphase sind.

    9. Zählen Sie die Kaubewegungen mit bis der Mund wirklich leer ist (Nachschmecken). Sie gewinnen dabei sensationelle Erfahrungen. Setzen Sie die Ziele immer höher, bis der Vorgang (die Zungenreflexbewegung) automatisiert und vervollkommnet ist und der Geschmackssinn die Regie übernimmt. Erst dann fällt das Mitzählen weg!

    10. Schlucken Sie nichts, was nach ausgiebigem Kauen unangenehm schmeckt. Ihr Speichel bringt die Wahrheit über gute oder schlechte Nahrung an’s Licht. Entdecken Sie selbst, dass Sie die Qualität von Speisen schmecken (und riechen!) können. Gute, wertvolle Nahrung darf erst nach 30 bis 40 Kaubewegungen Geschmack bekommen. Nun kauen Sie mal auf einem kleinen Rädchen Wurst etwas länger als sonst. Schmecken Sie es vor allem richtig aus, und Sie werden es nie mehr wieder tun. Ihr Wurst- und auch Ihr Fleischkonsum wird sich auf diese Weise von selbst erheblich reduzieren. Was aus bekannten, aktuellen Gründen ja nichts schaden kann.

    10a. Und jetzt noch ein Extra-Tipp: Flüssigkeiten müssen ebenso wie feste Nahrung gekaut werden, um sie so besser mit dem Speichel zu vermischen. Flüssigkeiten (mit Geschmack!) solange im Mund genussvoll durcharbeiten, auskosten, bis sie durch den „selbsttätigen Schluckimpuls“ absorbiert, quasi hereingesaugt werden. Kauen, ja schmauen Sie doch mal Ihren Schluck Obst- oder Gemüsesaft, Kaffee, Milch, Tee, Bier, Wein oder Sekt. Schmecken Sie ihn richtig aus. Schon nach der kleinsten Menge werden Sie eine überraschende Wirkung verspüren. Alkohol kann auf diese Weise harmlos genossen werden.

    Frohe Festtage wünscht Ihnen
    Edi Wassmer

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