9/1 Tea for You
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:39 |
Tee spielt im Leben der Engländer eine zentrale Rolle. Das Ritual des Morning- und des Afternoon-Teas prägt die Tages-Struktur und ich erinnere mich an meine Zeit als Assistenz-Lehrer in Sheffield vor 40 Jahren, als während der Pausen im Lehrerzimmer die Zubereitung und der Konsum des Tees von strikten Standesregeln geprägt war: wer welche Tasse zugeteilt erhielt, in welcher Reihenfolge ausgeschenkt wurde, wieviel Milch zum Tee genommen wurde, wer als erster trank und wer wen erst ansprechen durfte, nachdem dieser einen Schluck genommen hatte… mühsam zu erlernendes Regelwerk, das allerdings nach einer gewissen Zeit durchaus sozialen Halt und und Sicherheit vermittelte.
Und nun erfahre ich aus einem Bericht von Reuters, dass das alles gesundheitlich für die Katze gewesen ist, buchstäblich, wegen der Milch!
Tee gilt gemeinhin als gesundheitsförderlich, zumal wenn er ungesüsst genossen wird. Jetzt lernen wir, dass man herausgefunden hat, dass durch die Zugabe von Milch zum Tee (und das haben seinerzeit alle gemacht) die für die Gesundheit positiven Effekte des Getränks zunichte gemacht werden. – Schwarztee, das ist erwiesen, hat einen positiven Einfluss auf Herz und Arterien. Nun aber weiss man aufgrund von Versuchen an Menschen und Ratten mit übereinstimmendem Resultat, dass die Beigabe von Milch diese positive Wirkung direkt aufhebt.
Die Wissenschafter haben sich noch nicht festgelegt, was mit der neuen Erkenntnis zu geschehen hat: muss man in Ländern wie England, wo der Tee seit Jahrhunderten mit Milch genossen wird, die ganzen Herz- und Kreislauf-Statistiken neu schreiben? Muss man Richtlinien für den Tee-Konsum erlassen, weil man es sich nicht länger leisten kann, das gesundheitsförderliche Potential des gebrühten Getränks länger mutwillig zu verschleudern? – Nichts Genaues weiss man nicht… Aber es ist doch gut, dass wir Kenntnis haben von diesen Zusammenhängen. So können wir wenigstens unseren individuellen Tee-Konsum in Eigenverantwortung regulieren.