12/1  Die Affen-Diät

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:22

Der Versuch war verlockend: neun Freiwillige, alles Risikopatienten mit zu hohem Blutdruck und zu viel Cholesterol, liessen sich zwölf Tage lang im Zoo, direkt neben dem Affenhaus, in einem Zelt einsperren, wo sie für einen BBC-Bericht gefilmt wurden. Brother Ape, gewissermassen.

In diesen zwölf Tagen bekamen sie ausschliesslich das zu essen, wovon sich unsere affenähnlichen Vor-Vorfahren wahrscheinlich ernährt haben: Früchte, Gemüse, Nüsse, Honig. Alles naturbelassen, keine verarbeiteten Lebensmittel. 5 Kilo ass jeder Proband pro Tag, und nahm so 2’300 Kalorien zu sich. Eine typische Jäger-und-Sammler-Verpflegung, die in verschiedenen Varianten in einem Dreitage-Rhytmus geboten wurde, gelegentlich ergänzt mit etwas Fisch.

Diese Ernährungsweise hatte zur Folge, dass alle Teilnehmer ihren Blutdruck nach den zwölf Tagen normalisiert hatten, der Cholesterol-Spiegel hatte sich im Schnitt um 20 Prozent gesenkt und – quasi als Nebenwirkung, weil eigentlich gar nicht beabsichtigt – hatten die Leute im Mittel 4,4 Kilo abgenommen. (Dabei, gilt es anzumerken, lebten sie ja quasi in einem Schlaraffenzelt, denn sie mussten weder auf Bäume klettern noch meilenweit gehen, um ihr Futter einzusammeln… damit hätten sie wohl noch deutlich mehr Energie verbraucht und Gewicht reduziert.)

Der Bericht ist gestern Donnerstag von der BBC gesendet worden. Natürlich können wir nun nicht einfach wie die Affen leben. Aber für einzelne Teilnehmer war die Erkenntnis doch verblüffend, dass man sich „gesund“ ernähren konnte und dabei doch satt wurde. Ein 36jähriger Fahrlehrer aus Sheffield hatte in seinem ganzen Leben noch nie Früchte oder Gemüse gegessen… jetzt war er auf den Geschmack gekommen und hatte ein neues Lebensgefühl gewonnen.

„Sich zum Affen machen“ könnte also ernährungsmässig eine völlig neue Bedeutung erhalten. Ich allerdings habe mich heute wie ein stinknormaler Zentraleuropäer verhalten und ein Fondue gespachtelt, in angenehmer Gesellschaft. Und obwohl wir uns alle vor der Mahlzeit fest vorgenommen hatten, nur wenig zu essen und vielleicht nicht die ganze Portion zu vertilgen, erlagen wir doch dem Lockruf des blubbernden Käses und brachten auch kein bestimmtes Nein über die Lippen, als die Bedienung mit dem Supplement kam.