3/2 Kleopatra von innen
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 22:51 |
Man sollte die Leute wieder vermehrt dazu bringen, naturbelassene Lebensmittel zu verarbeiten und zu konsumieren. Industriell gefertigte und jederzeit verfügbare, auf Haltbarkeit ausgelegte Nahrungsmittel könnten negative Auswirkungen auf unser ganzes Stoffwechselsystem haben und somit in der Übergewichtsproblematik eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen.
Frisch vom Bauern kaufen, lautet die Devise, oder vom Marktstand, wo es noch Krumen an den Karotten hat und Sand im Salat. Denn das sei – so habe ich es heute in einem TV-Wissensmagazin gesehen – für die Stärkung des Immunsystems von entscheidender Bedeutung.
Aber dann lesen wir, dass der französische Nahrungsmulti Danone noch in diesem Monat ein neues Produkt in die Làden bringen will (vorerst im Frankreich und Spanien, im März dann in Italien und Belgien). Das Produkt heisst Essensis, und wenn man den Namen zum ersten Mal hört, denkt man wohl eher an ein Kräuterschampoo, an ein Parfüm oder einen Lufterfrischer… Aber es ist ein Yoghurt-Drink, der schön machen soll.
Ein Milchprodukt, dessen Konsumation – einen Monat lang muss man es schon nehmen, wenn es wirken soll – den KonsumentInnen Schönheit verleiht! Schönheit, die aus dem Innern des Körpers kommt, da der Drink mit besonderen Wirkstoffen die Zellen der Oberhautschicht ernährt…
Ich bin ja nur ein Laie, und ich habe mir bis jetzt immer eingebildet, der beste Weg, um meine Haut zu ernähren und schön zu halten, sei es, eine gute Creme aufzutrgen und einzureiben, von der langerprobten in der blauen Dose bis zu der Salbe, die auch norwegische Seeleute verwenden… ganz abgesehen von den wunderbaren Pasten, denen man im TV-Spot direkt zuschauen kann, wie sie schrumpeliges Altweiberleder in Sekundenschnelle in eine Teenie-Pfirsichbacke verwandeln.
Wenn ich mir jetzt vorzustellen versuche, dass die gleichen – oder doch ähnliche – Wirkstoffe, die die Haut glätten, in einem Yoghurt-Drink in den Magen gelangen, von dort durch den Darm in den Körper, dass sie dann Adern und Kapillaren durchwandern müssen, bis sie an ihrem Bestimmungsort, der Haut, angelangt sind… dass sie vorher noch die Leber durchquerten, in der Lunge mit dem Sauerstoff zu tun hatten, die Nieren passieren mussten… (und dabei vielleicht auch noch die Haut der inneren Organe polierten, was weiss man schon?)… dann kommt mir dieses Projekt reichlich absurd vor und ich wäre froh, wenn mir ein gelernter Stoffwechsespezialist in einfachen Worten erklären könnte, dass ich das falsch sehe.
Danone jedenfalls verspricht sich von diesem Produkt, das in drei Aromen erhältlich sein wird, einen Umsatz von 100 Millionen Euro, zunächst. – Kleopatra, so viel man weiss, hat in Eselsmilch gebadet. Die hat von aussen gewirkt. Nun soll die Milch also von innen wirken. Fragt sich nur: Wo bleiben die Esel?