7/2  Essen mit Gefühl

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:03

Einst, als man uns das Leben leben lernte, hat man uns beigebracht, dass rare Leckerbissen „mit Verstand“ zu essen seien. Was dies genau heissen mochte, hat sich der kindlichen Wahrnehmung nicht immer erschlossen. Von einem Zeitgenossen weiss ist, dass er lange Jahre der Meinung war, dies würde bedeuten, dass man zum Beispiel eine köstliche Praline im Mund mit der Zunge ganz hoch an den Gaumen drücken müsse, damit sie dem Gehirn – also dem Sitz des Verstandes – so nah wie möglich sei…

Die Aufforderung, etwas „mit Verstand “ zu essen, wollte dazu ermuntern, sich beim Genuss doch bitte zu vergegenwärtigen, dass es eine solche Leckerei nicht häufig und nur in kleiner Menge gebe, so dass sie voll und ganz auszukosten sei.

Was nun aber das Essen „mit Gefühl“ betrifft, so hat wohl jeder und jede in unterschiedlichen Lebenssituationen ganz persönliche Erfahrungen gemacht. Dass allerdings bei Glück und Trauer generelle und überprüfbare Verhaltensmuster gelten, das hat ein kleines Experiment in Amerika gezeigt:

38 junge Menschen wurden in unterschiedliche Filme gesetzt. Die einen guckten einen fröhlichen, lustigen Film („Sweet Home Alabama“), und die andern einen traurigen Depressionsklassiker („Love Story“). Während die Filme liefen, standen den Probanden Popcorn und andere Knabbereien zur freien Verfügung. – Das Resultat: das Publikum des Trauer-Streifens vertilgte im Schnitt 36% mehr Popcorn als die Fun-Fraktion.

Nachdem man alle über Nährwert nd Fettgehalt der verarbreichten Zwischenverpflegung aufgeklärt hatte, stabilisierte sich der Konsum bei beiden Gruppen auf der selben Höhe. – Diese Erkenntnisse sind vielleicht nicht spektakulär, aber sie belegen – einmal mehr – dass unser Essverhalten von unseren Gefühlen beinflusst wird… und dass es grundsätzlich möglich ist, mit richtiger Information und mit Aufklärung dieses Verhalten zu beeinflussen. – Ist doch ein Lichtschimmer.