30/3  Denk dich schlank

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:31

Einbildung machts, meinen Psychologen herausgefunden zu haben. – Vielleicht ist da was dran. Als ich klein war… so geht eine meiner Erinnerungen… lag ich mal im Kinderbettchen mit den Gitterstäben und sollte meinen Nachmittagsschlaf machen. Es war die Zeit vor Ostern und ich wusste, dass Mutter im Schrank irgendwo den Vorrat an Zucker- und Schokoeiern und die Schokoladehasen hatte. Schokolade war damals bei Kriegsende noch absolute Mangelware und ihr Genuss auf die wenigen jahreszeitlichen Feste beschränkt.

Ich weiss, dass ich wusste, dass diese Vorräte tabu waren, so lange, bis es ans Suchen der Osternester ging. Und trotzdem war das Verlangen da. Und ich sagte zu mir selbt: Ich denke jetzt, dass ich Hunger habe. – Und siehe da: dieser Gedanke motivierte den kleinen Knirps, ich kletterte aus dem Bettchen, öffnete den Schrank, fand die Schachtel und begann von den Köstlichkeiten zu essen. Dies wiederholte sich am Nachmittag noch mehrmals, bis mir wirklich schlecht war. An die Strafe, die dann folgte, erinnere ich mich nicht mehr. Die Einbildung, hungrig zu sein, hatte alle Bedenken überwunden.

Eine kleine Meldung im SPIEGEL schildert nun das Gegenteil: Abnehmen durch Einbildung. Das Experiment eines Psychologen-Teams der Harvard University war simpel. Es galt zu beweisen, dass es genügen würde, wenn man sich vorstellt, die täglichen Verrichtungen seien ausreichend als körperliche Betätigung zum Abnehmen – dass man dann wirklich abnimmt. 84 Zimmermädchen aus sieben Hotels machten beim Test mit. Einer Gruppe von ihnen wurde überzeugend erklärt, dass ihre Arbeit, das Bettenschüteln, Staubsaugen, Polsterklopfen und Leintücherfalten eine ausreichende körperliche Bewegung darstelle, um fit zubleiben und abzunehmen.

Tatsächlich hatten die Frauen der so instruierten Gruppe nach einem Monat im Durchschnitt rund ein Kilo weniger, und auch der Blutdruck war besser als bei den andern Gruppen, denen man nicht eingeredet hatte, ihre tägliche Arbeit sei schon Bewegung genug… – Was will uns dieser Test wohl sagen? Geht es um Auto-Sugestion? Hilft es, wenn man nur fest daran glaubt? – Coué lässt grüssen. Das eine Kilo macht allerdings noch nicht manchen BMI-Wert wett… Aber wahrscheinlich stimmt es schon: wenn man überzeugt ist, dass das Programm, das man gerade macht, wirklich hilft, dann hilft es auch… wenigstens vorübergehend.


Ein Kommentar zu “Denk dich schlank”

  1. A sagt:

    Ein Teil mag direkt auf Suggestion zurückzuführen sein. Aber interessant wäre auch zu wissen, ob sich z.B. das Ernährungsverhalten als indirekte Wirkung der Suggestion verändert hat. Wenn jemand bezüglich des eigenen Gewichts bereits fatalistisch geworden ist und nicht mehr auf die Ernährung achtet, kann dies mit einer solchen Methode vielleicht durchbrochen werden.

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