18/4 TV als Vorbild?
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:07 |
Am Freitagabend den zweiten Teil der Doku-Soap Ein Ort nimmt ab auf SF 1 nicht verpassen! – Es ist, davon bin ich als abgebrühter Medienfuchs überzeugt, wichtig, dass sich die Massenmedien der Thematik Übergewicht auf breiter Basis annehmen, und zwar nicht mit erhobenem Zeigfinger und in moralindurchtränkter Pose, sondern auf eine unterhaltend-spieleriche Weise, die Anreize setzt zum Nachahmen und quasi beiläufig die Neugierde weckt, es auch mal zu versuchen… Drum bin ich ein Fan der neuen Serie.
Aber jetzt gibt mir ein Bericht in der englischen Daily Mail schwer zu denken: da ist die Rede von übergewichtigen Frauen, die in verschiedenen, populären Abnehm-Shows mitgewirkt haben. Sie nahmen unter den Augen des TV-Publikums tatsächlich ab… so zwischen 5 und 10 Kilo… und in Interviews beschreiben sie, was sie alles unternommen hatten, um am Kontroll-Termin effektiv leichter zu sein als das letzte Mal… aber allesamt hatten sie innert kürzester Zeit nach Ende der Serie das ganze abgenommene Gewicht wieder drauf – und die meisten das Doppelte davon noch dazu! Ein klassischer Fall für JoJo.
Was war geschehen? Unter dem übergrossen Druck der Öffentlichkeit hatten sie zum Teil auch zu ungesunden, einseitigen Methoden gegriffen, die zwar kurzfristig wirkten… aber kaum waren die Scheinwerfer erloschen und die Kameras abgestellt, fielen sie zurück in die alten Muster. Das ist keine überraschende Feststellung und Erkenntnis, im Gegenteil. Aber gerade weil man das ja annehmen konnte, hätte seitens der TV-Produzenten alles unternommen werden müssen, um gerade dies zu verhindern. Ich hatte deshalb „unsern“ TV-Machern schon früh empfohlen, auch eine Langzeit-Nachkontrolle vorzusehen. Und durch die Präsenz einer gewieften Ernährungsberaterin können gesundheitsschädigende Auswüchse hoffentlich vermieden werden.
A propos Fernsehen: da war noch diese Reality TV Show aus Australien mit dem knackigen Titel Fat Kids can’t hunt (dicke Kinder können nicht jagen). 10 übergewichtige Kinder aus England müssen einen Monat lang unter einem Stamm von Aborigines in den Outbacks leben und dabei strikt die Lebensweise der Eingeborenen einhalten. Sie kriegen nur zu essen, was sie selber ernten und erjagen können, sonst müssen sie hungern… – Im Sturzflug zurück in die Urzeit. Man verspricht sich davon ein Umdenken und eine neue Einstellung zum Essen bei den Kindern.
Die Idee – wen wunderts – stammt aus dem Hause Endemol, wo auch Big Brother und andere televisionäre Köstlichkeiten herkommen. Fachleute hingegen bezeichnen das Experiment zu Recht als voyeuristisch. Und die Frage ist berechtigt: Wie sollen denn die Kids in der Wildnis des australischen Busches lernen, wie sie sich im Schlaraffenland unserer Zivilisation zu verhalten und gesund zu leben haben? – Eben.