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Von Heinrich von Grünigen um 23:41 |
In der Sendung Ein Ort nimmt ab auf SF 1 ist Ernährungsexpertin Franziska Widmer wie ein frischer Wirbelwind durch die Haushalte der Protagonisten gefegt und hat aus den Kühlschränken all jene Lebenmittel konfisziert, die wegen hoher Energiedichte als ungeeignet zu betrachten sind, wenn man sein Gewicht unter Kontrolle halten will.
Wenn der Nährwert sauber deklariert ist, erleichtert dies die Orientierung. Aber kann man den Angaben auch trauen? – Eine Konsumenten-Organisation in Kanada hat die verschiedenen Donuts getestet, die im Handel erhältlich sind, und dabei festgestellt, dass diese bis zu 50% mehr Fett enthielten, als die Hersteller angegeben hatten. Die Gesellschaften reagierten unterschiedlich, gelobten aber mehrheitlich, die Hersrtellung zu überprüfen.
Und wie ist es Im Restaurant und am Fastfood-Stand? – Wo der Energiegehalt der Lebensmittel nicht angeschrieben ist, muss man sich auf sein eigenes Beurteilungsvermögen verlassen können. Wie steht es damit? Machen wir einen kleinen Test. – Welches der folgenden Frühstücksangebote in einem US-Restaruant hat am wenigsten Kalorien?
– Schinken- und Käse-Omelett
– gebratenes Farmersteak mit Eiern
– 3 Scheiben französischer Toast mit Margarine und Syrup
– 3 Pfannkuchen mit Margarine und Syrup
Ok, für unsereins sind das eher ungewohnte Frühstücksvarianten. Wie steht es mit den Kalorien? Hätten Sie es gewusst? – Diese und weitere Fragen im Quiz. – Ich hatte leider keine einziger richtige Antwort.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:30 |
Haben Sie sie auch gefunden, heute oder kürzlich, im Briefkasten? Die Tafel Cailler-Schokolade? Bei uns war sie heute drin, überraschenderweise. Und in der Zeitung war dann die Erklärung zu lesen: um die Sympathien der KonsumentInnen wieder zu gewinnen, hat Nestlé an 2,2 Millionen Familien je eine Tafel Schokolade verschickt.
Nachdem Nelly Wenger mit ihrem schick gestylten Plastic-Verpackungs-Konzept von Jean Nouvel einen Millionen-Flop gelandet hatte (der viele Wochen lang beharrlich abgestritten und kleingeredet wurde), gilt es jetzt, um die Gunst der KäuferInnen zu buhlen.
2,2 Millionen Tafeln, das sind 220 Tonnen Schokolade. – Eine Tafel Milchschokolade hat 550 Kalorien, das ist gut ein Viertel eines vernünftigen Tagesbedarfs an Energie. Die von Nestlé verschenkte Energie summiert sich demnach 1’200’000’000 Kalorien… das wären 172 Tonnen Fett, wenn sie nach dem Verzehr auf den Hüften und im Bauchspeck der so grosszügig Beschenkten gelandet sind.
Was stand auf den Plakaten von Gesundheitsförderung Schweiz? Die Schweiz wird immer dicker. – Danke, Nestlé.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:07 |
Am Freitagabend den zweiten Teil der Doku-Soap Ein Ort nimmt ab auf SF 1 nicht verpassen! – Es ist, davon bin ich als abgebrühter Medienfuchs überzeugt, wichtig, dass sich die Massenmedien der Thematik Übergewicht auf breiter Basis annehmen, und zwar nicht mit erhobenem Zeigfinger und in moralindurchtränkter Pose, sondern auf eine unterhaltend-spieleriche Weise, die Anreize setzt zum Nachahmen und quasi beiläufig die Neugierde weckt, es auch mal zu versuchen… Drum bin ich ein Fan der neuen Serie.
Aber jetzt gibt mir ein Bericht in der englischen Daily Mail schwer zu denken: da ist die Rede von übergewichtigen Frauen, die in verschiedenen, populären Abnehm-Shows mitgewirkt haben. Sie nahmen unter den Augen des TV-Publikums tatsächlich ab… so zwischen 5 und 10 Kilo… und in Interviews beschreiben sie, was sie alles unternommen hatten, um am Kontroll-Termin effektiv leichter zu sein als das letzte Mal… aber allesamt hatten sie innert kürzester Zeit nach Ende der Serie das ganze abgenommene Gewicht wieder drauf – und die meisten das Doppelte davon noch dazu! Ein klassischer Fall für JoJo.
Was war geschehen? Unter dem übergrossen Druck der Öffentlichkeit hatten sie zum Teil auch zu ungesunden, einseitigen Methoden gegriffen, die zwar kurzfristig wirkten… aber kaum waren die Scheinwerfer erloschen und die Kameras abgestellt, fielen sie zurück in die alten Muster. Das ist keine überraschende Feststellung und Erkenntnis, im Gegenteil. Aber gerade weil man das ja annehmen konnte, hätte seitens der TV-Produzenten alles unternommen werden müssen, um gerade dies zu verhindern. Ich hatte deshalb „unsern“ TV-Machern schon früh empfohlen, auch eine Langzeit-Nachkontrolle vorzusehen. Und durch die Präsenz einer gewieften Ernährungsberaterin können gesundheitsschädigende Auswüchse hoffentlich vermieden werden.
A propos Fernsehen: da war noch diese Reality TV Show aus Australien mit dem knackigen Titel Fat Kids can’t hunt (dicke Kinder können nicht jagen). 10 übergewichtige Kinder aus England müssen einen Monat lang unter einem Stamm von Aborigines in den Outbacks leben und dabei strikt die Lebensweise der Eingeborenen einhalten. Sie kriegen nur zu essen, was sie selber ernten und erjagen können, sonst müssen sie hungern… – Im Sturzflug zurück in die Urzeit. Man verspricht sich davon ein Umdenken und eine neue Einstellung zum Essen bei den Kindern.
Die Idee – wen wunderts – stammt aus dem Hause Endemol, wo auch Big Brother und andere televisionäre Köstlichkeiten herkommen. Fachleute hingegen bezeichnen das Experiment zu Recht als voyeuristisch. Und die Frage ist berechtigt: Wie sollen denn die Kids in der Wildnis des australischen Busches lernen, wie sie sich im Schlaraffenland unserer Zivilisation zu verhalten und gesund zu leben haben? – Eben.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:55 |
Ich weiss nicht, wie viele Kalorien das verbraucht. Es ist eine spezielle Kraftbewegung. Man fasst die Seiten mit beiden Händen, schaut, dass es nicht zu viele sind, fügt die beiden Daumen nahe zueinander und zieht dann die eine Hand entschlossen gegen sich, während man die andere Hand kräftig von sich wegstösst. Dort, wo sich dei beiden Daumen fast berühren, müsste nun das Papier einzureissen beginnen. Zuerst nur mit einem kleinen Riss, der sich aber, einmal angerissen, schnell verlängert und schliesslich – ratsch! – über die ganze Seite läuft, so dass man mit einem Ruck in jeder Hand eine Hälfte hält.
Sie merken: es geht darum, Akten von Hand zu zerreissen. Denn es steht in unserer Stiftung wieder mal ein Umzug an, irgendwann im Mai oder Juni. Aber jetzt ist die Zeit günstig, vorbereitend die alten Papiere zu sichten, so weit sie nicht in Ordnern eingeheftet sind. Die Arbeitsunterlagen, von denen es mehrere Exemplare gibt, müssen den Weg in die Kehrichtverbrennung gehen. Über den Zürisack in den Container und in den Ofen. Aber weil man nie weiss, welchen Weg der Container nehmen wird, ist es vorsichtiger, die Akten, je nach ihrem persönlichen Vertraulichkeitsgrad, in grössere oder kleinere Teile zu zerreissen. Zwei, vier oder acht…
Vier Stunden habe ich heute so zugebracht, fünf Säcke aufgefüllt, so schwer, dass man sie gar nicht mehr an der Schlaufe tragen kann, sondern mit einem Rolli zum Container befördern muss. Und die Schwere steht symbolisch für all den Knatsch, die Kämpfe, die Auseinandersetzungen, Prestige-Fights um einzelne Formulierungen, Text-Passagen… Wie viel Herzblut, Schweiss und Tänen stecken in diesen Dossiers! Wie viele Arbeitsstunden, Sitzungen, nächtliche Schreibarbeiten, Vernehmlassungen per Fax oder eMail… und jetzt wird das alles weggeschmissen, dem Orkus des Feuers übergeben und in Fernwärme umgewandelt…
Ein halbes Tablar meines Büchergestells ist abgearbeitet. Es bleibt noch viel zu tun. Und es ist eine nostalgiebeladene Achterbahnfahrt durch die zurückliegende Stiftungsgeschichte, als Konzentrat auf den Punkt gebracht. Nur keine Sentimentalität vortäuschen! Was fort ist, ist fort und muss nicht in die Zügelkisten… und vieles davon ist eh noch auf elektronsichen Datenspeichern verewigt. – Das ist die grosse Erleichterung, die jeden Umzug begleitet: dass man Ballast abwerfen, sich erleichtern kann, den papierernen BMI sozusagen im Handstreich (oder per Handriss) herunter zu schrauben. Ritsch und ratsch und weg. Und eine ganze Schachtel von Büroklammern fällt obendrein noch an, ganz zu schweigen von dem bunten Stapel an etwas ausgebeulten und leicht vergilbten Klarsichtmäppchen. Doch die lassen sich wieder glatt pressen.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:38 |
Das war vor über zwanzig Jahren. Ein unglücklicher Fehltritt auf einem ländlichen Bahnsteig, ein Sturz in die Tiefe aufs Gleis, nicht hoch, keinen Meter, aber unerwartet hart der Aufprall mit dem Fuss auf die Schiene, ein stechender Schmerz… ich war damals vielleicht 140 Kilo schwer.
Während der Bahnfahrt ins Ferienhaus schwoll das Fussgelenk an. Der Besuch beim lokalen Doktor brachte wenig Erhellung: wahrscheinlich verstaucht. Gut einbinden, die nächsten Tage schonen und wenns nicht besser wird, daheim zum Hausarzt. Und ein Schmerzmittel nehmen.
Der Hausarzt war besorgt und schickte mich zu den Spezialisten in den Balgrist. Die fanden heraus, dass die Achillessehne angerissen war und nun nachbehandelt werden sollte… Bei dieser Gelegenheit, sagten sie, würden sie auch gleich meine Ferse „umbauen“, einen Knochen diagonal halbieren und verkehrtherum wieder zusammenschrauben, dadurch müsste sich mein Gang stabilisieren und ich wäre künftig vor Misstritten gefeit.
Allerdings – und da bedienten sich die Medici der lateinischen Sprache, um ihren Patienten nicht allzusehr zu verunsichern – bestehe ein Operationsrisiko, solange ich so dick sei. Da ich aber dank meinen ehemaligen humanistischen Lehrkräften dem Ärztegespräch einigermassen folgen konnte, einigten wir uns bald darauf, dass ich zuerst abnehmen müsse, ehe es auf den Schragen ging.
In dreiviertel Jahren schaffte ich 28 Kilo… und siehe da: ich fühlte mich leicht, beschwingt und schwebte federnd über den Boden, die Schmerzen in der Fersengegend waren wie weggeblasen und ich verspürte keinerlei Bedürfnis mehr nach einem chirurgischen Eingriff.
Denn noch lauerte in meinem Unterbewusstsein die Angst vor dem Risiko einer Operation.
Und jetzt lese ich eine Studie der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, wonach statistisch erhärtet ist, dass adipöse Patienten mit einem BMI über 40 in deutlich höherem Masse gefährdet sind, während einer Operation mit Komplikationen konfrontiert zu sein. Thrombosen, Druckstellen, schlechte Wundheilung oder Lungenentzündung sind bei Übergewichtigen deutlich häufiger. Dazu kommen „technischen“ Probleme während des Eingriffs: es braucht speziell belastbare OP-Tische, besondere Gerätschaften und Instrumente, die auch in die Tiefe wirken können… und dann gibt es auch Schwierigkeiten bei der Dosierung der Medikamente, die sich in übergrossen Körpern anders verteilen…
Dies sind Themen, die am Jahreskongress der Deutschen Chirurgen-Gesellschaft Anfang Mai behandelt werden. Tröstlich für mich ist allenfalls die Erkenntnis, dass ich vor zehn Jahren eine Meniskus-Operation am Knie trotz 165 Kilo Lebendgewicht problemlos überstanden habe. Zum Glück ist Risiko relativ.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:41 |
Wenn Fred Feuerstein voller Begeisterung seinen unternehmenslustigen Schlachtruf durch die Steinzeit geschleudert hat, dann widerhallten die Granitwände im Steinbruch: Yabba-Dabba-Doo! Ein unübersetzbares Stück Lebensfreude, an dem sich auch das einfache Gemüt erfreuen kann.
Daran fühlte ich mich erinneret, als ich heute in der Sonntagspresse die doppelseitige Reklame aufschlug, in der auf einem kleinen grünen Oval die gelb-rote Buchstabenkombination zu lesen war: JaMaDu. Im Oval eine fröhliche affenartige Maus mit buschigem Schwanz und daneben, riesig gross, drei Kinderhände, die sich in die Höhe recken, als wollten sie sich in der Schule zu wort melden, mit je einem Löffelchen fest im Griff.
Oben an der Seite prangte der Slogan: Für das Kinderstimmrecht. Und worüber stimmen die Kleinen ab? Über eine neue Produktelinie von coop. Näheres dazu entnahm ich einem kleinen Flyer, der am Vortag an der Tagung der Ernährungsberaterinnen verteilt worden war: Für ausgewogene Ernährung und viel Spass beim Grosswerden.
Da hat coop also eine Reihe von neuen Lebensmitteln ins Sortiment aufgenommen, die ganz speziell für Kinder gefertigt sind: Äpfel, Apfel- und Bananenmus, Ananas- und Mangosticks (alle mit einer Energiedichte von vorbildlichen 50 Kalorien pro 100 Gramm), Karotten- und Gurkenstäbchen, Salat, Tiefkühlgemüse (auch sie mit wenig Energie), verschiedene Tees und Fruchtsäfte, Müslimischung und Milchdrinks… hergestellt ohne Zusatzstoffe, mit möglichst wenig Zucker bzw. natürlichen Süssstoffen und sparsamst dosiertem Fett und Salz…
Und eine Jury von Kindern soll bewerten, was schmeckt… denn nur das wird ins Sortiment aufgenommen, was bei der Kinderjury ankommt. Alle Produkte sind verpackt mit dem fröhlichen JaMaDu-Äffchen-Motiv… dazu gibt es auf der Webseite kindergerechte Ernährungstipps und man kann einen speziellen Newsletter abonnieren. – Die ganze Aktion wirkt bei der ersten Begegnung als ein erfreulicher Beitrag zur bewussteren und „richtigen“ Ernährung für KInder, die heute oft keinen Bezug mehr zu einzelnen Lebensmitteln haben. Allerdings sind es keine „naturbelassenen“ Produkte (mit Ausnahme der Äpfel)… aber die Kaloriendichte kann sich sehen lassen, sie ist für Snack-Produkte vorbildlich gering.
Es ist spannend zu sehen, wie sich die beiden Lebensmittel-Grossverteiler gegenseitig den Rang abzulaufen versuchen: Migros sponsort die TV-Serie Ein Ort nimmt ab… coop hat sich das Label SlowFood gesichert. Migros hatte mit ClubMinu und den Lillibiggs sehr früh die Kinder als Marktsegment ins Auge gefasst – jetzt hat coop mit JaMaDu nachgezogen… – Also alles bestens? Warten wir ab und sehen wir zu, wie sich die Sache entwickelt. Denn: die Kinder sind unsere Zukunft.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:37 |
Alle Jahre wieder: Kongress des Verbands der diplomierten ErnährungsberaterInnen. Und wir mit einem Info-Stand dabei. Neben all den kommerziellen Ausstellern von Hero über Knorr zu Emmi, und den Anbietern von gesundheitsförderlichen Medizinalprodukten aus dem Ernährungssektor, kommen wir uns fast etwas verloren vor mit unserem bescheidenen Auftritt: einfacher Banner zum aufstellen, unser Magazin, die vorhandenen Broschüren und Flyers, und dann das Formular für die Anmeldung.
Das ist heuer mein Hauptinteresse: das Thema des Kongresses lautet Adipositas im Berufsalltag – nicht immer alltäglich und bringt eine Fülle von Vorträgen zu einzelnen Aspekten aus der konkreten Praxis der Ernährungsberatung. Da sind vor allem jene Leute hier, die sich im nicht immer einfachen Umgang mit Übergewichtigen besonders engagieren. Und da wir immer wieder angefragt werden nach Adressen von Ernährungs-Fachleuten, die ein „glückliches Händchen“ mit Adipösen haben, möchten wir so viele wie möglich kennen lernen und erfassen, um sie später auf Anfrage vermitteln zu können.
Der Zuspruch ist erfreulich. Es ergeben sich zahlreiche gute Gespräche und Kontakte, die uns und den Ratsuchenden weiterhelfen werden. Es ist – und das wurde mir mehrfach aus den Erfahrungen der Beraterinnen bestätigt – nicht allein eine Frage der Ausbildung (diese ist ausgezeichnet und anspruchsvoll) und des Wissens, aber eben auch ganz wesentlich eine Frage der Empathie, der Ausstrahlung, der menschlichen Reife bei der Arbeit mit Leuten, die vielleicht ihr ganzes bisheriges Leben lang darunter gelitten haben, dass sie ausgegrenzt und mit ihrem Gewichtsproblem allein gelassen worden sind.
Hier haben auch einige der Referate viel Verständnis geweckt und dürften über den Kongress hinaus in den Alltag nachwirken. Eine wichtige Veranstaltung.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:23 |
Es war natürlich Pflicht, die erste Ausgabe der neuen TV-Serie Ein Ort nimmt ab anzusehen. Und es macht Freude, zu erleben, wie sympathisch, positiv und motivierend die schwierige Thematik vor Ort in Eglisau angegangen wurde und wird.
Die neue Sendeform macht Lust auf mehr: schon nach einer knappen Stunde sind uns die verschiedenen Protagonisten richtig ans Herz gewachsen, sie werden nicht vorgeführt und blossgestellt, sondern liebevoll begleitet bei der Umsetzung ihres sehr privaten und schwierigen Vorhabens, Gewicht zu reduzieren.
Das Erlebnis der Gemeinschaft kann unterstützen und stärken. Die einzelnen sind nicht allein. Sie fühlen sich aufgehoben in der Gemeinde, getragen von der Solidarität der andern… und zudem spielt sich alles unter den Augen einer interessierten und anteilnehmenden Öffentlichkeit ab. Das erzeugt auch einen Druck und man wird sehen, wie die Geschichte weitergeht, wenn nach drei Monaten die Scheinwerfer erloschen sind.
Zu hoffen ist, dass bis am Schluss durch die engagierten Fachleute so viele gute und konkrete Tipps vermittelt werden konnten, dass deren Wirkung auch später noch anhält. Wir sind dabei.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:47 |
Medienkonferenz der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz heute Morgen in Eglisau. Das ist der Ort, aus dem in den kommenden 12 Wochen die SF 1-Doku-Serie „Ein Ort nimmt ab“ kommen wird. Start: Freitag, 13. April, 20 Uhr.
Aber um die Serie und den Ort geht es nur nebenbei, obwohl Peter Keller, der Gemeindepräsident, die Gunst der Medien-Stunde schon nutzen und sein Städtchen gut präsentieren kann. Hauptgrund ist die Ankündigung der „zweiten Welle“ zur Kampagne „gesundes Körpergewicht“, die sich Gesundheitsförderung Schweiz (GFS) für die kommenden vier Jahre mit einem Budget von rund 30 Mio Franken auf die Fahne geschrieben hat.
Herbe Kritik ist heute denn auch in FACTS zu lesen: GFS zelebriere sich selber mit dem Geld der KassenpatientInnen, undurchsichtig sei der Prozess der Projektbewilligungen, bei denen die Vertreter im Stiftungsrat oft in eigener Sache Geld für eigene Interessen transferierten… und im Bundeshaus rege sich Groll. Der Gesundheitsminister sinne auf Remedur. Da kam die Kritik aus Adipositas-Fachkreisen an der ersten Plakat-Welle gerade gelegen.
Nun, die zweite Welle läuft nach dem gleichen Prinzip ab: „verfettete“ Gegenstände (ein Velo, Inline-Skates und Laufschuhe) rufen dem faulen Benutzer zu, er solle sie wieder mal bewegen, man sehe doch, wie sie wegen dem Bewegungsmangel Gewicht angesetzt hätten…. – Auch dieser Ansatz ist originell, witzig gemeint und will es vermeiden, dass betroffene Personen politisch unkorrekt abgebildet werden. Unverändert wieder aufgenommen wird der Slogan, der beim ersten Mal die Fachgemüter vor allem erhitzt hat: Es braucht wenig, um viel zu verändern.
Ob das klug ist, kann man sich fragen. Und auch jetzt bietet sich natürlich Anlass zu Kritik: mit diesen Sujets wird der Eindruck erweckt, mangelnde Bewegung sei der alleinige Grund für eine Gewichtszunahme… es wird gewissermassen ausgeblendet, dass Adipositas in den meisten Fällen eine chronische Krankheit ist, die viele, ganz verschiedene Ursachen hat, von denen einige noch längst nicht ausreichend erforscht sind. Solche Kritik ist bzw. wäre durchaus berechtigt… aber sie würde erneut verkennen, dass es gar nicht möglich ist, mit plakativen Botschaften einen komplexen Sachverhalt hinreichend vertiefend darzustellen.
Also pickt die Kampagne den Bewegungs-Aspekt heraus und weist die noch Normalgewichtigen (und die erst leicht Übergewichtigen) darauf hin, dass mehr Bewegung zumindest ein Anfang ist. Entsprechend werden auch Bewegungs-Veranstaltungen von slowup.ch beworben, bei denen es ums Velofahren geht.
Wir von der SAPS sind grundsätzlich froh und interessiert, dass wenigstens „etwas läuft“ zur Thematik. Dies nicht ohne eine gewisse Wehmut, wenn man sieht, mit welch grosser Kelle hier angerichtet wird: als wir von der SAPS aus vor acht Jahren (als erste, notabene) bei GFS eine Aufklärungskampagne für übergewichtige Kinder in den Schulen als Projekt eingereicht und um Unterstützung gebeten hatten (wir planten damals mit einer kleinen halben Million), gab es bloss ein mildes Lächeln und die Vertröstung auf eine spätere Antwort, die nie eingetroffen ist. Jetzt rollt der Rubel, wenn auch noch nicht so kräftig in unsere Richtung… aber es ist zumindest ein Anfang.
Und eben: nicht vergesen, am Freitagabend um 20 Uhr: SF 1 schauen.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:23 |
Unlängst durfte ich ein Interview geben über meine Meinung und meine Erfahrungen, wie Betroffene mit ihrem Übergewicht „seelisch“ umgehen… Mir war klar, dass meine Antworten rein persönlich sein konnten und dass jeder und jede ihr Schicksal ganz individuell und anders erleben.
Eine Beobachtung meine ich allerdings gemacht zu haben, nicht nur an mir selber, sondern auch an zahlreichen anderen Gewichtsgenossen: viele Dicke neigen dazu, in Gesellschaft ihr Übergewicht auf eine selbstironische Weise selber zu thematisieren, um durch das Lachen über den eigenen „Witz“ quasi den möglichen Spott der anderen abzulenken, ihm die Spitze zu brechen, ehe er sich überhaupt zeigen kann. Ich ertappe mich immer wieder bei solchen Sprüchen, die sich oft auch ganz unbewusst einstellen, sei es, dass man im Aquafit-Training lautstark nach dem längsten Schwimmgurt verlangt, oder dass man sich im Kleidergeschäft nach der Abteilung für Elefanten erkundigt… was einem halt so an Blödheiten einfällt.
Und damit bin ich bei der organisierten, professionellen Unterhaltung. – Sie könnten nicht gegensätzlicher sein, die beiden Bühnenkünstler und Wortakrobaten, deren Programme ich mir nun im Abstand von einem Tag angesehen habe: Peach Weber gestern und Andreas Thiel heute. Ein sich wurstig gebender Bonvivant und kommunikativer Minimalist der eine – ein geschliffener Philosoph der politischen Unkorrektness der andere. Zwei Welten, kein Vergleich! Und auch das Publikum bei beiden Veranstaltungen völlig verschieden. Das eine würde sich beim andern kaum wohl fühlen… mit Ausnahme derer, die wie ich ein gewisses professionelles Interesse von früher noch mitbringen.
Interessant auch, dass in beiden Programmen das Thema „Übergewicht“ angesprochen wurde: ein allgegenwärtiges Sujet, das jedoch die beiden Kabarettisten nicht in gleicher Weise „betrifft“. Weber, selber schon deutlich zur Fülle neigend, folgt meines Erachten dem Klischee der vorauseilenden Selbstveräppelung (die ja generell für seinen ganzen Auftritt gilt und eines seiner Markenzeichen geworden ist). Er spricht die Thematik mehr oder weniger überraschend (oder vorhersehbar) an, wenn er etwa sagt, auch er müsse auf die Linie achten und habe deshalb seine Essgewohnheiten radikal umgestellt – er esse jetzt im Schlafzimmer. Oder: Ernährungsberatung sei ein richtiger Modeberuf geworden, deshalb habe er sich auch ausbilden lassen und eine eigene Praxis eröffnet – er gebe nun Tipps, wo die besten Fressbeizen zu finden seien. Und schliesslich den: kein Wunder, dass die Kinder immer schwerer werden, wo sie doch dauern mit der „Blei-Station“ spielen…
Bei Thiel kommt es weinger vordergründig. Er hat es selber auch nicht nötig, mit seiner dezent-eleganten, schnittigen Erscheinung. Und doch gibt er zu bedenken, ob das mit der Klimaerwärmung und den ansteigenden Weltmeeren an Ende nicht bloss eine Täuschung sei und dass in Wirklichkeit die Menschheit, die immer dicker werde, einfach die Kontinantalplatten tiefer in die Erde drücke… – Gut, Humor ist Geschmackssache, und vielleicht war das nicht die beste Pointe im Thielschen Feuerwerk, das trotzdem unbedingt zu empfehlen ist.
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