22/5 Empowerment
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 19:09 |
Ein Fachausdruck, der in der Gesundheitsdebatte immer mehr Eingang findet. Was genau verbirgt sich dahinter? – Das Lexikon meint sinngemäss: Mit Empowerment bezeichnet man Strategien und Maßnahmen, die geeignet sind, das Maß an Selbstbestimmung und Autonomie im Leben der Menschen zu erhöhen und sie in die Lage zu versetzen, ihre Belange (wieder) eigenmächtig, selbstverantwortlich und selbstbestimmt zu vertreten und zu gestalten.
Diesem Thema galt eine Tagung, die heute in Bern vom Ernährungsnetzwerk nutrinet veranstaltet wurde. Dabei ging es gezielt um chronische Krankheiten, die mit Ernährung verbunden sind, aber für einmal nicht um Übergewicht und Adipositas, die ohnehin schon die gesundheitspolitische Agenda besetzen. Es ging also darum, anhand von praktischen Beispielen aus dem konkreten Alltag zu erfahren, wie Kinder und Jugendliche durch geeignete Anleitung und Motivation so weit gefördert werden können, dass sie mit ihrer Krankheit, die ihnen zum Teil einschneidende Veränderungen in ihren Lebensgewohnheiten abverlangt, bewusst und richtig umgehen können.
Es waren eindrückliche Berichte aus Ferienlagern, in denen Kids mit seltenen Nahrungs-Unverträglichkeiten für einmal unter sich ihr „Besonders-Sein“ vergessen und sich gegenseitig mit Tipps und Tricks aushelfen können; es war die überzeugende Präsentation eines Projektes, das Immigrationskindern mit Problem-Hintergrund durch die simple Faszination des Fussballspiels wieder Selbstvertrauen und Einordnung in ein soziales Gefüge gibt; und schliesslich wurden Techniken vermittelt, wie man ein leider wieder mehr verbreitetes Krankheitsbild, die Karies, wirksam bekämpft, indem man die Kinder dazu bringt, sich selber davon befreien zu wollen… Wertvolle Impulse, die auch in die ganze Adipositas-Prophylaxe Eingang finden können.
Zu diesem Thema dann aber noch eine interessante Information aus der aktuellen Ausgabe des Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL: Eine internationale Forschergruppe hat sich an die Arbeit gemacht, um die Tausenden und Abertausenden von Bakterienkulturen, welche dem Menschlichen Körper „besiedeln“ und die insgesamt über ein weitaus vielfältigeres Spektrum an genetischen Ausprägungen verfügen als der Mensch selber, zu enträtseln, aufzuspüren, zu analysieren und zu erforschen. – Erste Zwischen-Erkenntnisse hätten u.a. ergeben, dass gewisse Bakterienkulturen im Darm von adipösen Menschen dabei mitwirken, Kohlenhydrate zu verdauen (und in Energie bzw. Speicher-Fett umzuwandeln), die bei deren Fehlen unverdaut geblieben wären… Noch weiss man wenig über diesen neuen Mikrokosmos im Menschen drin und was er allenfalls bewirken kann, im positiven wie im negativen Sinn. Aber es ist ein neues Indiz dafür, dass man die Dicken nicht zu eigenverantwortlichen Tätern stigmatisieren darf, sondern die Ursachen sorgfältig erforschen und aufhellen muss.
Sehr geehrter Herr v. Grüningen,
Nach dem gestrigen Kassensturzauftritt von Frau Humbel bin ich Ihnen sehr dankbar, dass Sie den vielfältigen neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Thema Adipositas öffentliche Beachtung verschaffen und damit ein Gegengewicht zu den „Willensvertretern“ bilden, deren Ansichten beim „gesunden Volksempfinden“ ja so gut ankommen, weil sie im Brustton der Überzeugung vorgetragen werden.
Danke, dass Sie den Überzeugungstätern mit Sachkenntnis entgegentreten.
Herzliche Grüsse
von
Martha E.