24/6 Chance intakt?
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 20:46 |
Eine Kurzmeldung in der SonntagsZeitung lässt mich aufmerksam hinsehen: Dicke überleben Herzinfarkt eher heisst es da. Was soll das jetzt wieder? Da habe ich mich durchgerungen, das Signal von oben (oder woher auch immer) ernstzunehmen und meinen Kuraufenthalt dazu zu nutzen, um mit mehr und gezielter Bewegung, ausgewogener und reduzierter Kost und unter ärztlicher Kontrolle so viel wie möglich abzunehmen… und jetzt fällt mir die empirische Forschung in den Rücken!?
Man habe 1700 Infarktpatienten beobachtet und dabei rechnerisch ermittelt: nach drei Jahren waren unter den Dünnen fast 10 Prozent verstorben. Von den leicht Übergewichtigen starben 7,7 Prozent, bei den schwer Übergewichtigen waren es jedoch „nur“ 3,6 Prozent! – Das Schöne an dieser Rechnung ist freilich, dass auch bei den Dünnen immerhin 90 Prozent nach drei Jahren noch leben! Das deckt sich ja auch mit den tröstlichen Informationen, die meine Gattin vom Hausarzt erhalten hatte: da die meisten Infarktpatienten nach dem Ereignis bewusster auf ihre Gesundheit achten, ist deren Lebenserwartung erfahrungsgemäss nicht kürzer, als wenn sie ohne Infarkt sorglos und unbekümmert weiterglebt hätten… Aber: war diese Erkenntnis den Preis wert, den wir bezaht haben und noch bezahlen? – Der statistisch errechnete Vorsprung von 3,6 auf 10 scheint mir dagegen eher schmal und in keinem Verhältnis zur Einbusse an Lebensqalität zwischen Normalgewicht und Adipositas. Machen wir uns da nichts vor!
Ein weiteres Rätsel hat der SonntagsBlick gelöst: er enthüllt, was der TV-Medizinmann der Nation, Dr. med Samuel „Sämi“ Stutz nach seinem Abschied vom Bildschirm zu tun gedenkt. Er will eine virtuelle Klinik eröffnen: ein Internet-Spital zur Selbstdiagnose, quasi ein Gesundheitsschiff auf den WWW-Wellen… – Für uns, die wir von der Schweizerischen Adipositas-Stiftung aus seit Jahren mit zunehmendem Erfolg eine schriftliche und telefonische Anlaufstelle zum Thema Übergewicht bieten, ist dies ein interessanter Aspekt: Konkurrenz (die ja bekanntlich das Geschäft belebt) oder Ergänzung? Beides ist spannend und stellt eine Herausforderung dar, wobei uns unsere spezifischen Erfahrungen zugute kommen werden. Interessant dürfte vor allem die Frage sein, welchen Stellenwert „das Fernsehen“ in der öffentlichen Wahrnehmung hat und ob ein Projekt mit der skizzierten Ambition ohne die Magie der Mattscheibe eine reale Überlebenschance hat?