3/7  Aufbruch

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:46

Das war also der letzte Abend im „Bistro“, der Café-Bar unserer Kuranstalt, im Kreise von Kollegen und Mitpatienten, mit denen man sich in den lezten Wochen zusammengefunden hat. Leidensgenossen und Genesungsgenossen gleichermassen. Die meisten haben noch eine bis zwei Wochen zu bleiben und es ist ein amüsanter Austausch der Agumente, ob sie nun noch bleiben „dürfen“ oder „müssen“. Ich verspüre, wenn ich ehrlich bin, einen gewissen Stalldrang und habe schon vor dem Abendessen damit begonnen, meine Koffe zu packen.

Morgen in der Frühe werden sie verschlossen, ab 0830 Uhr liegt die Rechnung an der Rezeption bereit, von den meisten meiner BetreuerInnen habe ich mich schon verabschiedet, nicht alle sind im gleichen Masse geschäftserprobt wie der Leiter der Fitness-Therapieangebote, der mir noch einen Prospekt mitgeben wollte für den Fall, dass ich mal einfach so für eine Woche als Privatmann („Selbstzahler“) in einen therapeutischen Wiederholungskurs oder so kommen möchte.

Bis zur letzten Stunde zeigt sich das Personal von seiner herzlichen, hilfsbereiten Seite. Diese Qualität der Betreuung ist nicht hoch genug einzuschätzen: man ist hier nicht eine Nummer oder ein anonymes Patientengut, die meisten kennen ihre „Kunden“ mit Namen, sprechen sie gar mit dem Vornamen an, machen ein Spässchen und tragen so bei zu einer motivierenden Kommunikation, die so wichtig ist für den Heilungsprozess.

Wenn ich die verschiedenen Testblätter und Berichte betrachte, die meinem Schlussrapport beigelegt sind, dann stelle ich fest, dass sich meine Leistungsfähigkeit zwischen der ersten und der dritten Woche erheblich gesteigert hat: schwarz auf weiss ist belegt, was ich eigentlich auch am eigenen Leib verspüre, wenn ich mich im Hause bewege, was mir von Tag zu Tag leichter gefallen ist.

Damit bin ich gerüstet und vorbereitet für die Rückkehr in die Stadt, wo ein Teil der Alltagswelt auf mich wartet. Von allen Seiten wird mir schon vorsorglich gut zugeredet, ich solle mich ja nicht übernehmen, jetzt heisse es neue Prioritäten zu setzen, die Geschäfte sanft anzugehen, Sorge zu mir zu tragen… aber da ich nicht unter einer Käseglocke lebe und die schöne Schonzeit in der ländlichen Idylle nun vorbei ist, wird man sehen müssen, wie damit umzugehen ist. Eines ist sicher: aus DIESER Thematik soll mir kein Sress erwachsen.